Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
hatte einen losen Holzboden. Darunter war eine Art Falltür oder so was. Ich weiß es nicht genau, weil ich nicht hinuntersteigen durfte, aber ich glaube, Papa hat mal gesagt, dass da ein Gang nach draußen führt. Man kommt wohl hinten beim Brunnen raus. Am anderen Ende vom Marktplatz. Fast bei der Sägerei.«
Nach einer kleinen Pause setzte sie hinzu: »Das ist ziemlich weit weg von der Kirche.«
Ja, das muss es sein, dachte Singer.
Das war vielleicht tatsächlich eine Möglichkeit, dachte Singer. Ziemlich weit weg von der Kirche. Gut. Geheimgänge waren vor ein paar hundert Jahren durchaus beliebt gewesen, und so, wie die Kirche aussah, stammte sie tatsächlich aus dem Spätmittelalter. Einen Versuch wäre es jedenfalls wert.
»Okay«, sagte Singer und deutete auf Lena und Martin, »ihr beiden schaut euch das mal an, ja? Versucht, die Falltür irgendwie aufzubekommen. Aber leise. Wir halten hier inzwischen die Stellung und beobachten unsere missgelaunten Freunde da draußen.«
»Wir kommen hier raus«, sagte Martin, »das weiß ich. Also los.« Dann nickte er Lena aufmunternd zu und versuchte ein tapferes Lächeln, welches das Mädchen schüchtern erwiderte, um gleich darauf wieder auf ihre Fußspitzen zu starren.
Martin gab Antonia einen flüchtigen Kuss, den diese mit geschlossenen Augen erwiderte, bevor sie ihn erneut zu sich heranzog, um die Berührung ihrer Lippen für ein paar weitere Sekunden zu verlängern, während eine einzelne Träne an ihrer linken Wange herablief. Sie wühlte ihre Finger in sein Haar und presste ihre Lippen auf seine. Singer war im ersten Moment viel zu überrascht, um darauf so zu reagieren, wie es seine väterliche Rolle erfordert hätte. Aber das war in einer anderen Welt gewesen. Hier und jetzt zählten diese Rollen wenig. Es ging nur noch um die Schauspieler. Und wenn schon, dachte er, sollten sie einander haben. Denn es ist gut, jemanden zu haben, wenn die Welt dunkel wird.
Das Paar trennte sich widerstrebend, dann gingen Martin und Lena an den Kirchenbänken vorbei in den kleinen Raum hinter dem Altar, Christian schloss sich ihnen milde lächelnd an. Der Junge hielt sich erstaunlich gut, nach dem Theater, das er anfangs gemacht hatte. Auch das war höchstwahrscheinlich ein gutes Zeichen.
Antonia stand noch immer leise schluchzend neben ihrem Vater und ihre schmale Hand fand endlich seine große und drückte sie zärtlich. Sie wischte ihre Tränen fort und lächelte grimmig in die Kälte vor dem Kirchenfenster hinaus. Sie sah den Draakk nun zum ersten Mal mit eigenen Augen, aber sie war nicht schockiert vom grauenhaften Anblick des riesigen Wesens. Es war nicht mehr wichtig. Nicht, nachdem das Wesen bereits in ihren Geist eingedrungen war und von ihrer Seele gekostet hatte.
Danach schien nichts mehr wirklich zu sein.
»Glaubst du, dass Mama im Himmel ist?«, fragte sie zum Fenster hinaus.
Singer schluckte. Diese Art von Fragen waren stets eine Art Tabu zwischen ihnen gewesen und Singer hatte sich nie die Mühe gemacht, etwas daran zu ändern. Er war ein Mann der Wissenschaft. Das war sein Glaube gewesen. Wissenschaft heilte Kranke, ernährte die Hungernden, spendete Hoffnungen, brachte Ergebnisse. Nichts davon traf auf die Religionen dieser Welt zu, oder? Und wenn es einen Himmel gab – woher kam dann das da draußen?
»Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Aber ich weiß, dass sie irgendwo auf uns wartet. Das habe ich schon immer gewusst, aber begriffen hab’ ich es, glaube ich, erst heute. Sie wartet und es geht ihr gut, das weiß ich jetzt.« Er zögerte. »Da, wo sie ist, wird alles wieder wie früher sein.« Er drückte seine Tochter an sich. »Wie eine richtige kleine Familie.«
Nun liefen Tränen seine stoppelbärtigen Wangen herab, während er sein schiefes
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