Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
während sie ihr Klamottenbündel auf einen freien Stuhl und ihre Tasche auf dem Tisch ablegte. Als sie sein knallbuntes Hawaiihemd sah, stahl sich unwillkürlich ein kleines Grinsen auf ihr Gesicht.
»Und ja, die Klamotten sind nicht gerade der letzte Schrei, ich weiß«, sagte Singer und deutete auf sein Hemd. »Ist eine längere Geschichte. Ist auch nicht so wichtig im Moment.«
»Sehr hübsch«, kommentierte sie und setzte sich. Inzwischen waren die Studenten wieder lautstark zu ihren früheren Unterhaltungen zurückgekehrt – auch wenn sich die Gespräche an so manchem Tisch (inklusive dem von Antonias Freundinnen) ganz sicher noch eine Weile um sie beide drehen würden, so standen sie zumindest nicht länger im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit.
Sein »Schön, dich zu sehen, Antonia« erwiderte sie lediglich mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck.
»Ich habe dich vermisst, Schatz. Dich und …«
Er sprach nicht weiter. Antonia wandte den Blick zum Fenster, aber sie machte sich nicht die Mühe, die Tränen zu verbergen, die in ihren Augen schimmerten. Sie sah ihn nur einfach nicht an, und das war vielleicht noch schlimmer, als sie weinen zu sehen.
Großartig! Dachte Singer, und dafür hast du noch nicht mal eine Minute gebraucht. Sie schwiegen eine Weile und schließlich schaute sie ihn wieder an. »Also, warum hast du mich sehen wollen?«
Er griff vorsichtig nach ihrer Hand. »Antonia, ich … oh Mann. Also um es kurz zu machen, wir sitzen in der Patsche. Ganz gewaltig sogar.«
»Tun wir das?«, fragte sie. Ihre Hand war kühl. Aber sie bewegte sich nicht.
Er hatte keine Ahnung, wie er ihr diese Geschichte schonend beibringen sollte. Also versuchte er es gar nicht erst. »Ja, und glaub' mir, ich wünschte, ich könnte dir das ersparen. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich das möchte. Aber – ich kann nicht.«
Sie runzelte die Brauen und bedachte ihn mit einem skeptischen Blick.
»Das Institut ist hinter mir her«, sagte er, »Murnauer ganz persönlich. Ich glaube, momentan bin ich ganz weit oben auf deren Liste. Und du auch.«
»Das Institut? Und deswegen kommst du hier her und … «
»Ja, das Murnauer-Institut. Und dummerweise habe ich gerade keine Zeit für Erklärungen.« Singers Blick glitt zur Tür und dann schaute er seiner Tochter ins Gesicht. Sie erwiderte seinen Versuch eines Lächelns nicht. »Genau in diesem Moment sind sie wahrscheinlich schon auf dem Weg hierher.«
»Oh, Mann. Und du erwartest, dass ich dir das alles glaube, alles stehen und liegen lasse und mich mit dir auf die Flucht begebe vor dem bösen Mister X, der zufällig dein Chef ist?«
»Ich weiß, das hört sich bescheuert an, Antonia. Mindestens. Aber ja, genau das erwarte ich von dir. Vertrau mir. Dieses eine Mal.«
Antonia brauchte eine Weile, um das zu verarbeiten. Besonders die Stelle mit dem Vertrauen, schätzte Singer.
Schließlich sagte sie: »Und warum sind sie ausgerechnet hinter dir her?« In ihrem Blick lag immer noch eine gehörige Portion Skepsis, was ihn einerseits mit Stolz erfüllte, im Moment allerdings nicht besonders nützlich war. Außerdem vermeinte er, mildes Interesse in ihrem Gesicht wahrzunehmen. Das war vielleicht nützlich.
»Vor ein paar Tagen …«, begann er, sammelte seine Gedanken. Ein paar Tage? Wie lang genau waren die Ereignisse im Labor eigentlich her? »Jedenfalls haben wir, also ich und ein paar andere Wissenschaftler, an einem Projekt für das Institut gearbeitet. Na ja, und das ist dann irgendwie ziemlich schiefgegangen.«
Antonia schwieg.
»Menschen sind gestorben.« Er flüsterte. »Eine ganze Menge Menschen, Antonia.« Ein weiterer Blick zur Tür. Sie mussten hier verschwinden, schleunigst.
»Gestorben?«
»Ja. Die gesamte Belegschaft von Murnauers geheimen
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