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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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ein Bild des Buchs. Auch dieses steckte bereits in den Falten seines orangen Gewandes. Es war jenes Buch, das Tharek einst aus den versinkenden Ruinen von Atlantis gerettet hatte, und dieses Buch war alles, was geblieben war von dem Wissen seiner einst so mächtigen Bewohner.
    Sie waren Götter gewesen, einst. Und nun waren sie alle tot.
    Der Priester nickte: »Er wird die alten Lehren wissen. Und er wird hinausgehen und sie verbreiten.« Auch wenn er in der Hochsprache seines Volkes sprach, klang die Stimme rau und barbarisch in Tyssas Kopf. Kehlige, gurgelnde Laute, kaum mehr als die Geräusche von Tieren in ihren empfindlichen Ohren.
    »Geh nun«, forderte sie den Priester auf und dieser erhob sich von dem Felsboden, auf dem er gekniet hatte. Für einen Augenblick hob er den Kopf und wagte für einen Moment, in ihr Antlitz zu blicken. Als er ihre Tränen sah, wandte er den Blick schnell wieder ab.
    Dann drehte er sich um und verschwand in dem schwarzen Loch, das tiefer in den Felsen führte, so, wie er gekommen war. Dieser ist ein Wahrhaftiger, dachte Tyssa, als er verschwunden war, ein Weiser und ein Suchender, auch wenn er nur ein Mensch ist. Und er wird meinen Sohn beschützen. Mein Sohn wird leben, dachte sie.
    Und ich hoffe für deine Rasse, dass er lange genug lebt, um seinen Zweck zu erfüllen, wie ich meinen Zweck erfüllt habe, und die Alten vor mir. Er ist das letzte Geschenk meiner sterbenden Rasse an euch, in der dunklen Stunde, die euch bevorsteht. Wenn ihr ihn verliert, verliert ihr alles.
    Tyssa materialisierte einen kleinen Felsbrocken, der die schwarze Höhlung verschloss, dann ließ sie den Gesteinsblock mit dem Berg verschmelzen. Der Weg, den der Priester gegangen war, würde für alle Zeiten versperrt sein.
    Von draußen drangen die ersten Stimmen der Soldaten an ihr Ohr. Nur wenige hatten den Marsch bis zur Spitze des Kailash überlebt. Aber diese wenigen waren genug. Sie war müde, so müde.
    Tyssa atmete tief ein, drehte sich zum Eingang der Höhle und bereitete sich auf ihren Tod vor.

Erwachen

5. November, Q-Station des Krankenflügels der Militärlabore des Murnauer-Instituts, Truppenübungsplatz Sachsenwald, Deutschland
    D r. Peter Singer war wirklich fest entschlossen, seine verklebten Augenlider zu öffnen. Das Unternehmen gestaltete sich in der praktischen Durchführung allerdings weitaus schwieriger als anfangs von ihm angenommen. Zunächst pulsierte da ein unbestimmt pochender Schmerz in seinem Schädel. Einer von der Sorte, die einen glauben lassen, die im Kopf befindliche Hirnmasse hätte sich in einen klumpigen, zähen Brei verwandelt, in dem ein wild gewordener Specht gerade auf Insektenjagd geht. In Singers Fall handelte es sich um einen großen und ausgesprochen hungrigen Specht.
    Ein Zustand, der durch neue Sinneseindrücke, so fantastisch sie auch sein mögen, im Allgemeinen nicht verbessert wird. Besonders dann nicht, wenn diese Eindrücke hauptsächlich aus grellem Licht bestehen, das sich einem gnadenlos in die Pupille bohrt. Also gab Peter Singer sein Vorhaben mit einem schmerzlichen Seufzen wieder auf und hielt die Augen weiterhin geschlossen. Für den Moment war das wohl das Klügste. Doch sich in das weiche Kissen unter seinem Kopf zurück sinken zu lassen, verbesserte seinen Zustand ebenfalls nicht wesentlich. Sofort kämpfte eine Vielzahl farbiger Schlieren, die in wildem Tempo vor seinen geschlossenen Lidern hin- und hersausten, um seine geschätzte Aufmerksamkeit.
    Kurzum, die personifizierte Speerspitze der Zoologie, gefeierter Star des akademischen Zirkels, Wunderkind und Überflieger – eben jener Dr. Peter Singer – hatte einfach einen mordsmäßigen Kater.
    Da er sich im Moment also nicht wirklich auf seinen Kopf und die darin befindlichen Sinnesorgane verlassen konnte, probierte er stattdessen mithilfe seiner Hände herauszufinden, wo er sich befand. Sich zu erinnern versuchte er erst mal nicht, da er dunkel vermutete, dass ihm diese Hirnleistung lediglich weitere Anfälle von Übelkeit bescheren würde.
    Er tastete.
    Weich, flauschig weich. Offenbar eine Bettdecke. Und eine bequeme Matratze, auf der er ausgestreckt lag. Das Laken war kühl an seinem Rücken und am Hintern, offenbar war er nackt. Vorsichtig tastete sich seine Hand unter die Bettdecke und hielt abrupt inne, als diese Bewegung einen stechenden Schmerz in seiner Armbeuge verursachte.
    Während er langsam zu sich fand, zog am Horizont seiner Wahrnehmung ein eitergrün dräuendes Gewitter auf

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