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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Träumen, wusste ich bis letztes Jahr gar nicht, dass es ihn gibt.«
    »Und vor Kurzem sind gewisse Fähigkeiten in dir erwacht?«
    »Ja.«
    »Genau das hat die Phibob auf den Plan gerufen. Du hättest mit ihm nicht nach Khammouan fahren dürfen. Dort gab es zu viele Erinnerungen, zu viele ihm nicht eben wohlgesinnte Geister. Jetzt haben die Phibob Witterung aufgenommen. Wie die Wildkatze, die spürt, dass der Hirsch verwundet ist. Sie werden keine Ruhe geben, bis sie Yeh Mings letzten Tempel zerstört haben.«
    »Und wo ist dieser Tempel?«
    »Nicht wo, sondern wer . Du bist der Tempel, in dem er seine Jahrhunderte beenden möchte.«
    »Ach du Scheiße. Aber warum?«
    Tik blickte auf.
    »Was weißt du über deinen Vater?«
    »Gar nichts.«
    »Dein leiblicher Vater war Lao Heu, ein berühmter Hmong-Schamane und direkter Nachkomme Yeh Mings. Vor dir beherbergte sein Körper die Seele. Die beiden haben … wie soll ich sagen? Sie haben sich Gedanken über Yeh Mings Altersvorsorge gemacht, und dabei verfielen sie auf dich.«
    Siris Gedanken überschlugen sich. Nach zweiundsiebzig Jahren hatte er plötzlich einen Vater und eine Geschichte. Er wusste nicht, ob er das alles wirklich wissen wollte. Er hatte mit seiner Ungewissheit eigentlich ganz gut gelebt.

    »Ich …«
    »Kurz nach deiner Geburt wurde Yeh Ming in einer feierlichen Zeremonie zu deinem Schutzgeist bestimmt. Das brachte dich natürlich in eine brenzlige Situation. Du wurdest von zu Hause fortgeschickt, weil du nicht ahnen solltest, dass du mit der Geisterwelt in Verbindung stehst. Dass du von der Hexerei nichts wusstest und sie folglich auch nicht praktizieren konntest, war gleichsam deine und Yeh Mings Lebensversicherung.
    Das Leben der Seele verläuft in Zyklen. Solange der Kreislauf nicht gestört wird, ist die Seele unsterblich. Du hättest sie bis zu deinem Tod in dir getragen und sie dann weitergegeben. Aber Yeh Ming hatte im Jenseits etwas Unerhörtes ausgelöst. Mit den Phibob hatte er sich einen Feind geschaffen, der im Lauf der Jahre immer größere Macht gewann.
    Die Phibob waren gefährlich und mussten vernichtet werden. Aber die einzige Möglichkeit, ihnen Einhalt zu gebieten, bestand darin, der Herrschaft deines Schutzgeistes ein Ende zu bereiten. Man hoffte, dass du als einfacher Mensch durchs Leben gehen und die Zauberkräfte des Schamanen nicht in Anspruch nehmen würdest. Man hoffte, dass du eines natürlichen Todes sterben würdest, sodass Yeh Ming mit seinem Tempel in Frieden hingehen konnte.«
    »Woher wissen Sie das alles?«
    »Die Einzelheiten sehe ich hier in den Knochen und den Eingeweiden, aber die Geschichte selbst kennt jedes Kind.«
    »Ich bin eine Legende?«
    »Nun werde mal nicht gleich übermütig.Yeh Ming ist die Legende.«

    »Wie habe ich dem Tod heute Morgen ein Schnippchen geschlagen?«
    »Glück – oder, genauer gesagt, gutes Karma. Die Phibob können einem kein körperliches Leid zufügen. Niemand ist je von einem bösen Geist zu Boden gestreckt worden. Aber sie können buchstäblich in das Bewusstsein eines Menschen dringen. Es gibt viele ungeklärte Todesfälle, und es sind fast immer Männer, die ohne plausiblen Grund im Schlaf ihr Leben lassen. Das ist das unheilvolle Werk der bösen Geister.
    Die Phibob können einen Schlafenden davon überzeugen, dass er gestorben ist. Heute Morgen haben sie dein Bewusstsein in die Erde gezerrt und dich in einer Stupa eingemauert. Es war so real, so überzeugend, dass dein Unterbewusstsein glaubte, du bekämest keine Luft mehr. Hat dein Bewusstsein diesen Kampf erst einmal verloren, gibt auch dein Körper sich geschlagen und streckt die Waffen. Heimtückisch und raffiniert.«
    »Und wie …?«
    Tik zog mit einem Hühnerknochen eine Dotterlinie von dem Ei zu den Gedärmen.
    »Du hattest zuvor etwas Selbstloses getan.«
    Siri dachte nach.
    »Der Elefant?«
    »Seine Seele wollte dir für deine Güte danken. Der Geist des Elefanten ist etwas Wunderbares. Buddha hat gesagt: ›Von allen Fußspuren ist die des Elefanten die größte.‹«
    »Er hat mich weiteratmen lassen?«
    »Er hat dich ermuntert, wieder damit anzufangen. Den goldenen Buddha, unter dem du geschlafen hast, nicht zu vergessen. Ich bezweifle, dass der Elefant allein dich hätte retten können.«

    »Ich war wirklich und wahrhaftig tot. Das weiß ich genau.«
    »Willkommen unter den Lebenden. Dir ist allem Anschein nach ein zweiter Sonnenaufgang zuteilgeworden.«
    »Wie kann ich die Phibob daran hindern, mich noch

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