Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
wütend darüber, dass du ihm bei diesem Erbe dazwischengefunkt hast. Er hatte im Geiste all das schöne Geld bereits ausgegeben.“
„Und du?“, wollte sie wissen und sah ihn ernst an.
„Ehrlich gesagt ist mir Johannes’ Vermögen ziemlich egal. Wir waren von Hause aus auch nicht gerade arm. Obwohl mein Bruder sein Erbteil längst verpulvert hat. Deshalb war er ja auch so wild darauf, ‚Nachschub‘ von unserem Onkel zu bekommen. Er braucht dringend Geld, weil er einen Berg voll Schulden hat. Ihm sitzen da ein paar ganz unangenehme Typen im Nacken.“
„Aber er hat doch auch etwas geerbt“, wandte Isabell ein. „Hunderttausend Euro. Für andere Leute ist das ein kleines Vermögen.“
„Nicht für ihn.“ Korbinian lachte auf. „Meinem Bruder wird davon nichts bleiben. Ich weiß mit Sicherheit, dass seine Schulden wesentlich höher sind. Natürlich hat er versucht, mich anzupumpen, aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass ich nicht einen Cent davon wiedersehen würde. Und inzwischen bin ich es leid, ihm immer wieder Geld dafür zu geben, dass er den großen Mann markieren kann. Benno sollte endlich mal erwachsen werden.“
Er trank einen Schluck.
„Aber ich mag jetzt nicht mehr über meinen Bruder reden“, sagte er dann. „Nur so viel noch zum Thema Erbe: Die Firma läuft richtig gut. Ich verdiene mehr, als ich ausgeben kann. Also kann ich dir ganz ohne Neid das gönnen, was du bekommen hast.“
Wieder lächelte er, und wieder schlug Isabells Herz wilde Purzelbäume.
„So, und jetzt sollten wir wirklich über andere Dinge reden“, fuhr Korbinian fort. „Zum Beispiel über dich. Erzähl mir von dir. Alles. Ich bin schrecklich neugierig auf mein neues ‚Cousinchen‘.“
Er sah Isabell an, und sie merkte, wie plötzlich ein ganz eigenartiger Ausdruck in seine Augen trat.
Was für ein Idiot ich war, dachte Korbinian. Ich habe doch wirklich und wahrhaftig geglaubt, ich könnte mich gegen meine Gefühle wehren. Ich war überzeugt, ich könnte sie irgendwie ausschwitzen oder sie sonst wie wieder verschwinden lassen, wenn ich es nur energisch genug versuche. Aber ich kann Isabell einfach nicht widerstehen. Sie ist viel zu süß und zu nett und zu schön und was weiß ich, als dass ich mich von ihr fernhalten könnte.
Ich habe mich in sie verliebt. Gleich auf den allerersten Blick. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nie mehr werde aufhören können, sie zu lieben.
***
Benno fluchte vor sich hin und trat von einem Bein auf das andere, während er in einen Hauseingang gedrückt auf der anderen Straßenseite wartete, den Kragen seiner Jacke hochgeschlagen.
Verdammt, wie lange wollte sein Bruder denn noch da oben bei ihr bleiben? Was trieben die beiden miteinander? Das fehlte ihm gerade noch, dass ausgerechnet Korbinian ihm in die Quere kam!
Na gut, wenn sein Bruderherz einen Treffer gelandet hatte, dann konnte er sich wenigstes das romantische Säuseln sparen. So wild war er sowieso nicht auf Isabell. Ganz ehrlich, wenn er das Geld nicht so bitter nötig hätte, würde er diese Zicke nicht mal mit dem Hintern anschauen.
Dennoch musste er sie irgendwie herumkriegen, sie dazu bringen, das Geld herauszurücken, das ja ohnehin eigentlich ihm gehörte. Feinfühligkeit konnte er sich dabei nicht mehr leisten.
Die Zeit drängte, diese Kerle wurden immer ungeduldiger, trotz der achtzigtausend Euro, die er ihnen bereits in den gierigen Rachen geworfen hatte. Die restlichen zwanzigtausend hatte er behalten, schließlich musste er ja von irgendwas leben.
Benno schaute auf seine Uhr. Fast zwölf. Sein Bruder war nun schon mehr als drei Stunden bei ihr. Und er stand sich hier unten die Beine in den Bauch. Ob er einfach nach Hause gehen sollte? Es brachte doch nichts, wenn er noch länger wartete.
Aber er rührte sich nicht vom Fleck. Irgendwie war er schon beinah süchtig danach, genau darüber Bescheid zu wissen, was Isabell tat. Es gab ihm das Gefühl, Macht über sie zu haben. Und wenn er Macht über sie besaß, dann kam er auch irgendwie an die Kohle heran.
Benno lächelte böse vor sich hin.
***
Eine Viertelstunde später verließ Korbinian Isabells Wohnung. Als er auf die Straße trat und zu seinem Wagen gehen wollte, bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Irgendein Typ lungerte dort drüben im Hauseingang herum! Jetzt wandte er sich ab und hastete, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, davon.
Das war doch … ja, es war Benno! Was, um Himmels willen, trieb sein Bruder
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