Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
erforschen.
Singer arbeitete sich zimmerweise und reichlich planlos durch die Krankenabteilung. Das komplizierte System der Gänge erwies sich als genau die Falle für seine Orientierung, die er bei seiner Ankunft befürchtet hatte. Offenbar lag die Krankenstation in einem gänzlich anderen Flügel als die Halle, in der sie den Körper des Wesens untersucht hatten, ganz zu schweigen von dem Aufzug, der ihn in dieses Labyrinth gebracht hatte. Hier kam ihm rein gar nichts bekannt vor und die Notbeleuchtung, die die Wände in ein blasses Orangerot tauchte, lieferte auch keinen wesentlichen Beitrag zur allgemeinen Orientierung. Die Zimmer, die Singer auf der Suche nach einem Hinweis auf den Verbleib ihrer Bewohner betrat – Krankenzimmer und ein paar Schwesternräume und Büros – blieben ihm diese leider ebenfalls schuldig. Die vormals streng bewachten Doppeltüren waren verlassen und standen allesamt weit offen. Die wenigen Spuren menschlichen Lebens – halbleere Kaffeetassen, achtlos herumliegende Dokumente, ein auf den Gang gerollter Bürostuhl – puzzelte sich Singers Geist zu einem Bild eines allgemeinen, hektischen Rückzugs zusammen.
Rückzug wovor?
In Gedanken versunken bog er um die nächste Ecke, in Erwartung eines weiteren endlos langen und selbstverständlich nicht beschrifteten Flurs. Stattdessen sah er etwas anderes.
Irrungen
Z wei Dinge fielen in sein Blickfeld, die er dort nicht erwartet hatte, und die sofort einen Anflug von mildem Optimismus auslösten. Zunächst war da ein Hinweisschild, überhaupt das erste, das er sah, seit er aufgebrochen war. Es hing direkt über der Glastür am Ende des Ganges. Die in dunklem Rot schimmernden Leuchtbuchstaben ergaben ein einzelnes Wort:
E X I T
Aber damit nicht genug – direkt vor der Tür befand sich in einem an die Wand geschraubten Glaskasten ein kleiner roter Feuerlöscher samt aufgewickeltem Wasserschlauch. Daneben hingen eine Stabtaschenlampe und eine kleine Axt. Das ganze Ensemble war in anheimelndem Signalrot gehalten und hob sich wohltuend vom Einheitsgrau der Wände ab.
Singer schnappte sich die Taschenlampe und die kleine Axt und öffnete den Wasserhahn, nachdem er den Schlauch abgeschraubt hatte.
Nachdem er seinen Durst fürs Erste gestillt hatte, trat Singer durch die Tür mit der E X I T -Aufschrift, um ein weiteres Mal vom Glück verwöhnt zu werden. Am Ende dieses Ganges stand ein Snack-Automat, vollgestopft mit allerlei Köstlichkeiten. Geschmacksneutrale Würstchen im pappigen Teigmantel, eine Auswahl an klebrigen Schokoriegeln und Nussmischungen sowie allerlei bunte Fruchtgummis buhlten um seine Aufmerksamkeit.
Es war widerlich.
Wie unbefriedigend Singer die Auswahl vom ernährungswissenschaftlichen Standpunkt auch finden mochte – für den Augenblick war es schlicht die einzige Auswahl, die er hatte. Und sie würde genügen müssen, denn Singer verspürte nun, nachdem Durst nicht mehr sein Hauptproblem war, einen Mordshunger.
Da er bedauerlicherweise gerade kein Kleingeld mit sich führte, kam die kleine Axt zum Einsatz. Die große Glasscheibe des Automaten zersprang mit einem lauten Knall und Singer schnappte sich eine Tüte Nussmischung. Er riss sie auf und schüttete den halben Inhalt der Packung in seinen Mund, wovon ihm fast augenblicklich übel wurde. Die Dinger schmeckten wie Mottenkugeln mit Schokoladenüberzug, zumindest nahm Singer an, dass Mottenkugeln so schmecken müssten.
Nachdem er seinem grollenden Magen besänftigend versprochen hatte, beim nächsten Mal etwas langsamer zu essen, und auch der Brechreiz abgeklungen war, steckte er sich noch ein paar Atom-Würstchen und eine
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