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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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diese Hauer darin unterzubringen? Oder wie sehen Sie das?«
    »Ich bin nur für Pickel zuständig. Sie sind der Polizist. Da müssen Sie schon selbst dahinterkommen. Also?«
    »Also was?«
    »Fahren Sie? Wenn nicht, dann fahre ich.«
    Phosy stöhnte.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Hier in Vientiane gibt es einen Mann, der die Irren auf den Inseln vermutlich besser kennt als sie sich selbst. Wenn wir ihn befragen, sparen wir nicht nur Zeit, sondern auch Mühe.«
    »Super. Gehen wir.«
    »Nicht so hastig. Er ist erst heute Abend wieder da. Müssen Sie eigentlich nicht in die Pathologie zurück?«
    »Kein Problem. Mein Chef ist gerade mit knapper Not dem Erschießungskommando entronnen. Da glaube ich kaum, dass er heute noch zur Arbeit kommt.«
    »Wenn doch, würde mich brennend interessieren, wie er die Sache mit dem Doppelgänger gedeichselt hat.«
    »Oh, ich glaube, ich kenne des Rätsels Lösung.«

16
    DER KRÖTENIMITATOR
    Inspektor Phosy hatte endgültig genug. Er hatte dem Doktor ausreichend Zeit gelassen, das Geheimnis der königlichen Truhe zu ergründen, die noch immer ungeöffnet im Kulturministerium stand. Siri hatte sich ein paar Tage ausbedungen, bei seiner Rückkehr aus Luang Prabang aber nichts weiter gesagt als: »Nur Geduld, Phosy. Nur Geduld.«
    Nun war seine Geduld erschöpft.
    Er schaute im Krankenhaus vorbei, um Wachtmeister Nui zu besuchen, der jetzt zwar schon wieder im Bett saß und sprechen konnte, an den Tag, als er die drei Treppen hinuntergefallen war, jedoch keinerlei Erinnerung hatte. Auch konnte er sich weder an die Frauen entsinnen, die sich um sein Krankenbett versammelt hatten, noch an das Gesicht des Mannes, der ihn jetzt befragte. Er hatte das Gedächtnis fast vollständig verloren.
    Phosy fuhr mit seiner violetten Vespa zum Nam-Phou-Brunnen und blickte am Ministeriumsgebäude empor, das sich schwarz und bedrohlich gegen den purpurroten Himmel abhob. Er spürte das Adrenalin in seinen Adern und ärgerte sich, weil er sich von dem Gerede über Flüche und Verwünschungen hatte beeindrucken lassen. Wie jeden Abend
war es in Vientiane auch heute ziemlich ruhig und finster noch dazu. Er zog eine klobige russische Taschenlampe aus seinem Rucksack und stieg von seinem Roller.
    Da die oberen zwei Etagen des Gebäudes offiziell als Tatort galten, hatte er Schlüssel für den Haupteingang und die Tür zum fünften und sechsten Stock. Das Haus war nicht bewacht, weil die Behörden sich nach wie vor der Illusion hingaben, Kriminalität und Widerstandsbewegung fest im Griff zu haben. Um zehn Uhr würde ein alter Wachmann vom Fischen kommen und im Parterre seine Zelte aufschlagen. Es war ein ebenso schwacher wie sinnloser Versuch, Unbefugte am Eindringen zu hindern.
    Phosy wollte eben die Straße überqueren, als er im Gebüsch rings um den trockenen Brunnen hinter ihm ein Rascheln hörte. Er fuhr herum und leuchtete mit der Taschenlampe. Er sagte weder »Ich weiß, dass Sie da sind«, noch »Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus«, weil das Zittern in seiner Stimme seine Angst verraten hätte. Stattdessen ließ er den Lichtstrahl über die knisternden braunen Blätter gleiten und sah – nichts. Dafür hörte er etwas. Das Rülpsen einer Kröte. Er ließ die Lampe sinken und dachte: »Jetzt fürchtest du dich also schon vor Fröschen. Wenn du dir bei jeder Eidechse, Ratte und Motte in die Hose machst, Inspektor, kommst du nie bis in den sechsten Stock.«
    Peinlich berührt drehte er sich um und schickte sich an, über die Straße zu gehen. Diesmal ignorierte er das Rascheln im Laub und das fortgesetzte Rülpsen. In nicht allzu weiter Ferne sah er den Scheinwerfer eines thailändischen Helikopters, der das Ufer des Mekong absuchte. Der Fluss lag gleich um die nächste Ecke, der einzige Wasserlieferant, den die hitzegeplagte Stadt im März noch hatte.
Der Brunnen spie seit einem Jahr nur Windenblüten. »Aber warum …?«
    Auf die Frage, warum die Kröte hier und nicht am Wasser saß, hätte er wahrscheinlich früher kommen sollen. Doch die Antwort musste warten. Es gab dringendere Fragen:Was schlich sich da auf bloßen Füßen von hinten an ihn heran? Und wie hatte es ihm unbemerkt so nahe kommen können?
    Bevor er sich umdrehen konnte, hatten ihn die starken Arme gepackt. Bevor er zu Boden fiel, bemerkte er den unverkennbaren Geruch.
     
     
    Etwa zur gleichen Zeit saß Siri an seinem Schreibtisch in der Pathologie. Er hatte seine Pflichten lange genug vernachlässigt. Eine Leiche war

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