Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
entsprechende Zahlenkombination ein, und prompt ließ sich der Tresor öffnen.
Benno holte eins der kleinen Kästchen heraus, hob den Deckel an und blickte mit einem breiten Grinsen auf den funkelnden Schmuck.
Dann zuckte er zusammen, denn im gleichen Augenblick wurde die Haustür geöffnet.
***
Isabell war schon bald wieder umgekehrt, weil es plötzlich heftig zu regnen begonnen hatte. Sie hatte keinen Schirm dabei, und bis zum Supermarkt war es viel zu weit. Lieber wollte sie auf ihren Einkauf verzichten, als bis auf die Haut durchnässt zu werden.
Die letzten Meter legte sie im Dauerlauf zurück. Als sich das Tor nicht gleich öffnen ließ, schimpfte sie vor sich hin und hastete dann zur Eingangstür. Entnervt schob sie sich die feuchten Haare aus der Stirn.
Nanu, wieso war denn nicht abgeschlossen?
Wirklich, ich muss sorgfältiger sein, ermahnte sie sich. Das ist mir jetzt schon zum zweiten Mal passiert!
Sie wollte nach oben eilen, um sich die nassen Sachen auszuziehen, doch an der Treppe blieb sie abrupt stehen.
Irgendetwas warnte sie. Irgendetwas war anders als sonst …
Sie war nicht allein im Haus, dessen war sie sich plötzlich ganz sicher. Jemand war hier eingedrungen – jemand, der hier nicht das Geringste zu suchen hatte.
Später machte sich Isabell Vorwürfe, dass sie nicht gleich die Polizei gerufen hatte. Doch in diesem Moment dachte sie nicht lange nach. Als sie ein leises Geräusch aus dem Arbeitszimmer hörte, schlich sie auf Zehenspitzen dorthin.
Im gleichen Moment, als sie vorsichtig die Tür aufdrücken wollte, wurde diese von innen aufgerissen. Isabell, die Hand immer noch auf der Klinke, stolperte gegen den Mann, der eben herausstürmen wollte.
Etwas fiel auf den Boden. Es waren einige kleine Kästchen, die sich nun öffneten und ihren funkelnden Inhalt über den Boden verstreuten.
Dieser verdammte Dieb wollte den Schmuck stehlen, den Johannes ihr vermacht hatte! Was für eine bodenlose Frechheit! Isabell hatte keine Angst, sie verspürte lediglich Wut.
Zornig starrte sie den Mann an, der vor ihr stand. Sie konnte nicht erkennen, wer er war, denn er trug eine schwarze Wollmaske, die lediglich die Augen und den Mund frei ließ.
Und doch … irgendwie kam er ihr bekannt vor.
Ein ungeheuerlicher Verdacht keimte in ihr auf, und ihre Augen wurden schmal.
„Benno?“, fragte sie, dann stampfte sie wie ein kleines Mädchen mit dem Fuß auf. „Oh verdammt, du unverschämter, widerlicher …“
Weiter kam sie nicht. Benno schlug zu. Seine Faust traf sie mitten ins Gesicht.
Isabell sank in die Knie.
Benno hätte nun einfach an ihr vorbeigehen und verschwinden können, doch all der Frust und die Wut, die sich in ihm angesammelt hatten, brachen in diesem Moment aus ihm heraus.
Sie war schuld, dass er das Erbe nicht bekommen hatte. Sie hatte ihn um all das schöne Geld betrogen. Sie war nicht bereit, ihm auch nur einen Cent von ihrem erschlichenen Geld zu überlassen. Ihretwegen hatte er sich wie ein Hund vor diesen miesen Typen verkriechen müssen.
Bei jedem dieser Gedanken schlug er wieder zu. Er war erbarmungslos, und als Isabell schließlich wimmernd am Boden lag, trat er sie heftig in die Rippen.
Doch als er erneut mit dem Fuß ausholen wollte, wurde er abrupt gestoppt …
***
Korbinian war nicht böse darüber, dass sein Kunde das für den Abend geplante Geschäftsessen abgesagt hatte. So konnte er doch noch nach München zurückkehren und brauchte nicht hier zu übernachten.
Er sehnte sich unglaublich nach Isabell. Dass man einen Menschen, den man erst seit Kurzem kannte, dermaßen vermissen konnte …
Doch dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht. Er hatte eine Überraschung für sie. Auf dem Weg zu seinem Kunden war er an einem kleinen Juwelierladen vorbeikommen, in dem auch antiker Schmuck angeboten wurde. Einer der Ringe war ihm gleich ins Auge gesprungen: ein typischer Art-Deco-Brillantring, aus Gelbgold und Platin gearbeitet, fein ziseliert, mit einem wunderschön funkelnden Stein in der Mitte.
Da er wusste, dass Isabell alten Schmuck liebte, hatte er keine Sekunde gezögert und diesen herrlichen Ring für sie gekauft. Nun ruhte dieses Schmuckstück in einer kleinen, mit Samt ausgeschlagenen Schachtel in der rechten Tasche seines Jacketts.
Während der Fahrt tastete er immer wieder danach, immer wieder musste er sich davon überzeugen, dass das Schächtelchen noch da war. Ob Isabell sich über sein Geschenk freuen würde?
Korbinian kam gut durch, und
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