Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
hineinfließen zu lassen, die Augen genießerisch geschlossen, als koste er eine besonders KÖSTLICHE, KÖSTLICHE SÜßIGKEIT.
Schließlich war der Pastor fertig und ließ von seinem zerstörten Opfer ab. Das nackte Bein der Frau glitt leblos von seiner Schulter und fiel mit einem gedämpften Klatschen in den Schnee. Nahezu zeitgleich mit dem Jungen erhob sich der alte Mann, wandte sich um und begann wieder, reglos in Richtung Kirchentor zu glotzen. Sein Priesterrock und seine Hände starrten vor Blut, vor ihm im Schnee lag das dampfende Häufchen Fleisch und Blut, das vor Kurzem noch ein Mensch gewesen war. Der Pastor starrte grinsend in Singers Richtung, hob seine blutigen Hände und leckte sie in einer obszönen Geste ab. Doch Peter Singer hatte sich bereits weggedreht, presste eine Hand vor den Mund und versuchte, gegen seine Übelkeit anzukämpfen, die ihn zu überwältigen drohte. Die Meute war nun wieder ruhig und nur noch vereinzelt ließ sich ein irrer Aufschrei aus dem einhelligen Grummeln vernehmen. Dieses Murmeln war nun nicht mehr zügellos und irre, vielmehr schien es irgendwie zielgerichtet zu sein.
Erwartungsvoll.
Frohlockend.
Draakk!
U nd dann kamen sie. Aus dem Dunkel und dem Schneetreiben stiegen sie wie hinter einem weißen Nebelvorhang hervor und schritten in einer bedächtigen Prozession über den menschenleeren Marktplatz auf die Kirche zu. Die wehenden Kittel der Wissenschaftler machten sie zu schemenhaften Gespenstern, Schneegeistern aus einer fernen Albtraumwelt zu den Füßen des gigantischen Monsters, das hinter ihnen in den schmalen Lichtkegel trat.
Der Anblick der hoch aufragenden Monstrosität war unbeschreiblich, selbst für Singer, der das Wesen bereits in seinem Glassarg gesehen hatte. Aber es über die Erde schreiten zu sehen, riesengroß und von unheiligen Leben erfüllt, war etwas völlig anderes. Es leben zu sehen, war abscheulich.
Die dürre Gestalt des Draakk ragte bis zur Spitze der Bogenlampe, als er unter ihr hindurchschritt und für einen Moment sah Singer das Gesicht des Wesens in aller Deutlichkeit. Viel deutlicher, als ihm lieb war und doch wabernd und unwirklich wie ein Gespenst aus einem furchtbaren Albtraum. Dann verlosch die Lampe mit einem kraftlosen Zischen und das Wesen wurde nur noch von dem spärlichen Licht beschienen, das aus der Kirche drang. Und dafür war Singer ausgesprochen dankbar.
Der massige Kopf der Kreatur schwankte bei jeder Bewegung der viel zu langen Gliedmaßen bedächtig auf dem dünnen Hals. Nichts an seinen furchtbaren Proportionen deutete darauf hin, dass diese Art der Bewegungen überhaupt physikalisch möglich war. Seine schiere Existenz schien die Gesetze der Realität schmerzhaft zu verletzen. Und sie – naive, winzige Menschenkinder – hatten dieses Ding aus einem Stein geholt und sich allen Ernstes eingebildet, das Unfassbare erforschen zu können. Auszumessen und zu katalogisieren in den lächerlichen Schubfächern ihrer primitiven Schulweisheit. Sie hatten sich die Hoffnung angemaßt, es zu benutzen. Das Ausmaß ihrer Naivität barg eine Lächerlichkeit von wahrhaft kosmischen Dimensionen.
Und es war nicht nur die körperliche Präsenz des Monsters, die Übelkeit und Wahnsinn hervorrief. Der Draakk brachte etwas mit sich, das sich schwer wie Gewitterwolken auf den Geist von Singer und den der anderen legte, sie niederdrückte und mit schrecklichen Bildern quälte. Am ehesten hätte es sich mit Begriffen wie unheilige Energie oder b öse Aura beschreiben lassen, aber auch das traf den Kern der Sache nur unzureichend.
Singer schmeckte Blut und stellte fest, dass er seine Schneidezähne in seine Unterlippe
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