Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
da?
Im ersten Moment wollte er ihm hinterherlaufen, doch dann überlegte Korbinian es sich anders.
Isabell hatte vorhin erwähnt, dass sie manchmal das Gefühl hatte, jemand verfolge sie, aber dann gleich selbst abgewiegelt und gemeint, dass sie sich das vermutlich nur einbildete.
Und er selbst, dumm, wie er war, hatte nicht nachgehakt, sondern ausgerechnet in diesem Moment darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, sie in seine Arme zu ziehen und ihre süße Nähe zu spüren.
Verdammt! Offensichtlich war es keine Einbildung, es gab tatsächlich jemanden, der ihr folgte und sie beobachtete. Und dieser jemand war sein Bruder. Wie er Benno kannte, handelte er bestimmt nicht aus irgendwelchen harmlosen Motiven heraus.
Korbinian musste Isabell warnen, und er würde seinen Bruder zur Rede stellen.
Unwillkürlich schaute er zu ihren Fenstern hinauf. Nein, er konnte jetzt nicht umkehren und noch einmal klingeln. Die Wohnung lag bereits im Dunkeln; Isabell hatte vorhin noch gesagt, dass sie sehr müde sei und gleich zu Bett gehen wolle. Außerdem war Benno ja fort. Den würde er sich morgen vorknöpfen!
Doch am nächsten Tag versuchte er vergeblich, seinen Bruder zu erreichen. Benno war nicht zu Hause, und er trieb sich auch nicht in den Kneipen herum, in denen er sonst anzutreffen war. Auch sein Handy war ausgeschaltet.
Benno war wie vom Erdboden verschluckt und blieb auch für eine geraume Weile unauffindbar.
***
Isabell war glücklich.
Sie lebte nun bereits seit fast drei Wochen in der schönen Villa, und sie war verliebt. Wahnsinnig verliebt. Bis über beide Ohren. Und immer noch erschien es ihr wie ein Wunder, dass Korbinian ihre Gefühle erwiderte.
Konnte man so glücklich sein? Durfte man überhaupt so glücklich sein? Wurde das Schicksal da nicht neidisch und versuchte, einem einen Dämpfer zu verpassen?
Die beiden Verliebten sahen sich jeden Tag. Von der Firma aus fuhr Korbinian direkt zu Isabell, oder sie trafen sich in seiner Wohnung. Isabell, die sonst gern noch am späten Abend gearbeitet hatte, sah nun zu, dass alles erledigt war, wenn Korbinian kam, damit sie nicht eine einzige der gemeinsamen Minuten verschwenden musste.
Anfangs hatte Korbinian noch Sorge gehabt, dass Benno wieder auftauchen und Schwierigkeiten machen könnte. Doch je mehr Zeit verging, desto mehr entspannte er sich.
Ihr Glück ließ Isabell regelrecht aufblühen und machte sie noch hübscher, als sie es ohnehin schon war.
Das fiel auch Dr. Frank auf, als sie endlich am Mittwochnachmittag ihr Treffen nachholten. Er war inzwischen genesen, obwohl er sich manchmal immer noch ein wenig schwach fühlte. Alexandra achtete deshalb sorgsam darauf, dass er nicht zu viel arbeitete.
Als er die strahlende Isabell vor seiner Tür stehen sah, breitete der Grünwalder Arzt die Arme aus, und sie ließ lachend zu, dass er sie an sich zog. Dann schob er sie ein Stück von sich weg, ließ jedoch die Hände auf ihren Schultern liegen und musterte sie aufmerksam.
„Es hat sich alles zum Guten gewendet, nicht wahr?“, meinte er. „Aber kommen Sie doch erst einmal herein.“
„Und wie!“ Isabell lächelte. „Ich bin verliebt. Wie verrückt!“
„Und Ihr Vater? Ich meine, Herr Baldenau? Die Erbschaft? Ach, bitte, setzen Sie sich.“
Isabell ließ sich auf das Sofa sinken.
„Nun, das ist zwar alles sehr angenehm, aber irgendwie gar nicht mehr so wichtig.“ Sie schlug für einen Moment die Hände vors Gesicht. „Oh Gott, Dr. Frank, ich bin jetzt reich! Wahnsinnig reich. Aber wenn mir heute jemand sagen würden, dass ich nur eins behalten könnte und mich zwischen all dem Geld und Korbinian entscheiden müsste, dann würde ich ihn wählen, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.“
Der Grünwalder Arzt lächelte.
„Hm, Korbinian“, meinte er lächelnd. „Er hat also Ihr Herz gewonnen.“
„Oh ja! Wenn sie wüssten, wie glücklich ich bin!“
„Erzählen Sie’s mir“, erwiderte er und schenkte ihr Kaffee ein. Dann schob er ihr die Platte mit dem Kuchen hin, den seine Haushälterin gebacken hatte. „Ich bin so unheimlich gespannt darauf, die ganze Geschichte zu hören. Fangen Sie damit an, wie es gewesen ist, als Sie bei Ihrer Mutter ankamen. Ich bin ja überhaupt nicht auf dem Laufenden.“
Für einen Moment verdüsterte sich Isabells Gesicht, doch gleich darauf kehrte ihre Fröhlichkeit zurück. Sie trank einen Schluck Kaffee, dann begann sie, ihm alles zu berichten.
Gebannt hörte Dr. Frank zu.
„Unglaublich“, meinte er,
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