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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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Papier Gepacktes zu fassen bekam. Mit den Zähnen riss er das Päckchen auf und presste eine zusammengewickelte Binde in seine rechte Armbeuge, bevor er diese mit dem Inhalt der zweiten Packung straff zu umwickeln begann. Er machte einen Knoten und begutachtete sein Werk. Der Verband sah alles andere als schön aus, würde aber seinen Zweck erfüllen und die Blutung vorerst stoppen.
    Nach einer weiteren Verschnaufpause versuchte er, immer noch nackt, auf seine Knie und anschließend auf seine Füße zu kommen. Er zog sich an dem kleinen Tisch hoch, und schließlich stand er, an den Schrank gelehnt und wartete darauf, dass sein Schwindelgefühl verging.
    Auf einem Hocker neben seinem Bett entdeckte er eine komplette Garnitur der reinweißen, taschenlosen Standardkluft, wie er sie seit seiner Ankunft im Labor getragen hatte. Er zog sie an.
    Nachdem er sich in Schale geworfen hatte, trat er entschlossen, wenngleich immer noch auf etwas wackligen Beinen, auf den Gang hinaus. Dieser präsentierte sich in ungewohnt schummrigem Rot-Gelb. Singer brauchte eine kleine Weile, um zu kapieren, dass dieses anheimelnde Lichterlebnis von den Notleuchten herrührte, die im Flur an den Wänden hingen. Pufflicht der überaus gespenstischen Art, aber eine willkommene Abwechslung nach dem gleißenden Inferno in seinem Krankenzimmer.
    Singer rief ein kräftiges »Hallo?« in den Gang hinein. Keine Antwort, außer dem Echo seiner Stimme, das unheimlich in dem langen Gang verhallte. Danach spürte Singer kein gesteigertes Bedürfnis mehr, akustisch auf sich aufmerksam zu machen. Es würde niemand kommen, um ihm zu helfen. Also machte er sich daran, den riesigen Komplex auf eigene Faust zu erforschen.
    Singer arbeitete sich zimmerweise und reichlich planlos durch die Krankenabteilung. Das komplizierte System der Gänge erwies sich als genau die Falle für seine Orientierung, die er bei seiner Ankunft befürchtet hatte. Offenbar lag die Krankenstation in einem gänzlich anderen Flügel als die Halle, in der sie den Körper des Wesens untersucht hatten, ganz zu schweigen von dem Aufzug, der ihn in dieses Labyrinth gebracht hatte. Hier kam ihm rein gar nichts bekannt vor und die Notbeleuchtung, die die Wände in ein blasses Orangerot tauchte, lieferte auch keinen wesentlichen Beitrag zur allgemeinen Orientierung. Die Zimmer, die Singer auf der Suche nach einem Hinweis auf den Verbleib ihrer Bewohner betrat – Krankenzimmer und ein paar Schwesternräume und Büros – blieben ihm diese leider ebenfalls schuldig. Die vormals streng bewachten Doppeltüren waren verlassen und standen allesamt weit offen. Die wenigen Spuren menschlichen Lebens – halbleere Kaffeetassen, achtlos herumliegende Dokumente, ein auf den Gang gerollter Bürostuhl – puzzelte sich Singers Geist zu einem Bild eines allgemeinen, hektischen Rückzugs zusammen.
    Rückzug wovor?
    In Gedanken versunken bog er um die nächste Ecke, in Erwartung eines weiteren endlos langen und selbstverständlich nicht beschrifteten Flurs. Stattdessen sah er etwas anderes.

Irrungen

    Z wei Dinge fielen in sein Blickfeld, die er dort nicht erwartet hatte, und die sofort einen Anflug von mildem Optimismus auslösten. Zunächst war da ein Hinweisschild, überhaupt das erste, das er sah, seit er aufgebrochen war. Es hing direkt über der Glastür am Ende des Ganges. Die in dunklem Rot schimmernden Leuchtbuchstaben ergaben ein einzelnes Wort:
    E X I T
    Aber damit nicht genug – direkt vor der Tür befand sich in einem an die Wand geschraubten Glaskasten ein kleiner roter Feuerlöscher samt aufgewickeltem Wasserschlauch. Daneben hingen eine Stabtaschenlampe und eine kleine Axt. Das ganze Ensemble war in anheimelndem Signalrot gehalten und hob sich wohltuend vom Einheitsgrau der Wände ab.
    Singer schnappte sich die Taschenlampe und die kleine Axt und öffnete den Wasserhahn, nachdem er den Schlauch abgeschraubt hatte.
    Nachdem er seinen Durst fürs Erste gestillt hatte, trat Singer durch die Tür mit der E X I T -Aufschrift, um ein weiteres Mal vom Glück verwöhnt zu werden. Am Ende dieses Ganges stand ein Snack-Automat, vollgestopft mit allerlei Köstlichkeiten. Geschmacksneutrale Würstchen im pappigen Teigmantel, eine Auswahl an klebrigen Schokoriegeln und Nussmischungen sowie allerlei bunte Fruchtgummis buhlten um seine Aufmerksamkeit.
    Es war widerlich.
    Wie unbefriedigend Singer die Auswahl vom ernährungswissenschaftlichen Standpunkt auch finden mochte – für den Augenblick war es

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