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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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über­haupt, wenn doch die Tür zum Gang sperran­gel­weit of­fen stand? Wo wa­ren die luft­dich­ten Plas­tik­zel­te und die Fil­te­r­ein­hei­ten, wo wa­ren die Ärz­te in Schutz­anzü­gen, die um ihn her­um­wu­seln und wich­ti­ge Din­ge auf Klemm­bret­tern no­tie­ren soll­ten?
    Sin­ger be­schloss, dass dies ein­deu­tig zu vie­le und zu bren­nen­de W-Fra­gen wa­ren, um sie un­be­ant­wor­tet zu las­sen. Er wür­de einen Aus­flug ma­chen. Mit ei­nem be­herz­ten und nicht min­der schmerz­haf­ten Ruck zog er die Kanüle aus der Vene in sei­ner Arm­beu­ge, und prompt be­gann ein klei­ner Blutstrom aus der of­fe­nen Wun­de zu quel­len. Sin­ger press­te Zei­ge- und Mit­tel­fin­ger sei­ner lin­ken Hand auf die Wun­de, was die Si­tua­ti­on al­ler­dings kaum ver­bes­ser­te – nun quoll das Blut in dicken Strö­men zwi­schen sei­nen Fin­gern her­vor. Sie hat­ten ihm einen Blut­ver­dün­ner ge­ge­ben, na­tür­lich.
    Er schau­te sich in dem Kran­ken­zim­mer um. Auf ei­nem klei­nen Tisch­chen – al­ler­dings mo­men­tan lei­der deut­lich au­ßer­halb sei­ner Reich­wei­te – la­gen tat­säch­lich ei­ni­ge Päck­chen, die Sin­ger als un­be­nutzte Mull­bin­den iden­ti­fi­zier­te. Er schwang sei­ne Bei­ne aus dem Bett und un­ter­nahm einen großen Schritt in Rich­tung des Ti­sches mit den Bin­den. Weit kam er al­ler­dings nicht – sei­ne kraft­lo­sen Bei­ne ver­sag­ten ihm den Dienst, so­dass er prompt und ziem­lich un­sanft auf die har­ten Flie­sen plumps­te.
    Für einen Mo­ment lausch­te er dem Echo sei­nes Auf­schlags, das in den Gän­gen nach­hall­te – kei­ne Re­ak­ti­on, kei­ne trip­peln­den Füße auf­ge­reg­ter Schwes­tern, die im Lauf­schritt zu ihm un­ter­wegs wa­ren, um ihn zu­rück ins Bett zu hie­ven und ihn einen ganz und gar un­ge­hor­sa­men Jun­gen zu schel­ten. Für ein State-of-the-Art-La­bor war das Per­so­nal der Kran­ken­sta­ti­on je­den­falls ganz schön lahm. Oder taub.
    Er un­ter­drück­te einen Fluch und robb­te auf Kni­en und Un­ter­ar­men wei­ter in Rich­tung Tisch, wo­bei er eine dün­ne Blut­spur hin­ter sich herzog. Als er an­ge­kom­men war, an­gel­te er blind mit sei­ner Lin­ken nach den Mull­bin­den auf der Tisch­plat­te, bis er et­was Wei­ches, in Pa­pier Ge­pack­tes zu fas­sen be­kam. Mit den Zäh­nen riss er das Päck­chen auf und press­te eine zu­sam­men­ge­wickel­te Bin­de in sei­ne rech­te Arm­beu­ge, be­vor er die­se mit dem In­halt der zwei­ten Packung straff zu um­wickeln be­gann. Er mach­te einen Kno­ten und be­gut­ach­te­te sein Werk. Der Ver­band sah al­les an­de­re als schön aus, wür­de aber sei­nen Zweck er­fül­len und die Blu­tung vor­erst stop­pen.
    Nach ei­ner wei­te­ren Ver­schnauf­pau­se ver­such­te er, im­mer noch nackt, auf sei­ne Knie und an­schlie­ßend auf sei­ne Füße zu kom­men. Er zog sich an dem klei­nen Tisch hoch, und schließ­lich stand er, an den Schrank ge­lehnt und war­te­te dar­auf, dass sein Schwin­del­ge­fühl ver­ging.
    Auf ei­nem Hocker ne­ben sei­nem Bett ent­deck­te er eine kom­plet­te Gar­ni­tur der rein­wei­ßen, ta­schen­lo­sen Stan­dard­kluft, wie er sie seit sei­ner An­kunft im La­bor ge­tra­gen hat­te. Er zog sie an.
    Nach­dem er sich in Scha­le ge­wor­fen hat­te, trat er ent­schlos­sen, wenn­gleich im­mer noch auf et­was wack­li­gen Bei­nen, auf den Gang hin­aus. Die­ser prä­sen­tier­te sich in un­ge­wohnt schumm­ri­gem Rot-Gelb. Sin­ger brauch­te eine klei­ne Wei­le, um zu ka­pie­ren, dass die­ses an­hei­meln­de Lich­ter­leb­nis von den Not­leuch­ten her­rühr­te, die im Flur an den Wän­den hin­gen. Puff­licht der überaus ge­spens­ti­schen Art, aber eine will­kom­me­ne Ab­wechs­lung nach dem glei­ßen­den In­fer­no in sei­nem Kran­ken­zim­mer.
    Sin­ger rief ein kräf­ti­ges »Hal­lo?« in den Gang hin­ein. Kei­ne Ant­wort, au­ßer dem Echo sei­ner Stim­me, das un­heim­lich in dem lan­gen Gang ver­hall­te. Da­nach spür­te Sin­ger kein ge­stei­ger­tes Be­dürf­nis mehr, akus­tisch auf sich auf­merk­sam zu ma­chen. Es wür­de nie­mand kom­men, um ihm zu hel­fen. Also mach­te er sich dar­an, den rie­si­gen Kom­plex auf ei­ge­ne Faust zu

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