Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
das möglich war. Selbstverständlich würde man es später auch obduzieren aber zunächst galt es, alle Details zu erfassen und auszuwerten, die durch eine Autopsie unwiederbringlich zerstört werden würden. Er trat an den Sarg und sah hinab auf den gigantischen Leib der Kreatur.
Sein erster Impuls war, davonzurennen.
Die blendend weißen Strahler an der Decke beleuchteten die kranke Parodie eines Gesichts, das bei den meisten Menschen auf der Stelle Fluchtgedanken ausgelöst hätte. Dieses Gesicht gehörte zu einem nahezu drei Meter langen, bis auf die Knochen ausgemergelten Körper von grob menschenähnlichen Umrissen – zumindest verfügte der Torso über jeweils ein Paar Arme und Beine an den ungefähr richtigen Stellen – doch damit endete die Ähnlichkeit auch schon. Arme und Beine wirkten unnatürlich langgezogen und vielgliedrig. Der pechschwarze Rumpf und der auf einem unmäßig langen Hals sitzende, wuchtige Schädel waren von geradezu abstoßender Hässlichkeit – alles an dem Wesen wirkte unmöglich verzerrt und auf eine beunruhigende Weise falsch . Der Schädel des Dings war auffallend lang, der Hinterkopf wölbte sich fast einen halben Meter über der flachen Stirn.
Auch am Kopf des Wesens war irgendwie alles Wesentliche vorhanden : Ein Paar schräg stehender Augen von beeindruckender Größe lag verschrumpelt in ihren tiefen Höhlen, wie vor Urzeiten vertrocknete, eklige Tümpel, in denen sich monströse Gedanken wie schlierige Würmer gesuhlt haben mochten. Offenbar hatte das Wesen zu Lebzeiten geatmet – Singer bemerkte die kleinen Luftlöcher über dem Maul, die man kaum eine Nase nennen konnte. Es hatte riesige, kräftige Kiefer, die Singer an Baggerschaufeln erinnerten – eisern und unentrinnbar. Die Haut um sein gigantisches Maul war zurückgezogen. Und dieser Haifisch hatte Zähne, oh ja, und die sah man auch. Lange, spitze und vor allem unsäglich viele davon. Sie waren von einem blutigen Kirschrot, wie die Nägel, zu denen seine spitzen Klauen ausliefen.
Die Haut, trocken und rissig wie uraltes Pergament, klebte straff an dem eingefallenen Körper. Hörner, und zwar eine ganze Menge, in unterschiedlichen Größen von winzig klein bis wuchtig zierten die Auswüchse seiner Stirn, die Augenhöhlen und sogar die Schulterblätter. Einige der kleineren Hörner oder Verdickungen mochten auch Pusteln oder vertrocknete Hautverwerfungen sein. Es war schwer zu sagen, denn die Oberfläche des Wesens war mit einer brüchigen, wächsernen Schicht umhüllt – als hätte es jemand in ein überdimensionales Käsefondue gestippt. Die Haut, die darunter hervorschimmerte, war von tiefstem Schwarz.
Wenngleich der Körper auch völlig intakt schien – das Wesen war ganz offensichtlich schon seit Ewigkeiten tot. Die Art und Weise der makellosen natürlichen Mumifizierung ließ darauf schließen, dass es seit Ewigkeiten in einem luftdicht verschlossenem Behältnis geruht hatte. Eine Luftblase in einem Felsen, mutmaßte Singer und mehr als Mutmaßungen blieben ihm nicht, denn Murnauer hatte sich bisher weder zum Fundort noch zu den Umständen der Bergung geäußert.
Murnauers elektronisch verstärkte Stimme erscholl über ihren Köpfen, als sich das Operationsteam um den schwarzen Leib versammelt hatte. Auf sein Geheiß hin begannen sie mit der äußeren Untersuchung des Körpers, und das bedeutete zunächst, dass ein Großteil der Wissenschaftler die Plattform wieder verließen. Sie würden das Geschehen von einem Monitore verfolgen, bis das Wesen geöffnet und ihre Expertise gefragt war.
Es war erstaunlich, nach welch kurzer Zeit die Wissenschaftler bereits
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