Dr. Stefan Frank - Halt dich an mir fest!
erschrocken!
„Unsinn … du bist kein Monster. Niemand sieht wie das blühende Leben aus, wenn er so verprügelt wurde.“ Seine Stimme klang angespannt. „Das wird schon wieder, selbst wenn es dauert. Und ich liebe dich auch so: mit deinem geschwollenen Gesicht und all den Prellungen, die sich so hübsch verfärben.“
Ganz, ganz vorsichtig hauchte er ihr einen Kuss auf den Mund.
„Du bist und bleibst die einzige Frau, die ich begehre. Egal, wie du aussiehst.“
„Halt … mich …“
„Oh Liebes!“ Korbinian lachte ein wenig hilflos. „Das würde ich ja nur allzu gern tun, aber ich habe Angst, irgendwas an dir kaputt zu machen.“
Er beugte sich vor, nahm ihre Hände in seine und legte sie dann ganz vorsichtig auf seine Schultern.
„Halt dich stattdessen an mir fest. Das muss reichen, bis ich keine Angst mehr zu haben brauche, dass ich dich zerbreche. Doch ich verspreche dir, Indianerehrenwort, dass ich dich ganz, ganz fest halten und nie mehr loslassen werde, sobald es dir und deinen armen Rippen ein wenig besser geht.“
***
Korbinian war in die Villa gezogen. Hier fühlte er sich Isabell viel näher – und eben diese Nähe brauchte er.
Am vergangenen Tag hatte er mit Dr. Frank gesprochen. Der Grünwalder Arzt hatte ihm gesagt, dass sich die Kollegen in der Waldner-Klinik große Sorgen um Isabell machten. Nicht wegen der körperlichen Verletzungen, die allmählich und zu ihrer Zufriedenheit abheilten, sondern wegen der seelischen Wunden, die sie davongetragen hatte, als Benno sie so brutal angriffen hatte.
„Wir versuchen, ihr psychologische Unterstützung zu geben“, erklärte Dr. Frank. „Dass sie so brutaler Gewalt ausgesetzt gewesen ist, muss ein fürchterlicher Schock für sie gewesen sein. Benno muss ja wie von Sinnen auf sie eingeschlagen haben. Das ist nichts, was man einfach wegsteckt.“
Er schwieg einen Moment.
„Um es kurz zu machen, wir haben nicht viel Erfolg bei der Bewältigung dieses schlimmen Erlebnisses“, gestand er dann. „Die Therapeutin ist ratlos. Egal, welche Methode sie wählt, Isabell reagiert nicht darauf.“
Er sah Korbinian eindringlich an.
„Deshalb sind jetzt Sie gefordert, Herr Fürsterer – noch mehr als bisher, und obwohl Sie bereits so unendlich viel für Isabell getan haben. Was sie nun vor allem braucht, ist Ihre Liebe. Ihre unverbrüchliche Liebe.“ Der Grünwalder Arzt lächelte leicht. „Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für Ihren hübschen Ring aus Salzburg. Ich denke, damit würden Sie Isabell neue Kraft geben. Und die braucht sie jetzt ganz dringend.“
***
Korbinian war schrecklich nervös und aufgeregt, und seine Aufgeregtheit hatte auch ein wenig die Schwestern angesteckt. Sie waren eingeweiht in den Plan, den Dr. Frank sich ausgedacht hatte, und sie alle tuschelten und kicherten.
Dann war es so weit. Eine der Schwestern hatte Isabell unter einem Vorwand aus dem Zimmer geholt, und kaum war sie fort, machten sich Korbinian und zwei der Schwestern an die Vorbereitung.
Über den Tisch, der in Isabells Zimmer stand, wurde eine feine Leinendecke gelegt, dazu kamen die passenden Servietten. Aus der Villa hatte Korbinian Silberbesteck mitgebracht, schwere Kristallgläser und außerdem eine schöne alte Silbervase, in der zehn noch viel schönere dunkelrote Rosen steckten. Die Teller, die sie benutzen wollten, standen im Schwesternzimmer und warteten darauf, mit Suppe und Brei gefüllt zu werden, denn feste Nahrung konnte Isabell immer noch nicht zu sich nehmen.
Das wichtigste Teil aber steckte in Korbinians Jackentasche: die kleine, mit Samt ausgeschlagene Schachtel.
Dann gab ein Pfleger das verabredete Zeichen, und die beiden Schwestern verschwanden blitzschnell aus dem Zimmer. Korbinian blieb allein zurück, mit heftig klopfendem Herzen und eiskalten Händen. Wie würde Isabell reagieren?
Nichtsahnend betrat sie ihr Einzelzimmer. Als sie den festlich gedeckten Tisch entdeckte, blieb sie verblüfft stehen.
„Was ist denn hier los?“, wollte sie wissen, als Korbinian auf sie zutrat.
„Lass dich überraschen“, erwiderte er mit einem Lächeln – diesem besonderen Lächeln, das Isabell so liebte. Und plötzlich wurde ihr ganz warm ums Herz.
Korbinian nahm sie bei der Hand, führte sie zum Tisch und rückte ihr den Stuhl zurecht.
„Setz dich, Liebes“, bat er. „Heute Abend gibt es das Waldner-Klinik-Spezial-Feinschmecker-Essen für dich: ein Tellerchen pürierte Gemüsesuppe und köstlichen
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