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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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be­leuch­te­te Ge­bäu­de im gan­zen Dorf war. In­s­tinkt. Hoff­nung. Licht.
    Mit ei­nem end­gül­tig wir­ken­den, lau­ten Pol­tern stemm­te Sin­ger die schwe­re Ei­chen­tür zu. Das Letzte, was er drau­ßen sah, war das dümm­li­che Ge­sicht des Wir­tes mit der blühen­den ro­ten Pus­tel auf der Wan­ge, der in der Dun­kel­heit auf sie zu­stol­per­te.
     
     

Brüche
     
     
    M ar­tin ließ den ver­letzten Jun­gen bei den bei­den Mäd­chen zu­rück und eil­te Sin­ger zu Hil­fe. An der In­nen­sei­te der Tür war ein mas­si­ver gus­sei­ser­ner Rie­gel an­ge­bracht. Mar­tin warf sich mit vol­ler Wucht da­ge­gen, während Sin­ger gleich­zei­tig dar­an zog. Ge­mein­sam bug­sier­ten sie das schwe­re Me­tall­stück quiet­schend in die ur­al­te Ein­ra­stung. Der Rie­gel setzte ih­nen ei­ni­gen Wi­der­stand ent­ge­gen – of­fen­bar war er schon län­ger nicht be­wegt wor­den, aber schließ­lich senk­te es sich kra­chend in das me­tal­le­ne Ge­gen­stück. Sin­ger und Mar­tin dreh­ten sich keu­chend zu den an­de­ren um.
    Wenn sie er­war­tet hat­ten, dass die Dorf­be­woh­ner ver­su­chen wür­den, ih­nen in die Kir­che zu fol­gen, so wur­den sie in die­ser Hin­sicht ent­täuscht. Kein dump­fes Auf­pral­len von Kör­pern, die sich ge­gen die Kir­chen­tür war­fen und da­bei ver­zwei­felt stöhn­ten wie die Zom­bies in den al­ten Gru­sel­fil­men (sie wa­ren stumm und das war ir­gend­wie viel schlim­mer!), kei­ne bers­ten­den Schei­ben oder in al­ler Eile zu­sam­men­ge­bas­tel­te Mo­lo­tow-Cock­tails, die durch die ho­hen Fens­ter flo­gen – statt­des­sen nur die Stil­le.
    Sie hat­ten die Kir­che für sich, vor­erst. Das Kir­chen­schiff fass­te etwa dreißig klei­ne Holz­bän­ke zu bei­den Sei­ten des Mit­tel­gangs. Ge­gen­über der Ein­gangs­tür stand ein schlich­ter, wei­ßer Holzal­tar un­ter ei­ner be­ein­drucken­den Plas­tik des ge­kreu­zig­ten Chri­stus. In­klu­si­ve Kreuz, in vol­ler Le­bens­größe. Das Licht, wel­ches durch die ho­hen Buntglas­schei­ben ge­drun­gen war, stamm­te von un­zäh­li­gen Ker­zen, die an den Wän­den auf schma­len Bret­tern stan­den und die klei­ne Kir­che mit gol­de­nem Strah­len er­füll­ten. In je­der an­de­ren Si­tua­ti­on wäre es ein ge­ra­de­zu an­hei­meln­der An­blick ge­we­sen, aber jetzt frag­te sich Sin­ger un­will­kür­lich, aus wel­chem Grund hier ein sol­ches Lich­ter­fest ver­an­stal­tet wor­den war. Wes­sen See­len auf die­se Wei­se er­hellt wer­den soll­ten. Ihn be­schlich eine düs­te­re Ah­nung, als er an den Wirt und sei­nes­glei­chen drau­ßen vor der Kir­che dach­te.
    Sin­gers Blick fiel auf das enor­me Holz­kreuz und das lei­den­de Ge­sicht des le­bens­großen Hei­lands. Dicke Bluts­trop­fen auf ei­ner schmerz­ver­zerr­ten Stirn, auf­ge­ris­se­ne Au­gen, die um Er­lö­sung von un­end­li­chen Qua­len zu fle­hen schie­nen. Noch mehr Blut, an den Hän­den und Fuß­ge­len­ken, durch die man schwe­re Nä­gel ge­trie­ben hat­te. Eine Dor­nen­kro­ne zier­te das ge­schun­de­ne Haupt der Fi­gur und über ih­rem Kopf prang­te die höh­ni­sche Ver­kün­dung das Kür­zel INRI; IESVS NA­ZA­RENVS REX IVDAORVM - Je­sus von Na­za­reth, Kö­nig der Ju­den . Al­les an die­sem Bild sprach von Bos­haf­tig­keit und Sa­dis­mus, und der Lust, sich dar­an zu er­göt­zen. War das die wah­re Bot­schaft des Hei­lands ge­we­sen? War er der Spie­gel der wah­ren Nei­gun­gen der Mensch­heit zu Be­ginn ei­nes neu­en, düs­te­ren Zeit­al­ters? Se­het und er­ken­net Euch selbst? Und war die Pro­phe­zei­ung die­ses Zeit­al­ters nun hier zu ih­rer Er­fül­lung ge­kom­men, in ei­nem klei­nen Dorf am Ran­de der Al­pen?
    Die Vors­tel­lung, dass ein gan­zes Dorf sonn­tags in die­ser Kir­che saß und mit leuch­ten­den Au­gen das Bild ei­nes vor lan­ger Zeit zu Tode ge­fol­ter­ten Man­nes an­be­te­te, be­rei­te­te ihm plötz­lich Übel­keit und Kopf­schmer­zen. Er hat­te nie wirk­lich dar­über nach­ge­dacht, doch in die­sem Mo­ment wur­de ihm mit ei­ni­gem Ent­set­zen klar, wie falsch die­se Ze­re­mo­nie schi­en. Esst die­ses Brot, denn es ist mein Leib. Trinkt die­sen Wein, denn er ist mein Blut … Blut.
    Er

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