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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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bereits dunkler werdende Umgebung oben auf dem Gletschergipfel.
    »Dann mal los. Holen wir uns den kleinen Ausreißer zurück«, wiederholte Murnauer, an seine Soldaten gewandt. Dann drehte er sich zu Singer und seinem kleinen Trupp um. »Nach Ihnen, Dr. Singer.«
    Der Alte Mann fasste ihn daraufhin am Arm. »Das da unten ist nicht dein Eigentum, du Narr! Es gehört niemandem. Und wenn ihr so etwas auf die Menschheit loslasst, dann seid … « Der Alte kam nicht mehr dazu, weiter auszuführen, was er meinte. Murnauer fuhr herum wie ein Besessener, seine Gesichtszüge waren erneut zur viehischen Fratze purer Wut verzerrt.
    »Schnauze!«, blaffte er den Alten an, wobei er einige Speicheltropfen auf dessen Gesicht versprühte. Drohend erhob er eine zitternde Hand zum Schlag, während er sich vor dem Alten aufbaute. Singer stellte sich zwischen den drohenden Institutsleiter und den alten Mann. Dieser verzichtete darauf, seinen Satz zu beenden. Er erkannte nun, was Singer schon viel früher begriffen hatte: Murnauer befand sich längst an einem Ort, wo Vernunft und gute Worte ihn nicht mehr erreichen konnten.
     
     

Abwärts
     
     
    U nd so kletterten sie hinab in den Schacht, in die Tiefe und in die Dunkelheit. Murnauer und die bis an die Zähne bewaffnete Nachhut stiegen hinter Singer in den Gang hinab.
    Sie hatten den kreisrunden Schacht, durch den der alte Mann damals zurück ins Licht gekrochen war, an einigen Stellen verbreitern müssen, um das schwere Gerät in den Berg zu hieven, die Laser, die Bohrer und die Brecher, mit denen sie den steinernen Sarkophag schließlich geöffnet hatten. Die einstmals spiegelglatt ausgefrästen Innenseiten der Röhre waren von Ausbrüchen und groben Scharten überzogen und man hatte an der Decke eine lange Reihe kleiner, intensiv leuchtender Quecksilberdampflampen angebracht. Die gleißende Helligkeit machte den Abstieg ins Innere des Berges keinen Deut weniger unheimlich, aber wenigstens konnte man die Strecke nun aufrecht gehen. Sie bewegten sich rasch abwärts und je tiefer sie in den Berg vordrangen, umso schwerer schien das Gewicht des Steins auf ihnen zu lasten.
    Der Gang mit den Lampen führte sie nach einer Weile in die erste Höhle und von da ging es nahezu waagerecht weiter bis zu dem Raum mit dem schwarzen Sarkophag. Rückblickend war die Strecke fast schon verblüffend kurz und dem Alten wurde klar, wie lächerlich kurz die Strecke bis zur rettenden Oberfläche gewesen war, als er sich sein vermeintlich letztes Pfeifchen angesteckt hatte. Ihm war sie wie mehrere hundert Meter vorgekommen. Regel Nummer drei, die er damals missachtet hatte:
    Kurz vor dem Sonnenaufgang ist die Nacht am tiefsten. Und kurz vorm Ziel ist die Versuchung am größten, einfach aufzugeben.
    Beinahe hätte auch er einfach aufgegeben.
    Die Berge konnten tückisch sein. Unbarmherzig und tödlich. Aber sie waren niemals böse . Aber das, was da unten lag, das, zu dem sie jetzt hinabstiegen, war böse. Und zwar auf eine Weise, die keiner von ihnen zu begreifen imstande war.
    Vielleicht wäre es besser gewesen, dachte Alois Suter, wenn er hier unten gestorben wäre und der Menschheit das grausame Geheimnis im Herzen der Berge erspart hätte.
    Wenn von dem beleuchteten Hauptgang irgendwelche Abzweige abgingen, so bemerkte sie Singer nicht. Was er allerdings bemerkte, war der Geruch. Leicht süßlich mit einer metallischen Note erfüllte er den schmalen Gang und schien mit jedem Schritt intensiver zu werden. Und es war noch eine andere Note darin, eine ferne Andeutung von Moder und feuchtem Verfall. Wie Dachgebälk, das jahrelang dem Regen ausgesetzt war, morsch und faulig und von ekelhaften Maden und Käfern zerfressen, ausgehöhlt bis auf ein schwarzes, garstiges Innenleben …
    Dann war der Gang zu Ende. Sie traten aus der Röhre im Gestein in einen kleinen Vorraum und wurden dort von Murnauers bewaffneter Vorhut erwartet. Ein Trio aus kleinen grellen Lampen beleuchtete eine Vielzahl merkwürdiger Symbole, die in die schwarzen Steinwände gehauen worden waren. Tatsächlich, wie der Alte gesagt hatte. Singer verstand nun, was Suter gemeint hatte; sie anzusehen verursachte ein dumpfes Unwohlsein, aber Singer fand sie auf eine seltsame Weise ebenso faszinierend wie abstoßend. Er hätte sie länger betrachten können, ohne Kopfschmerzen und Magenkrämpfe. Er hätte sie vielleicht sogar entziffern können, denn ihre Bedeutung schien ihm beinahe vertraut, so wie ein Déjà-vu, eine ferne Erinnerung, die

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