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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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de­zen­ter als die Neon­be­leuch­tung zu sei­ner Zeit.
    Hier hat­te er Anna ken­nen­ge­lernt, sie hat­ten bei­de vor der Spei­sen­aus­ga­be an­ge­stan­den und sich die gan­ze Zeit über an­ge­grinst und über die ein­heit­lich grau­grü­ne Fär­bung des Es­sens lus­tig ge­macht. Er hat­te ge­war­tet, bis auch sie an der Rei­he war, dann wa­ren sie ge­mein­sam zu ei­nem der frei­en Ti­sche her­über­ge­schlen­dert. Am nächs­ten Abend wa­ren sie im Kino ge­we­sen, und eine Wo­che später hat­ten sie das ers­te Mal mit­ein­an­der ge­schla­fen. Und kur­ze Zeit später hat­ten sie sich in­ein­an­der ver­liebt. So ein­fach war das, da­mals.
    Er war be­reits Do­zent und an­ge­hen­der Dok­tor ge­we­sen, sie im letzten Se­mes­ter ih­res Stu­di­ums. Sie hat­ten sich in den fol­gen­den Mo­na­ten an na­he­zu je­dem er­denk­li­chen Ort ge­liebt, je aus­ge­fal­le­ner, de­sto bes­ser. Hat­ten ihre Fin­ger ein­fach nicht von­ein­an­der las­sen kön­nen, wa­ren völ­lig auf­ein­an­der ab­ge­fah­ren. Ein­mal hat­ten sie es so­gar in­mit­ten des (na­tür­lich ver­las­se­nen) Hör­saals ge­trie­ben, das muss­te kurz vor sei­ner Dok­tor­ver­tei­di­gung ge­we­sen sein. Gut mög­lich, dass ihn die Ak­ti­on sei­nen Kopf ge­kos­tet hät­te, wären sie ent­deckt wor­den. Oder zu­min­dest sei­nen Job an der Uni. Ganz bes­timmt aber sei­ne Pro­mo­ti­on. Er be­zwei­fel­te, dass ihn das von ir­gen­det­was ab­ge­hal­ten hät­te, da­mals im Hör­saal mit der ge­ra­de zweiund zwan­zig­jäh­ri­gen Anna, ih­rem un­glaub­li­chen Grüb­chen-Lächeln und noch ein, zwei an­de­ren schier un­glaub­li­chen Ei­gen­schaf­ten, die ei­nem Mann, an­ge­hen­der Dok­to­rand hin oder her, mit Leich­tig­keit den Ver­stand rau­ben konn­ten.
    Er at­me­te tief ein, zog die Hän­de aus den Sei­ten­ta­schen der dicken Dau­nen­jacke und drück­te die schwe­re Glas­tür zur Men­sa auf.
    Licht, Wär­me und der Lärm durch­ein­an­der schnat­tern­der Stu­den­ten ström­ten auf ihn ein. Es war nicht leicht, An­to­nia in dem bun­ten Ge­wim­mel zu fin­den. Sei­ne Er­schei­nung hin­ge­gen zog so­fort die Auf­merk­sam­keit der Stu­den­ten auf sich. Man nahm wohl an, er sei ein Pen­ner, der sich auf dem Weg zum So­zi­al­amt ver­irrt hat­te. Er konn­te es ih­nen nicht ver­übeln.
    Schließ­lich ent­deck­te er An­to­nia, die mit ein paar ih­rer Mit­stu­den­ten (sie hat­te Freun­de , das war gut!) an ei­nem Tisch am Fens­ter saß. Der An­blick ver­setzte sei­nem Her­zen einen klei­nen, schmerz­haf­ten Stich. Sie wirk­te größer, als er sie in Er­in­ne­rung hat­te, fast er­wach­sen. Und er­wach­sen war sie in der Tat ge­wor­den in die­sen an­dert­halb Jah­ren, seit er sie das letzte Mal ge­se­hen hat­te. Gott, sie sah ih­rer Mut­ter so ver­dammt ähn­lich, es war fast un­heim­lich.
    Als sie ihn er­blick­te, stand sie auf und warf has­tig ein paar Schrei­bu­ten­si­li­en in ihre Ta­sche. Da­bei streif­te ihr lan­ges, blond­ge­lock­tes Haar den Tisch. Sie warf es mit ei­ner sanf­ten Be­we­gung über ihre Schul­tern zu­rück, dann schnapp­te sie sich ihre Ta­sche und einen Rie­sen­berg Kla­mot­ten, der aus we­nigs­tens drei in­ein­an­der ge­wickel­ten Ka­pu­zen-Sweats­hirts und ei­ner dicken Win­ter­jacke be­stand. (Noch et­was, das sie von ih­rer Mut­ter ge­erbt hat­te – auch Anna war stän­dig kalt ge­we­sen.) Sie raff­te ihre Klei­dung zu­sam­men, ver­ab­schie­de­te sich von ih­ren drei Freun­din­nen, die kaum ver­hal­ten grin­send in Sin­gers Rich­tung starr­ten und si­cher je­den Mo­ment zu tu­scheln be­gin­nen wür­den. Dann kam sie her­über und Sin­ger nahm nur am Ran­de wahr, dass in­zwi­schen fast alle Ge­spräche an den um­lie­gen­den Ti­schen ver­stummt wa­ren und wirk­lich je­der in sei­ne Rich­tung blick­te.
    An­to­nia sah ihm eine Wei­le mit erns­ter Mie­ne, aber in kei­ner Wei­se wer­tend ins Ge­sicht. Mög­li­cher­wei­se so­gar ein we­nig zu neu­tral. »Hey, Paps«, sag­te sie lei­se, dann deu­te­te sie auf einen der we­ni­gen frei­en Ti­sche. Kei­ne Um­ar­mung, kein »Hey, wie geht’s dir?« Kein »nach Hau­se«.
    Sin­ger schäl­te sich aus sei­ner Dau­nen­jacke,

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