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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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wand­te den Blick ab und ging zu den Bän­ken im Kir­chen­schiff, während Mar­tin an ei­nem schma­len Fens­ter ne­ben der Tür Pos­ten be­zog, um zu be­ob­ach­ten, was drau­ßen vor der Kir­che ge­sch­ah. Er hat­te sich mit ei­nem schwe­ren, schmie­de­ei­ser­nen Ker­zen­stän­der be­waff­net, der dort her­um­ge­stan­den hat­te. Wahr­schein­lich kei­ne be­son­ders wirk­sa­me Waf­fe ge­gen das, was da drau­ßen in der Dun­kel­heit lau­er­te, aber im­mer­hin bes­ser als gar kei­ne Hoff­nung, schätzte Sin­ger.
    An­to­nia und das jun­ge Mäd­chen ver­such­ten ge­ra­de, den Jun­gen dazu zu be­we­gen, ih­nen sei­nen ver­letzten Arm zu zei­gen. Die­ser press­te wei­ter hart­näckig die Rech­te an sei­nen Kör­per und krümm­te sich, als lit­te er furcht­ba­re Bauch­schmer­zen, während dicke Trä­nen über sein pum­me­li­ges Ge­sicht ran­nen. Sin­ger hoff­te in­stän­dig, dass der Jun­ge bei sei­nem hals­bre­che­ri­schen Sturz vom Rol­ler kei­ne in­ne­ren Ver­let­zun­gen da­von­ge­tra­gen hat­te. Wie vie­le Stun­den­ki­lo­me­ter moch­te so ein klei­ner Rol­ler auf ei­ner ver­schnei­ten Dorf­straße schaf­fen? Fünf­und­zwan­zig, viel­leicht dreißig? Es reich­te wahr­schein­lich im­mer noch aus, sich ernst­haft zu ver­let­zen, wenn man es tat­säch­lich dar­auf an­leg­te. Er er­reich­te die Bank, auf der der Jun­ge saß und ging vor ihm in die Knie, um des­sen Arm zu be­trach­ten.
    Er blick­te in ein schmut­zi­ges, ver­heul­tes Kin­der­ge­sicht. Der Jun­ge hör­te un­ver­mit­telt auf zu wei­nen, als er Sin­ger er­blick­te, dann streck­te er ihm wort­los sei­ne ver­letzte Rech­te ent­ge­gen, während das Mäd­chen, un­ver­kenn­bar sei­ne Schwes­ter, be­ru­hi­gend im ört­li­chen Dia­lekt auf ihn ein­re­de­te. Bei­de hat­ten das glei­che rund­li­che Ge­sicht mit den großen blau­en Au­gen und der klei­nen, schma­len Stups­na­se, ein­ge­rahmt von wil­den brau­nen Locken. Aber während das Mäd­chen da­mit süß aus­sah, wirk­te es an dem Jun­gen ir­gend­wie weich­lich und kind­haft, ein Ein­druck, der durch Rotz und Trä­nen noch zu­sätz­lich un­ter­stützt wur­de.
    Die zwei mitt­le­ren Fin­ger sei­ner rech­ten Hand wa­ren glatt ge­bro­chen – schmerz­haft, so ein Bruch, das wuss­te Sin­ger aus ei­ge­ner Er­fah­rung, aber so schlimm, wie der Jun­ge tat, war es nun auch wie­der nicht. Sin­ger wür­de die ge­bro­che­nen Fin­ger schie­nen und nächs­te Wo­che wür­de er schon kaum noch dar­an den­ken. Falls es für den Jun­gen eine nächs­te Wo­che gab.
    Sin­ger riss ein läng­li­ches Stück Stoff aus sei­nem Hemd, das vor­erst als Ver­band ge­nü­gen wür­de, dann schau­te er sich su­chend nach ei­ner Schie­ne für die ge­bro­che­nen Fin­ger um. Sein Blick fiel auf die große Rei­se­ta­sche zu An­to­ni­as Füßen. Sie oder Mar­tin hat­ten den Ruck­sack von der Rück­bank des Jeeps mit­ge­nom­men, als sie vor dem Gast­haus aus­ge­s­tie­gen wa­ren. Und in der Ta­sche wa­ren eine gan­ze Men­ge nütz­li­cher Din­ge, un­ter an­de­rem auch sol­che, die man ganz aus­ge­zeich­net zum Schie­nen von Kno­chen­brüchen ver­wen­den konn­te.
    Sin­ger öff­ne­te den Reiß­ver­schluss an der Sei­te des Ruck­sacks und nahm das zu­sam­mens­teck­ba­re Cam­ping­ge­schirr her­aus, was er am Mor­gen dort ver­staut hat­te, als sie zu ih­rem klei­nen »Pick­nick« auf­ge­bro­chen wa­ren. Sei­ne Fin­ger be­rühr­ten einen klei­nen Laib Brot in ei­nem Tuch. Der alte Mann hat­te am Mor­gen ge­backen, in al­ler Früh, als sie noch ge­schla­fen hat­ten.
    Sin­ger zwang sei­ne Ge­dan­ken zu­rück zur Ver­let­zung des Jun­gen und öff­ne­te das in­ein­an­der­ge­s­teck­te Ess­bes­teck. Das spit­ze Steak­mes­ser und den Alu­mi­ni­um­löf­fel stopf­te er zu­rück in die Ta­sche. Die Ga­bel bog er vor­ne et­was um, da­mit die brei­te Fläche mit den Zin­ken bei­de Fin­ger des Jun­gen auf­neh­men konn­te. Als er die Ga­bel be­fes­tigt hat­te, wickel­te er den Stoff­fet­zen aus sei­nem Hemd dar­um und fi­xier­te das Ge­bil­de zum Schluss noch mit ei­ner Lage des brei­ten Kle­be­bands, das er im Haus beim Stein­bruch ent­deckt, für nütz­lich be­fun­den und in

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