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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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See­le – woll­te mehr, im­mer mehr …
    Und hät­te doch längst tot sein müs­sen.
    Im Be­reich des Brust­korbs und der Bei­ne wa­ren nun an meh­re­ren Stel­len zer­split­ter­te Kno­chen zu se­hen, die aus ih­rem ver­letzten Kör­per her­aus­spießten. Ihre Ge­där­me er­gos­sen sich in ei­ner La­che ih­res war­men Blu­tes auf den durs­ti­gen Fels­bo­den.
    Er­staun­li­cher­wei­se schi­en ihr Kör­per – ob­schon fast gänz­lich aus­ge­wei­det – bei vol­lem Be­wusst­sein zu blei­ben und kei­ner­lei Schmer­zen zu emp­fin­den. Der blut­trie­fen­de Klum­pen, der einst eine hüb­sche jun­ge Frau ge­we­sen war, ver­such­te so­gar, die na­he­zu zer­fetzten Seh­nen sei­nes Hal­ses ein letztes Mal zu span­nen und sein Ge­sicht, das bis­her von den trom­meln­den Schlä­gen ver­schont ge­blie­ben war, den Hie­ben des Mons­ters ent­ge­gen­zu­recken. Mit weit auf­ge­sperr­tem, blut­ver­schmier­tem Mund und or­gias­tisch flat­tern­den Li­dern bet­tel­te sie um den fi­na­len Stoß, der sie er­lö­sen und end­lich schmerzvoll kom­men las­sen wür­de.
    Doch sie wur­de nicht er­löst. Noch nicht.
    Oben, auf dem ekel­haft pul­sie­ren­den Leib des We­sens bau­mel­te, gleich ei­ner wi­der­wär­ti­gen Tro­phäe, der ents­tell­te Kopf des to­ten Dr. Sin­ger. Oder viel­mehr trug das We­sen le­dig­lich sein Ge­sicht als eine Art Über­zug auf ei­nem vorste­hen­den Balg, der ein Kopf hät­te sein kön­nen. Durch die auf­ge­ris­se­nen Au­gen­höhlen die­ser Mas­ke aus Men­schen­haut – das Ge­sicht schi­en un­be­greif­li­cher­wei­se noch zu le­ben – bohr­te sich ein Paar arm­lan­ge, schwar­ze Füh­ler. Zit­ternd tas­te­ten sie über das Ant­litz der vor Ent­set­zen ge­lähm­ten jun­gen Frau und ra­schel­ten da­bei wie dün­nes, aus­ge­trock­ne­tes Pa­pier.
    Viel­leicht be­nutzte das Ding die gum­mi­ar­ti­gen Aus­wüch­se, die es durch Sin­gers Au­gen­höhlen steck­te, um se­hen zu kön­nen. Viel­leicht wa­ren sie aber auch nur Zier­de oder hat­ten eine gänz­lich an­de­re Funk­ti­on. Viel­leicht auch gar kei­ne.
    Viel­leicht muss­te die­ses Ding über­haupt nicht se­hen.
    Der Sin­ger-Kopf des Alb­traum­we­sens beug­te sich zu ihr hin­ab, so nah, dass sie sei­nen Atem spüren konn­te. Wie­so at­me­te die­ser Haut­fet­zen, die­ses bru­tal vom Kopf sei­nes Be­sit­zers ge­fetzte Stück ei­nes mensch­li­chen Ge­sichts?
    Die au­gen­lo­se To­ten­mas­ke des Sin­ger-Zerr­bil­des näher­te sich ihr bis auf we­ni­ge Zen­ti­me­ter, die ekel­haf­ten Füh­ler, die durch die Au­gen spießten, stri­chen sanft über ihr Ge­sicht. Der tote Mund ver­zog sich zu ei­nem wi­der­wär­ti­gen Grin­sen, öff­ne­te sich und die Mas­ke aus Men­schen­haut be­gann zu spre­chen, und der Geist der jun­gen Wis­sen­schaft­le­rin brach. Denn die Mas­ke sag­te:
    »Hast du etwa schon ge­nug, du Fot­ze?«
    Dann saus­te das Bein auf ihre Stirn her­ab und die Welt wur­de schwarz.

Schuld

D r. Walt­her er­wach­te vom Ge­räusch ih­res ei­ge­nen Schreis und spür­te hei­ße Trä­nen auf ih­ren glühen­den Wan­gen. Ihr Atem ging stoß­wei­se und ihr ra­sen­des Herz ver­such­te pa­nisch trom­melnd aus der Brust zu sprin­gen. Ihr war übel und für einen Mo­ment be­fürch­te­te sie, sich über­ge­ben zu müs­sen. Doch dann kam das Hoch­ge­fühl, un­ver­mit­telt ver­spür­te sie den Drang zu ki­chern, ein­fach mit weit of­fe­nen Au­gen in die Dun­kel­heit zu star­ren und zu ki­chern, während die Trä­nen aus ih­ren schreck­ge­wei­te­ten Au­gen lie­fen.
    Sie press­te die Arme an ih­ren zu­sam­men­ge­krümm­ten Kör­per und stell­te fest, dass ihre Nä­gel sich tief in das emp­find­li­che Fleisch ih­res Hand­bal­lens ge­gra­ben hat­ten.
    Während sie noch mit dem Drang, zu ki­chern kämpf­te senk­te sich eine tie­fe, ver­zwei­fel­te Trau­rig­keit über ih­ren Geist. Plötz­lich und all­um­fas­send, als ob je­mand das Licht in ihr aus­ge­knipst hät­te, denn dies war mehr als ein Traum ge­we­sen. Sie hat­te der Ver­ge­wal­ti­gung ih­rer un­s­terb­li­chen See­le bei­ge­wohnt.
    Nun gab es nichts mehr au­ßer Dun­kel­heit. Und ein Stück von die­ser Fins­ter­nis wür­de Do­reen Walt­her von nun

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