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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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sie die Zubereitung dieses ausgesprochen unspektakulären Gerichts in allen Einzelheiten schilderte, betrauerte Siri den Verlust mühsam wettgemachten Bodens. Im Lauf des letzten Monats war es ihm erfolgreich gelungen, die Zahl ihrer überfallartigen Säuberungsaktionen auf ein Minimum zu reduzieren. Jetzt hatte Inthanets Anwesenheit
ihr neuen Auftrieb gegeben. Inthanet musste verschwinden.
    Zudem hatte sie seine große Offenbarung sozusagen in einer Flut von Seifenlauge ertränkt. Er hatte dreiunddreißig Zähne: er, Prinz Phetsarath und Buddha. Er hätte es am liebsten laut herausgeschrien. Das musste unbedingt gefeiert werden, aber ohne Fräulein Vong.
    »Vong, ist etwa schon Wochenende? Oder haben Sie heute frei?«
    »Nur heute Vormittag, Genosse. Wir machen eine Forschungsreise in die südlichen Provinzen. Und da wir über Nacht reisen, haben wir den Vormittag zum Packen freibekommen.«
    Sofort hob sich seine Stimmung.
    »Wie viele Monate bleiben Sie denn fort?«
    »Nur vier Tage. Ich bin im Handumdrehen wieder da. Ich stelle das sicherheitshalber in die Küche.« Sie ging mit der Schüssel Fisch- laap ins Haus. Kurz darauf hörten sie sie sagen: »Huch, hier müsste aber auch mal dringend Staub gewischt werden.«
    »Nicht nötig, Fräulein Vong.«
    Siri und Inthanet wechselten ein Lächeln und zogen Grimassen wie Schuljungen hinter dem Rücken ihres Lehrers. Siri senkte die Stimme und fragte: »Was haben Sie mit dem Essen gemacht, das sie Ihnen gebracht hat?«
    »Das hat selbst Ihr Hund verschmäht. Ich dachte, sie sieht vielleicht in der Mülltonne nach, darum habe ich es unter dem Papayabaum dort drüben zur gnädigen Ruhe gebettet.«
    »Dann kann ich die Hoffnung, dass dort in absehbarer Zeit Papayas wachsen, ja wohl fahren lassen.«
    Da fiel Siri ein, dass er die Machete ausgraben musste,
bevor sie zu rosten anfing. Wieder lachten sie und lauschten dem Wispern des Staubwedels und dem Summen einer glücklichen Frau, die zum Putzen geradezu geboren schien.
    Erst als Siri auf seinem Motorrad davonfuhr und Inthanet das Gartentor hinter ihm schloss, dämmerte Herrn Soth, dem Nachbarn, wie übel man ihm mitgespielt hatte. Er stieg auf einen Stuhl auf seiner Veranda, sodass er über die Mauer sehen konnte. Es waren zwei. Er war gekränkt. Wie konnten sie es wagen? Wie konnte es jemand wagen, sich derart über ihn lustig zu machen?
    Natürlich handelte es sich um keine bloße Verwechslung. Inthanet hatte schon einigen Aufwand betreiben müssen, um wie Siri auszusehen. Da war zunächst der Gang, dieser hastende, leicht gebückte Gang, der Siri umso flinker an sein Ziel zu bringen schien. Doch zu seiner Zeit war Inthanet ein großartiger Schauspieler gewesen. Ein paar kleinere maskenbildnerische Veränderungen an den Augenbrauen und Siris blauer Mao-Anzug genügten, und Inthanet erkannte sich selbst nicht wieder. Wie also hätte der Nachbar merken sollen, dass er nicht Siri war?
    Der Doktor hatte Soth gesehen, als er den Lautsprechermast gefällt hatte. Nachdem er den kleinen Sabotageakt so lange und sorgfältig geplant hatte, machte es ihn doppelt wütend, auf frischer Tat ertappt zu werden, noch dazu in einem Vorort, wo nach Mitternacht normalerweise kein Mensch mehr auf die Straße ging. Er hatte seine Machete so scharf geschliffen, dass man damit selbst den kommunistischen Amtsschimmel mühelos in seine Einzelteile hätte zerlegen können. Seinen Berechnungen nach würde er höchstens zehn Hiebe brauchen, um den grässlichen Kasten zu Fall zu bringen, und längst wieder auf seiner Pritsche liegen, bevor jemand etwas merkte.

    Wie hätte er auch ahnen sollen, dass der geheimnisvolle Herr Soth sich dort herumtrieb? Woher sollte er die Gewohnheiten des Mannes kennen? Wie kam sein Nachbar dazu, um diese nachtschlafende Zeit schon auf den Beinen zu sein? Vor Tagesanbruch hatte dort niemand etwas zu suchen. Aber da stand er, hellwach und auf Vergeltung sinnend.
    Auf dem Flug von Luang Prabang hatten Siri und Inthanet dieses kleine Komplott ausgeheckt und Vorkehrungen für diverse andere Eventualitäten getroffen. Dtui hatte ihrem Chef am Telefon von den beiden Polizisten erzählt, und Tik, der alte Schamane, hatte vorausgesehen, dass Siri im Gefängnis landen würde. Insofern waren sowohl Herrn Soths Anzeige als auch Siris Verhaftung unabwendbar. Das Stück war geschrieben, und die Handlung folgte dem Text. Doch der letzte Akt stand noch aus.
    Herr Soth war nämlich nicht nur ein widerlicher Kerl, sondern auch ein

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