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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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schmut­zig wei­ßen Be­cher un­ter die Nase und wenn ei­ner et­was gab, sag­te man höf­lich »Dan­ke.« und ver­such­te aus­zu­se­hen, als ob man es auch so mein­te. In­ner­halb der nächs­ten hal­b­en Stun­de hat­te Sin­ger et­was über fünf Euro zu­sam­men.
    Er ging zu dem Münzte­le­fon ne­ben der Im­biss­bu­de und wähl­te An­to­ni­as Han­dy­num­mer, die er, gott­lob, aus­wen­dig wuss­te. Im­mer­hin hat­te er sie in den letzten Ta­gen oft ge­nug über den klei­nen Bild­schirm sei­nes Han­dys flim­mern se­hen. Es tu­te­te in der Lei­tung. Ein­mal, zwei­mal.
    Ein wei­te­res Frei­zei­chen. Sin­ger spür­te, wie sich sei­ne Hand um den Hö­rer krampf­te.
    »Hal­lo, un­be­kann­ter Teil­neh­mer?«, klang die Stim­me sei­ner Toch­ter aus dem Te­le­fon­laut­spre­cher.
    »An­to­nia. Nicht auf­le­gen!« Mist. Das war kein gu­ter Eins­tieg. Aber we­nigs­tens hat­te er ih­ren Na­men ge­sagt.
    »Wer ist da?«
    »Hier ist … dein Va­ter, An­to­nia. Pe­ter Sin­ger.« Blöd­mann! Sie wuss­te ja wohl noch, wie ihr Va­ter hieß. Ner­vös glitt Sin­gers Hand in die Man­tel­ta­sche mit der Vi­deo­kas­set­te, ohne dass es ihm be­wusst ge­wor­den wäre. An­to­nia schwieg. Aber sie leg­te nicht auf.
    »Wir müs­sen uns tref­fen, Schatz. Ich weiß, dir ist ge­ra­de nicht da­nach, und du hast auch al­len Grund dazu. Aber ich bin im­mer­hin dein Va­ter …« An­to­nia schwieg im­mer noch. Sin­ger hat­te schon Ge­spräche er­lebt, die bes­ser ge­lau­fen wa­ren. »Wo bist du, Schatz?«, sag­te er. »Ich muss mit dir re­den. Es ist ziem­lich drin­gend.« Das war es in der Tat. Wie lan­ge wür­de Mur­nau­er wohl brau­chen, um her­aus­zu­fin­den, wo sie wohn­te und sei­ne Leu­te dort hin­zu­schicken? Nicht lan­ge, wahr­schein­lich.
    Schwei­gen. Dann sag­te sie »Okay.« Eine wei­te­re Pau­se, und dann: »Ich bin in der Uni, sit­ze mit ein paar Freun­den in der Ca­fe­te­ria. Die in der Men­sa. Weißt du, wo das ist?« Na­tür­lich wuss­te er das. Wenn die Uni-Ge­bäu­de in den letzten Jah­ren nicht dras­tisch um­ge­baut wor­den wa­ren, wür­de er die Ca­fe­te­ria leicht fin­den. Im­mer­hin hat­te er einen er­heb­li­chen Teil sei­ner Stu­di­en­zeit dort ver­bracht. Er und sei­ne Kom­mi­li­to­nen hat­ten sich un­ter dem Vor­wand des ge­mein­sa­men Ler­nens oft dort ver­ab­re­det, um Stu­den­tin­nen für abend­li­che Par­tys an­zu­gra­ben, mit­un­ter so­gar mit Er­folg. Die gu­ten al­ten Zei­ten.
    »Ja, weiß ich. Bleib ein­fach da, Okay? Und ... dan­ke!« Ein Klicken in der Lei­tung und dann das gleich­mäßi­ge Tu­ten des Frei­zei­chens. An­to­nia hat­te auf­ge­legt.
    Von den fünf Euro kauf­te er eine Scha­le Pom­mes Fri­tes und ein S-Bahn-Ticket. Das Bil­lig­bier, auf das der Ver­käu­fer fra­gend deu­te­te, ver­schmäh­te Sin­ger ei­ni­ger­maßen ge­las­sen.
     
     

An­to­nia
     
     
    D er Cam­pus der Ham­bur­ger Uni war im No­vem­ber nicht un­be­dingt ein­la­dend, aber wel­cher Uni-Cam­pus ist das schon um die­se Jah­res­zeit? Die großen Be­ton­blöcke, auf de­nen die Stu­den­ten im Som­mer gern bei­sam­mensaßen, be­grüßten ihn nun grau und ver­las­sen, dun­kel ge­färbt von den Re­gen­schau­ern, die hin und wie­der aus den tief­hän­gen­den Wol­ken nie­der­peitsch­ten. Sin­ger zog die Dau­nen­jacke en­ger um sei­nen Kör­per. Ein paar Stu­den­ten husch­ten mit hoch­ge­schla­ge­nen Man­tel­krä­gen über den tris­ten Vor­platz in Rich­tung Men­sa. Sie be­äug­ten ihn, be­zie­hungs­wei­se sei­nen Auf­zug, mit flüch­ti­ger Skep­sis oder auch leicht amü­siert, ver­ständ­li­cher­wei­se. Bes­ser, er ging schnell in die Ca­fe­te­ria, be­vor noch ei­ner auf den Ge­dan­ken kam, er sei ein Sit­ten­strolch, der es auf hüb­sche, jun­ge Stu­den­tin­nen ab­ge­se­hen hat­te. Für eine Lehr­kraft wür­de ihn in sei­nen Kla­mot­ten si­cher nie­mand hal­ten, selbst die In­for­ma­tik-Pro­fes­so­ren be­wie­sen heut­zu­ta­ge mehr Stil in ih­rer Klei­der­wahl.
    Die Men­sa hat­te sich tat­säch­lich nur we­nig ver­än­dert seit sei­ner Stu­den­ten­zeit. Die Mö­bel wa­ren an­ders, und sie hat­ten jetzt an­ge­neh­me­res Licht da drin, gelb­lich, ge­müt­lich,

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