Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
fest um die von Martin klammerte.
Chaos!
E ine gewaltige Erschütterung rollt durch den Fels. Ein Donnern wie von fernem Gewitter, dass heranschießt und in der nächsten Sekunde über ihren Köpfen niedergeht. Eine Staubwolke aus dem Gang, in den Murnauer und seine Leute verschwunden sind, ein stickiger, grauer Nebel erfüllt die Höhle und plötzlich sind sie alle blind. Alles, was sich weiter als eine Nasenlänge vor dem eigenen Gesicht befindet, verschwindet in dem dichten Staub, der überall niederregnet. Singer tastet nach seiner Tochter, nach Martin und dem Alten. Da sind sie, dicht neben ihm an die Wand gepresst, und der alte Mann scheint zu husten – Singer kann spüren, wie sein Körper geschüttelt wird, aber die Laute gehen im Getöse unter.
Schreie und die Geräusche blinder Hast aus dem Gang, der tiefer in den Fels führt. Dann das Stakkato losbrechender Gewehrsalven, dröhnend zurückgeworfen von den kahlen Wänden des unterirdischen Mausoleums. Schreie, die nicht allein menschlichen Ursprungs zu sein scheinen, und sich hineinsteigern in eine grollende Kakophonie unsagbarer Wut. Die Soldaten, die sie bewachen sollen, reißen ihre Waffen hoch, während die Schreie und Schüsse aus dem Nebenraum auf sie zurasen. Dann Schritte …
Eine Gestalt stolpert in den Raum, das Gesicht zu einer Grimasse wahnsinniger Furcht entstellt, die Augen so weit aufgerissen, dass nur noch das Weiße darin zu sehen ist. Jetzt dämmert allmählich auch ihren Bewachern, dass sie in eine Falle getappt sind. Dass ihr Schicksal bereits besiegelt war, als sie die Metallplatte auf Murnauers verfluchtem Gletschergipfel geöffnet haben und in den Fels marschierten wie todesmutige Zinnsoldaten. Wie Lemminge.
Die schwarz uniformierte Gestalt stolpert weiter durch den Staubnebel auf ihre Kameraden zu und prallt dabei mit dem Brustkorb gegen die Seitenwand des Sarkophags, taumelt zurück, rappelt sich mühevoll auf und kommt erneut auf sie zugewankt, wobei sich der Soldat mit einer blutüberströmten Hand an der Wand abstützt. Der Staub setzt sich allmählich und sie erkennen, das etwas mit ihm nicht stimmt. Die Gasmaske sitzt ihm schief auf dem Kopf, verdeckt nur noch den unteren Teil seines Gesichts – aus dem Filter sickert ein dünner Faden schleimigen Blutes, der in einem dicken Klumpen endet und von seinem Hals baumelt wie eine Kette mit einem eleganten Rubinamulett. Sein Gang wird zunehmend unsicherer, seine Bewegungen sind fahrig und ziellos. Er hebt die blut- und dreckverschmierten Hände zum Gesicht, starrt ungläubig auf die zähe rote Flüssigkeit, die von seinen Fingern tropft und sich mit dem allgegenwärtigen Staub zu einer schmutzigen Kruste verbindet. Der Soldat schaut an sich herab und starrt mit einem Ausdruck blöder Verwunderung auf das faustgroße Loch, das in der Mitte seines Körpers gähnt wie ein weit aufgerissener Schlund, aus dem ein breiter Strom Blut und Eingeweide hervorbricht. Der gezackte Rand der Höhlung besteht aus Fetzen seiner Kleidung, die mit seinem Fleisch verklebt zu sein scheinen. Der schwarze Stoff seiner Uniform ist von Blut durchtränkt. In einer Geste sinnloser Verzweiflung presst er die blutverschmierten Hände auf den Bauch und kann doch nicht verhindern, dass die Innereien zwischen seinen Fingern hervorquellen und auf den Steinboden vor seinen Füßen klatschen.
Er versucht, sich die Gummimaske vom Kopf zu ziehen und japst in kurzen Atemstößen, während seine Zunge hechelnd aus seinem blutigen Mund hängt wie die eines erschöpften Hundes. Dann bricht er zusammen – in einen gelblich-roten Brei von Därmen und Blut.
Einer der Bewacher reißt sich nun seinerseits hastig die Gummimaske vom Gesicht und erbricht sich auf den Steinboden. Die Gesichtsfarbe des dritten Soldaten lässt vermuten, dass er kurz davor steht, das Gleiche zu tun. Fragend und ein wenig benommen fällt sein Blick auf Singer und die anderen Gefangenen. Dann verfinstert sich sein erschrockener Blick. In einer Geste sinnloser Verzweiflung reißt er seine Uzi hoch und sein Zeigefinger tastet nach dem Abzug.
Dann kommt die Schwärze. Und diesmal ist es nicht die graue Nebelwand des Staubs. Diesmal ist es die endgültige, lichtlose Finsternis, die im Bauch der Berge auf sie gelauert hat.
Die Strahler an der Decke flackern und werden schwächer, dann verlöschen sie mit einem Schlag ganz. Schemenhafte Dinge kommen durch den Gang auf sie zu. Dinge, die wüten und vernichten und sich ihrer bemächtigen mit
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