Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
einst sein treuer, vierbeiniger Gefährte gewesen war, starrte ihm ein einzelnes, fürchterliches Hundeauge blicklos entgegen.
Die Finsternis über dem Alten türmte sich zu einem zuckenden Schatten auf, der die traurigen Reste des toten Hundekörpers verdunkelte und die ganze Lichtung in Schwärze tauchte. Der alte Mann drehte sich langsam um, gegen seinen Willen, jedoch – er konnte nicht anders. Denn es war seine Bestimmung, das zu erblicken, was hinter ihm in den Schatten gelauert hatte.
Und dann begann Alois Suter zu schreien.
Ein Traum, vielleicht ...
D er alte Mann erwachte und fand allmählich in die Realität zurück. Allerdings war es eine, die ihm nur wenig Trost versprach. Zusammengekrümmt lag er in dem Felsloch und stellte fest, dass seine Grubenlampe immer noch brannte – und die ganze Zeit seiner Bewusstlosigkeit über gebrannt hatte. Mit einer hastigen Bewegung knipste er sie aus, dann starrte er blicklos in die Schwärze vor sich und lauschte dem Pulsieren seines rasenden Herzens, welches sich allmählich wieder beruhigte.
Hatte er geschrien?
Ein Traum, überlegte er, sonst Nichts. Aber da waren Tränen auf seinen Wangen, die im kratzigen Haargeflecht seines Bartes versickerten und ein rauer Schmerz in seiner ausgedörrten Kehle. Nichts da, dachte der Alte, es ist nur Schweiß.
Und auch sein Traum, so beschloss er, konnte nur das Resultat seiner erschöpfenden Kletterei gewesen sein. Sein über alle Maßen beanspruchter Körper hatte seinen Tribut gefordert. Und seine Nerven, überreizt von der allgegenwärtigen Angst vor dem einsamen Tod, hier unten in der grausamen Finsternis. Doch wieso schien ihm dieses Sterben nun weniger grausam, geradezu lächerlich im Vergleich zu dem, was er in seinem Traum durchlebt hatte? Was, wenn es das war, was nach dem Sterben kam?
Ein Traum, sonst nichts.
Wie lange mochte er hier gelegen haben, ohnmächtig gefangen in diesem schrecklichen Traum von schwarzen Monolithen und zerfetzen Leibern? Er stellte fest, dass sich seine gesunde Hand in den felsigen Untergrund gekrallt hatte, wie in dem Versuch, sich hineinzugraben. Er löste die Finger, entspannte die verkrampften Sehnen seiner Glieder. Seine Hand fühlte sich an, als wäre sie unter einen Mühlstein geraten. Er öffnete und schloss sie ein paar Mal. Glitschig. Vorsichtig strich er über seinen Handteller und wimmerte, als er die offene Wunde mit den Resten seiner abgebrochenen Fingernägel berührte. Der Schmerz raste seinen Arm hinauf und trieb ihm erneut Tränen in die Augen.
Nicht mehr zu gebrauchen.
Seine verbliebene Hand war ein schmerzender Klumpen Fleisch, der nutzlos am Ende seines zerschundenen Armes herumbaumelte. Unbegreiflich, wie er die Kletterei bis hierhin überhaupt geschafft hatte.
Zwecklos, sich Illusionen von einem weiteren Abstieg hinzugeben, er würde keine zwei Meter weit kommen, der alte Mann hatte das Ende seiner Klettertour in einem finsteren Felsloch tief unter dem Gruebiwald erreicht.
Die Angst vor dem Sterben, ganz recht.
Sackgasse
E r beschloss, eine Kleinigkeit zu essen. Nicht, dass von seinem Proviant mehr als eben jene Kleinigkeit übrig gewesen wäre. Also tastete er nach dem Rucksack, den er immer noch auf dem Rücken trug und fand schließlich das kleine Proviantpaket. Geduldig zog er es mit seinen zerstörten Fingern hervor und öffnete es, beiläufig fasziniert davon, dass seiner Hand auch diese simplen Tätigkeiten nunmehr unsägliche Mühen und Schmerzen bereiteten.
Wundersamerweise schaffte es der Alte, den wenigen Resten von Wurst, Käse und Brot nochmals zwei Rationen abzugewinnen. Er aß bedächtig und in dankbarer Hingabe. Komm, Herr
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