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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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An­fang an ihr Zweck ge­we­sen. Und Er wür­de ihr Schick­sal er­fül­len.
    Und doch wohnt dem Kreuz noch eine ge­wis­se Macht inne, das spür­te Sin­ger deut­lich, und für den Mo­ment war es die Schwel­le, die der Draakk und sei­ne Hor­de nicht über­tre­ten konn­ten. Noch nicht. Das Sym­bol war stark, hier in der klei­nen Kir­che in dem ab­ge­le­ge­nen Dorf in den Schwei­zer Al­pen. Denn noch gab es jene, die sich der al­ten Leh­re ent­san­nen. Jene, die Barm­her­zig­keit der Gier vor­zogen und das Ge­ben dem Neh­men.
    Ei­ni­ge we­ni­ge, aber sie ge­nüg­ten, der Macht des Draakk Ein­halt zu ge­bie­ten. Für den Mo­ment.
    Dann sieht Sin­ger das Blut. Blut ist der Schlüs­sel, Blut dass im Na­men des Kreu­zes ver­gos­sen wor­den ist, seit die Men­schen vor zwei­tau­send Jah­ren ih­ren Gott dar­auf ge­op­fert hat­ten.
    Und sie hat­ten ihm Mil­lio­nen See­len in den Tod hin­ter­her­ge­schickt, gute See­len, hin­ge­schlach­tet im Na­men des Lichts. Das Kreuz war in Blut ge­wa­schen wor­den und die­se blas­phe­mi­sche Per­ver­si­on hat­te den Draakk ge­stärkt und ihm maßlo­ses Ver­gnü­gen be­rei­tet.
    Es ist wie­der­um Blut, und dies­mal spritzt es auf das Kreuz und färbt des­sen wei­ßen An­strich tiefrot.
    Schwär­ze legt sich über Sin­gers Ge­dan­ken und Sin­ger ver­zwei­felt. Dann bricht sei­ne Vi­si­on un­ver­mit­telt ab.
    Ir­gend­wann ließ der Draakk sei­nen Geist ein­fach los und wand­te sich an­de­ren Din­gen zu. Mit ei­nem Schlag hat­te Sin­ger wie­der sei­nen mehr oder we­ni­ger ge­wohn­ten Blick auf die Welt, und doch einen völ­lig an­de­ren. Sein Le­ben, ja das ge­sam­te Da­sein, kam ihm schal vor, leer und sinn­los. Un­be­deu­tend. Dies, so be­griff er, war ei­ner der Mo­men­te, in de­nen ein He­ro­in-Jun­kie zur nächs­ten Do­sis greift. Grei­fen muss, weil er die Be­lang­lo­sig­keit des fra­gi­len Ge­bil­des na­mens Rea­li­tät be­greift und sie kei­ne Se­kun­de län­ger er­tra­gen kann. Aber Sin­ger hat­te kei­ne Dro­gen.
    Er brach in die Knie und kipp­te zur Sei­te, fiel auf den ge­flies­ten Bo­den, streck­te sei­ne Hand nach ei­nem Halt aus. Nach ir­gend et­was, das ihm die Schwär­ze neh­men wür­de.
    Aber da war nichts.
    Ir­gend­wann spür­te Sin­ger ihre Arme, die un­ter sei­ne Ach­seln fuh­ren und ihn hoch­zerr­ten. Sein Blick, ver­wa­schen und wie hin­ter ei­nem Schlei­er, streif­te ein Ge­sicht, und er sah in große, dunkle Au­gen. Au­gen, die ein Spie­gel sei­ner ei­ge­nen Ver­zweif­lung wa­ren und doch …
    Hoff­nung ent­zün­de­te sich wie ein win­zi­ger Fun­ke in ei­ner längst er­lo­sche­nen Glut, als er in das Ge­sicht sei­ner Toch­ter blick­te. Und ein klei­nes bis­schen Wär­me kam zu­rück in die Welt und die Schwär­ze riss an den Rän­dern ein. Aber sie wür­de nie­mals völ­lig ver­schwin­den. Nicht nach dem, was Sin­ger ge­se­hen hat­te.
    An­to­nia.
    Sin­ger wuss­te nun, was zu tun war.

Bes­tim­mung
     
     
    S in­ger rich­te­te sich lang­sam auf, während er vollends zu sich kam. Er warf einen Blick hin­über zu Mar­tin, dann zu Lena und ih­rem Bru­der Chris­ti­an. Bleich – sie alle – zit­ternd und un­si­cher, Trä­nen auf ih­ren Wan­gen. Ja, sie hat­ten es of­fen­sicht­lich auch ge­spürt. Der Draakk war in ihre Köp­fe ein­ge­drun­gen und hat­te ih­nen die­sel­be trost­lo­se Welt ge­zeigt, je­dem von ih­nen in der Fär­bung ih­rer ganz in­di­vi­du­el­len Urängs­te und ver­bor­ge­nen Wün­sche. Der Ef­fekt, den die­se Bil­der auf sie hat­ten, war je­doch bei al­len der­sel­be; wer sie sah, woll­te die­ser Trost­lo­sig­keit und dem tris­ten Kampf ums Über­le­ben ent­flie­hen und auf­ge­ben.
    Wer die­se Bil­der sah, woll­te sich der über­mäch­ti­gen Kraft des Draakk er­ge­ben, ein­zig ge­trie­ben von grau­sa­mer Zer­störungs­wut ge­gen al­les, das leb­te – al­les, das gut war, woll­te ver­ges­sen. Woll­te auf­hören, zu den­ken und sich den ei­ge­nen Ur­trie­ben hin­ge­ben, für im­mer.
    Und der Draakk hat­te ih­nen le­dig­lich einen klei­nen Vor­ge­schmack ge­ge­ben, den Saft nur ein klei­nes bis­schen auf­ge­dreht. Nicht wei­ter auf­dre­hen kön­nen , we­gen des Kreu­zes, das be­griff Sin­ger nun. Gut.

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