Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
an im Herzen tragen, für immer.
All das hätte sie vielleicht verkraften können – aber sie spürte noch etwas anderes und das gab ihr den Rest.
Sie bemerkte, dass sie eine Hand zwischen ihre Schenkel gepresst hielt und dass diese Hand klatschnass war.
Experimente
D ie Gespräche in der Lounge kamen nur stockend in Gang. Aus der munter plappernden Pfadfindertruppe vom Vorabend waren über Nacht zwei Dutzend düster grübelnde, wortkarge Eigenbrötler geworden. Wenn die Wissenschaftler überhaupt miteinander sprachen, suchten sie ihr Heil in belanglosem Small Talk, der rasch verebbte. Selbst das Top-Thema des Vorabends, Murnauers geheimnisvolle Lebensform, war an diesem Morgen kein besonders ergiebiges Gesprächsthema – es schien irgendwie falsch , darüber zu reden.
Und natürlich sprach niemand von den Träumen .
Während die meisten Wissenschaftler stumm grübelnd in ihre Kaffeetassen starrten, schlang Singer gebratenen Speck und drei Spiegeleier herunter. Er schenkte sich Kaffee aus der Thermoskanne nach und nippte in kleinen Schlucken an dem heißen Getränk. Er war gut, schwarz und stark. Doch allmählich begann ein anderer Durst an ihm zu nagen. Einer, der sich nicht so recht mit Kaffee stillen lassen wollte oder mit dem großen Glas Orangensaft, das er auf einen Zug geleert hatte.
Sein Blick fiel auf Dr. Walther, die den Raum gemeinsam mit Schlesinger betrat. Der Astrophysiker wirkte eingefroren und steif, richtiggehend alt in seinen zögerlichen, unsicheren Bewegungen. Als er näher kam, bemerkte Singer ihre geröteten Augen und die dunklen Ringe darum. Genau wie Schlesinger wirkte die Psychologin seltsam zerstreut und irgendwie abwesend .
Singer fröstelte. Er hatte diesen Blick früher schon einmal gesehen.
Nach dem Frühstück wurden die Wissenschaftler von einem bewaffneten Soldaten – es war einer der beiden, die Singer am Vortag schon durch die Gegend bugsiert hatten – ein weiteres Mal durch die Gänge des Murnauer'schen Labyrinths geleitet, bis sie vor einer großen Stahltür hielten. Dahinter lag eine Halle von den Ausmaßen eines kleinen Flugzeughangars.
Offenbar hatte man den Hangar zum größten Operationssaal aller Zeiten umfunktioniert. Der reinweiße Bereich in der Mitte der Halle wirkte verloren, obwohl sich dort auf engstem Raum eine Vielzahl medizinischer Geräte und einige feingliedrige Roboterarme drängten. Von der Decke hingen ein paar Mikrofone und eine Kamera, welche die gesamte Plattform und den Eingangsbereich der Halle überblickte. Inmitten der Unmengen von chromblitzenden Gerätschaften befand sich der eigentliche Operationstisch, oder vielmehr die Operations plattform – ein anderthalb Meter hohes Ungetüm aus poliertem Edelstahl von der Größe eines Squash-Spielfelds. Auf der Plattform thronte etwas, das wie eine missglückte Mischung aus einer Tupperware-Dose und einem gigantischem Sarg aussah. Die seitlichen Scheiben des Glasbehälters waren milchig aufgeraut, sodass sie nicht sehen konnten, was darin lag, nur dass es groß und dunkel war und sich über die gesamte Länge des überdimensionalen Sargs erstreckte.
An der gegenüberliegenden Wand der Halle, etwa fünf Meter über dem Fußboden, befand sich eine Reihe verspiegelter Fenster. Vermutlich würde Murnauer von dort oben ihre Untersuchungen verfolgen. Aus sicherer Entfernung, selbstverständlich.
Singer betrat die Plattform als erster, gefolgt von Schlesinger und Dr. Walther. Seine Aufgabe würde im Wesentlichen darin bestehen, den intakten Leichnam zu untersuchen und sich anhand des allgemeinen Körperbaus ein Bild von der Lebensweise des Wesens zu machen, sofern
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