Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
die sie einholen würden.
In diesem Moment ertönte ein Geräusch, das inmitten der intensiven Stille fast schon etwas Komisches hatte. Das dünne hektische Sägen eines kleinen Motors drang vom Kirchplatz herüber, setzte für einen Moment aus, verschluckte sich, surrte wieder. Dann kreischten Bremsen und ein lautes Krachen schallte über den Platz, gefolgt von einem derben Fluch auf Schweizerisch.
Für einen Moment schauten alle in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Ein Motorroller lag vor der schweren Tür der Dorfkirche auf der Seite im Schnee. Die Gabel ragte verdreht aus dem Wrack und das Vorderrad drehte sich schlingernd darin.
Ein Mädchen mit einer dicken roten Wollmütze mit einer riesigen weißen Bommel oben drauf stolperte schliddernd durch den Schnee neben dem umgestürzten Roller. Irgendwie hatte sie es wohl geschafft, rechtzeitig vom Soziussitz des kleinen Fahrzeugs zu springen, während dieses mitsamt seinem Fahrer zu Boden gekracht war.
Der Junge auf dem Fahrersitz hatte weniger Glück gehabt. Er war ziemlich unsanft im Schnee gelandet, wo er auf dem Rücken liegen geblieben war und nun vor Schmerzen brüllte. Er krampfte den Körper um seine offenbar verletzte Rechte, strampelte mit den Beinen und trat dabei nach dem Mädchen mit der roten Bommelmütze, das verzweifelt versuchte, ihm aufzuhelfen. Er schien sie gar nicht zu bemerken.
Alle diese Eindrücke verarbeitete Singer innerhalb des Bruchteils einer Sekunde. Dann rannte er los, still hoffend, dass dieser Impuls die anderen ebenfalls in Bewegung setzen würde. Und er hoffte noch etwas, und dies betraf die schwere Eichentür zum einzig beleuchteten Gebäude im Dorf, der kleinen Kirche.
Mit wenigen Sätzen hastete er zu dem jungen Paar. Das junge Mädchen schaute erschrocken zu ihm auf, ließ den Arm des Jungen fahren und riss ihre Hände schützend vors Gesicht, während ihr Mund ein großes blassrosa 'O' formte. Diese reflexartige (und im Moment völlig nutzlose) Geste ließ das Mädchen mehr denn je wie ein verlorenes Rehkitz wirken, das in den grellen Lichtkegel eines Autoscheinwerfers geraten war.
Singer rannte um sie herum auf die Tür der Kirche zu und rüttelte an der schweren, schmiedeeisernen Klinke. Die Tür erzitterte bis ins hohe Gebälk, blieb jedoch verschlossen. Noch einmal lehnte er sich unter Aufbietung all seiner Kräfte auf die Klinke, welche so plötzlich nachgab, dass er beinahe ebenfalls im Schnee gelandet wäre. Dann drückte er die Tür ein Stückchen auf, schlüpfte in den Zwischenraum und stemmte sich unter Einsatz seines Körpers gegen das schwere Blatt, das, einem Schneepflug gleich, einen großen weißen Berg vor der Tür zusammenschob.
Martin und Antonia waren inzwischen bei dem jungen Paar angekommen und es war ihnen zu dritt gelungen, den immer noch brüllenden und strampelnden Jungen vom Boden aufzulesen. Der Junge wurde von seinen Rettern regelrecht zur Kirche und durch das Eingangsportal geschleift, während er weiter schreiend um sich trat. Kurz bevor sie das Portal erreicht hatten, erwischte er Martin ziemlich unsanft am Schienbein, beinahe hätte er seinen Retter zu Fall gebracht. Als sie den Jungen schließlich durch die Tür hievten, war dieser kaum noch bei Bewusstsein. Aber wenigstens hatte er zu schreien und zu strampeln aufgehört.
Der Wirt des Schützen und die anderen Dorfbewohner starrten verwirrt und unschlüssig zu ihnen herüber. Dann setzten auch sie sich in Bewegung und taumelten langsam und unsicher in Richtung Kirche, während Singer die schwere Tür hinter sich zuzog. Er konnte nicht sagen, was ihn überhaupt zur Kirche hingetrieben hatte, aber wahrscheinlich hatte es eine Menge damit zu tun, dass dies das einzige
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