Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
als sie schließlich geendet hatte. „Und wie schön, dass sich für Sie alles zum Guten gewendet hat.“
„Ja, in der Tat.“ Isabell nickte. „Manchmal kann ich es immer noch nicht so recht fassen und denke, gleich wache ich aus diesem herrlichen Traum auf und bin dann wieder die alte Isabell.“ Sie sah den Grünwalder Arzt an. „Aber jetzt habe ich so lange von mir erzählt und noch nicht ein einziges Mal gefragt, wie es Ihnen geht. Und das, wo Sie doch so krank waren!“
„Viel, viel besser“, erwiderte er lächelnd. „Ich fürchte nur, ich war kein sonderlich einfacher Patient und habe all diejenigen, die sich so wunderbar um mich gekümmert haben, in den Wahnsinn getrieben.“
Dann wurde er wieder ernst.
„Aber schließlich habe ich doch noch Vernunft gezeigt. Ich wollte unbedingt arbeiten, in die Praxis zurückkehren. Doch als ich gemerkt habe, dass meine Kraft noch nicht vollständig zurückgekehrt ist, habe ich zunächst nur vormittags eine Sprechstunde abgehalten. Erst seit Anfang dieser Woche arbeite ich wieder voll. Und ich bin sehr froh, dass ich es tatsächlich schaffe.“
***
Isabell hatte diesen angenehmen Nachmittag im Doktorhaus sehr genossen. Es war schön gewesen, Dr. Frank wiederzusehen, und sie hatten abgemacht, dass sie dieses Treffen demnächst wiederholen würden.
„Aber dann kommen Sie zu mir in die Villa“, hatte sie vorgeschlagen. „Bringen Sie Dr. Schubert mit, und ich werde Korbinian überreden, dass er mal ein wenig früher nach Hause kommt.“
Korbinian … sie vermisste ihn. Er war geschäftlich nach Salzburg gefahren und sollte erst am nächsten Vormittag zurückkehren. Zum ersten Mal, seit sie zusammen waren, würde sie den Abend und die Nacht ohne ihn verbringen müssen.
Sie schloss das alte schmiedeeiserne Tor auf, durch das sie auf ihr Grundstück gelangte, und zog es hinter sich zu. Doch als sie gerade abschließen wollte, fiel ihr ein, dass sie ganz vergessen hatte, etwas fürs Abendessen einzukaufen.
„Soll ich noch einmal zurückgehen oder nicht?“, murmelte sie unschlüssig vor sich hin. „Großen Hunger habe ich eigentlich nicht, weil ich so viel Kuchen gegessen habe, aber falls ich später noch Appetit bekomme … Also gut. Dann bin ich noch mal weg“, fügte sie laut hinzu.
Sie ging vor sich hin summend wieder davon, ohne den Mann zu bemerken, der hinter einem Busch in ihrem Garten kauerte.
***
Benno atmete auf. Das war knapp gewesen. Nicht auszudenken, wenn Isabell ihn auf dem Grundstück entdeckt hätte. Da hätte er sich wirklich eine gute Ausrede einfallen lassen müssen.
Er war erst an diesem Mittag nach München zurückgekehrt, völlig abgebrannt, und brauchte dringend Geld – oder zumindest etwas, was er zu Geld machen konnte. Nicht ein einziger Cent befand sich mehr auf seinem Konto, und auch den Überziehungskredit hatte er gnadenlos ausgereizt.
Er hatte hin und her überlegt, wie er sich etwas beschaffen könnte, und schließlich war ihm der Schmuck eingefallen, der Johannes gehört hatte. Er wusste, wo sich der Safe befand, und er kannte auch die Kombination, denn er hatte seinen Onkel einmal beobachtet, als er ihn geöffnet hatte.
Für so was habe ich ein verdammt gutes Auge, dachte er grinsend. Und ein gutes Gedächtnis.
Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass Isabell so unerwartet auftauchen würde. Er war vorhin bei ihrer Wohnung gewesen, doch als niemand geöffnet hatte, hatte er bei der Nachbarin geklingelt und sich nach ihr erkundigt.
„Ach, die nette Frau Tiberius – da haben Sie Pech, die ist nicht da. Verreist, hat sie mir erzählt, für eine ganze Weile“, hatte die alte Frau Meyer behauptet, die schlecht hörte und nicht verstanden hatte, was Isabell ihr gesagt hatte, als sie in die Villa gezogen war.
Möge sie diesen Urlaub genießen und recht lange wegbleiben, damit ich noch ein paar Mal zurückkommen kann, hatte Benno zufrieden gedacht.
Er brauchte nicht mal in das Haus einzubrechen, denn er hatte einen Zweitschlüssel. Den hatte er noch zu Lebzeiten seines Onkels anfertigen lassen, nachdem er heimlich einen Abdruck von den Originalen genommen hatte. Wenn man die richtigen Leute kannte, war das Nachmachen kein Problem.
Benno schloss nun die Eingangstür auf und ging in das Arbeitszimmer seines Onkels, das sich im Erdgeschoss befand.
Wie einfallslos, dachte er, als er das Bild beiseiteschob, hinter dem sich der Tresor befand. Den hätte der gute Johannes auch besser tarnen können!
Er gab die
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