Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
ungläubig auf die Wunde starrte und dabei einen leisen Fluch zwischen seinen Zähnen hervorpresste. Zu weiteren Reaktionen war er nicht in der Lage, er empfand im ersten Moment noch nicht einmal Schmerz. Er war viel zu geschockt von der Tatsache, sich soeben einen kapitalen Schnitzer geleistet zu haben. Und zwar einen, der noch nicht einmal eines Assistenzarztes würdig war. Die Situation hätte beinahe schon etwas Komisches gehabt, wenn nicht …
Die Wunde füllte sich nun rasch mit Blut. Als der Chirurg seine Hand endlich von dem Leichnam wegzog, löste sich eine kleine Menge der roten Flüssigkeit und klatschte auf eine der Pusteln auf dem hornigen Brustkorb des Wesens. Diese erblühte wie eine Blume in einer Zeitrafferaufnahme zu einer etwa faustgroßen Blase, während sie das Blut durch die Membran ihrer Oberfläche sog. In dem nun zu seiner ekelhaften Blüte gediehenen Furunkel bewegten sich kleine gelbe Objekte, während die straff gespannte Außenhülle rasch größer wurde und sich prall aufblähte.
Während die anderen Forscher – alarmiert von Landaus leisem Fluch – nun eilends auf die Plattform stürmten, wurde aus der Pustel ein straffer, rötlich-gelber Ball, dessen pulsierende Färbung sich grell vom Schwarz des restlichen Wesens abhob. Noch bevor der erste Neuankömmling die Plattform erklommen hatte, war die maximale Dehnbarkeit der transparenten Außenhülle der Blase erreicht und sie brach mit einem Übelkeit erregenden, feuchten Schmatzen auf. In weitem Bogen sprühte ein roter Regen aus der aufgeplatzten Hülle und bildete über den Köpfen der Forscher eine Art Nebelwolke, die sich sofort im Raum auszubreiten begann. Die winzigen roten Partikel setzten sich auf Kleidung, Haaren und Haut der versammelten Wissenschaftler ab. Am schlimmsten erwischte es Landau, der eine ziemlich umfangreiche Ladung direkt ins Gesicht bekam. Wo die Teilchen auf seine Haut trafen, rissen Sie winzige Löcher hinein, sodass Landaus Gesicht bald voller winziger Blutrinnsale war, die sich zu Tropfen sammelten und den Eindruck vermittelten, der Wissenschaftler hätte in einem Regen aus Blut gestanden.
Landau begann zu schreien.
Der wachhabende Kontrollingenieur war ein ausgezeichnet gedrillter Soldat – es dauerte nicht einmal zwei Sekunden, bis er mit der flachen Hand auf den kleinen roten Not-Aus-Pilz hieb, welcher nicht unähnlich dem Antwort-Buzzer in einer Quizshow aussah. Keine fünf Sekunden später sanken sämtliche Wissenschaftler in der Forschungshalle leblos zu Boden. Jeder dort, wo er sich gerade befand, wie Marionetten, denen man die Schnüre gekappt hatte. Die Wagemutigeren unter ihnen hatten einen so hastigen wie vergeblichen Versuch unternommen, zum Ausgang der Laborhalle zu rennen, als das Betäubungsgas eingeströmt war.
Sie kamen nicht einmal in die Nähe der Tür.
Zwielicht
S ingers Blick glitt forschend an seinen nackten Armen herab und nach einem kurzen, hoffnungsvollen Stoßgebet lupfte er seine Bettdecke. Keine Bläschen oder Rötungen. Das war vermutlich gut, denn schließlich hatte er sich genau wie Dr. Landau und die junge Psychologin in unmittelbarer Nähe der Pustel befunden, als sie aufgeplatzt war. Landaus blutiges Gesicht hatte ausgesehen, als hätte er aus nächster Nähe einer Schlachtung beigewohnt, bevor alles in der Schwärze versunken war.
Überhaupt … wo waren die anderen? Was war aus Landau, Doreen Walther und Dr. Schlesinger geworden? Teilten sie sein Schicksal und dösten in irgendwelchen Quarantänezellen vor sich hin? Ihn zumindest schienen Ärzte, Schwestern und die ganze Welt vergessen zu haben. Was für eine Art Quarantäne war das
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