Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
konzentriert in ihre Arbeit versunken waren und jeglichen Blick für den eigentlichen Sensationsgehalt dessen verloren, was sie da gerade untersuchten. Routiniert wurden Maße aufgenommen, Oberflächen analysiert, fotografiert und katalogisiert, Anweisungen und Ergebnisse in die Mikrofone über der Plattform gesprochen.
Singer war nach kurzer Zeit ebenfalls völlig in seinen vertrauten Workflow vertieft – eine Art Rauschzustand, der es ihm ermöglichte, bis zu achtundvierzig Stunden ohne Schlaf auszukommen und gelegentlich sogar einen ganzen Nachmittag ohne Alkohol. Nachdem er dem Assistenten, einem jungen, unauffälligen Biologen, der ihm von Murnauer zur Seite gestellt worden war, eine endlose Reihe von Zahlen diktiert hatte – Länge der Füße, Beine, Arme, des Schädels und so weiter – sprach er mit nachdenklicher Miene in das über seinem Kopf hängende Mikrofon:
»Ich beginne jetzt mit der äußeren Besichtigung des …«, Singer zögerte, »… des Körpers. Weder Todesursache noch Zeitpunkt des Todes sind mir zur Stunde bekannt, ich erhoffe mir mehr Aufschluss von der Aluminium-Beryllium-Methode. Vor allem aufgrund der vollständigen Mumifizierung tippe ich auf ein paar tausend Jahre, mindestens. Das Wesen ist praktisch fossil, aber ausgezeichnet erhalten.«
»Was wir hier haben, scheint im Wesentlichen ein Humanoid zu sein oder doch zumindest etwas grob Menschenähnliches. Zugegeben, mit …« Singer warf einen Blick auf das Klemmbrett seines Assistenten. »… zwei Meter dreiundsiebzig ein wenig überqualifiziert für einen Basketball-Profi, aber der gesamte Knochenbau scheint demselben Muster zu entsprechen, sofern sich das von außen beurteilen lässt. Ich will mich deshalb, soweit das möglich ist, auf einen Vergleich zur menschlichen Anatomie beziehen.«
Singer maß den Schädel des Wesens. Beinahe ein Meter vom Kinn bis zum Scheitelpunkt es Stirnbeins. Gut ein Drittel der Gesamtlänge des Körpers. Wie war dieses Ding bloß in der Lage, aufrecht zu gehen?
»Der Schädel des Wesens ist enorm, insbesondere die Stirn ist unnatürlich lang gezogen, das Stirnbein ungewöhnlich flach, Scheitel- und Schläfenbein sind der Deformation entsprechend verzerrt, jedoch kann ich weder eine Kranznaht noch eine Lambda- oder Schuppennaht entdecken, genauso wenig wie einen Gehörgang oder irgend etwas, das als Ohren dienen könnte.«
» Die Mandibula ist außergewöhnlich stark bezahnt und kräftig ausgebildet, erinnert ein wenig an die Kieferpartie eines Raubtiers. Es fällt auf, dass die Zähne von kräftigem Rot sind, genau wie die Nägel und einige der …«
Singer stockte. Waren das tatsächlich Hörner?
» … einige der Auswüchse.«
»Und es gibt noch etwas Wesentliches, das dem Wesen fehlt …«, Singer beugte sich prüfend zu dem Körper hinab, » … ja, das Wesen ist offenbar geschlechtslos. Jedenfalls lässt sich keinerlei äußeres Genital oder eine entsprechende Körperöffnung da entdecken, wo man es beim Menschen erwarten würde. Die Obduktion wird wohl zeigen, ob ich recht habe.«
Singer trat einen Schritt zurück. »Das ganze Wesen ist von einer Art Pusteln und Geschwüren bedeckt, einige davon stark verhornt. Ich kann im Moment noch nicht sagen, ob diese zu dem Wesen gehören oder einen pathologischen Befall darstellen. Jedenfalls sind die Geschwüre oder Pusteln genauso vertrocknet wie das restliche Wesen, also gehe ich davon aus, dass der Befall nicht mehr ansteckend ist, falls es sich um einen solchen handelt.«
Er warf einen skeptischen Blick in Richtung der verspiegelten Glasscheibe, hinter der er Murnauer vermutete. »Zumindest hoffe ich
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