Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
sein Abstieg begonnen hatte. Vorsichtig öffnete er die Hand und gab das Ende des Seils frei, als seine Füße auf dem schmalen Sims einen einigermaßen sicheren Halt gefunden hatten.
Bis hierhin hatte er das Seil gehabt, aber nun gab es kein Zurück mehr, von jetzt an würde der winzigste Fehltritt tödlich sein.
Erst jetzt bemerkte er die Schmerzen in seinen Kiefergelenken, wo sich seine Zähne mahlend aufeinandergepresst hatten. Er öffnete den Mund und machte ein paar Grimassen, um die Gesichtsmuskeln zu entspannen. Dann konzentrierte er sich erneut auf den Fels. Er drückte seinen Körper an die Wand, presste sich regelrecht in das Gestein hinein – nunmehr allein auf die Kraft seiner Füße und eines verbliebenen Arms gestellt. Dann öffnete er langsam die Augen und betrachtete die schier endlos verlaufende Steilwand zu seiner Linken.
Er warf einen letzten Blick auf das baumelnde Seilende vor seinem Gesicht, dann wischte er seine blutige, verkrampfte Rechte bedächtig an der Hose ab – das Gesicht und den ganzen Körper unverwandt an den Stein gepresst. Er spannte und entspannte die Muskeln seiner Hand und krallte dann die Finger in einen schmalen Spalt in der Felswand, um seinem Körper den nächsten Kraftakt aufzuzwingen. Anschließend schob er seinen linken Fuß Zentimeter für Zentimeter den Vorsprung entlang und verbog seinen Oberkörper, bis jede Faser seines Rumpfes schmerzte. Als er erneut sicheren Halt unter seinen Füßen spürte, dehnte er sich langsam zurück, während seine Hand tastend den nächsten Halt in der glatten Oberfläche fand. Jede Wiederholung dieser mühseligen Prozedur in schwindelerregender Höhe brachte ihn seinem Ziel ein paar Zentimeter näher.
Er betrieb diese erschöpfende Aktion beinahe eine Stunde lang – ungeachtet der Schmerzen und seiner Erschöpfung. Der raue Fels hatte seine Jacke und Hose aufgescheuert, sie hingen nur mehr in Fetzen an ihm. Eine dicke Kruste aus Dreck und Blut bedeckte seinen Körper. Aber der alte Suter kletterte weiter.
Als er schließlich den Felsspalt erreichte, der den nächsten Abschnitt seiner Route markierte, war ihm bereits jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen. Von hier wollte er den direkten Abstieg ins Tal vornehmen – gut und gerne fünfzig Meter spiegelglatter Fels, und diesmal ohne Halteseil.
Suter schloss die Augen und verharrte eine Weile reglos in die Wand gepresst, versuchte, das Reißen in seinen Gliedern zu ignorieren, zu ignorieren, wie erschöpft er bereits war. Er würde den weiteren Abstieg nicht schaffen. Nicht ohne Seil und nicht in seinem Zustand. Er öffnete die schmerzenden Lider und sah sich um.
Hier gab es einen senkrechten, gezackten Riss im Gestein, den er sich als Anhaltspunkt eingeprägt hatte. Wenig mehr als Loch im Berg und eine von dort senkrecht nach unten verlaufende Spalte, die er als Haltegriff für den Weg nach unten vorgesehen hatte. Allerdings hörte diese Spalte bereits wenige Meter unter ihm unvermittelt auf und danach kam nur die Wand. Kein guter Plan.
Hier oben allerdings, da wo sie ihren Ursprung hatte, klaffte die Spalte zu einem breiten Riss auf, der tiefer in den Felsen führte, eine Höhlung, vielleicht? Breit und tief genug, um sich zu setzen und zu verschnaufen, nur für einen Moment?
Er rutschte ein paar weitere Zentimeter auf das Loch im Felsen zu und stellte fest, dass es tiefer war, als er zuerst angenommen hatte. Tatsächlich klaffte ein Tunnel von gut zwei Metern Durchmesser in der Wand. Mit einem Schlag machten sich seine schmerzenden Muskeln wieder bemerkbar. Ein paar Meter noch – dann würde er Halt machen und rasten können.
Mühsam zwang er sich selbst dazu, Ruhe zu bewahren, während er weiter auf die Vertiefung zukroch. Schließlich
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