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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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müs­se und dass er nicht viel bräuch­te, nur für die S-Bahn und – der be­tref­fen­de Passant un­ter­brach dann sein un­ge­schick­tes Ge­stam­mel meist schon nach we­ni­gen Wor­ten: »Tut mir leid Kum­pel, heu­te nicht.« Oft mus­ter­ten sie ihn pi­kiert, als ob sie ein be­son­ders häss­li­ches In­sekt durch eine Lupe be­trach­te­ten. Be­son­ders dann, wenn er bei der Stel­le mit dem Kran­ken­haus an­ge­langt war.
    Ir­gend­wann ließ Sin­ger die Vor­ge­schich­te ein­fach weg und sprach die Leu­te di­rek­ter an, in­dem er sie ganz ein­fach um ein, zwei Euro bat. Oder viel­leicht fünf­zig Cent?
    Das lief bes­ser, nach etwa ei­ner hal­b­en Stun­de hat­te er gan­ze fünf­zehn Cent zu­sam­men. Die hat­te er von ei­nem klei­nen Mäd­chen be­kom­men – es war das Wech­sel­geld für die Schach­tel Bon­bons, die sich die Klei­ne an der na­he­ste­hen­den Im­biss­bu­de ge­kauft hat­te. Der Duft von Bra­ten­öl, der von dort her­überzog, er­in­ner­te Sin­ger ein wei­te­res Mal schmerz­lich dar­an, dass er mitt­ler­wei­le einen ziem­li­chen Kohldampf schob.
    Im Lau­fe der Zeit war er zur Haupt­at­trak­ti­on für eine klei­ne Grup­pe ju­gend­li­cher Pun­ker ge­wor­den, die auf den Bän­ken im Park her­um­lun­ger­ten. Schließ­lich kam ei­ner von ih­nen auf Sin­ger zu, ein großer, schlak­sig wir­ken­der jun­ger Kerl mit un­ge­schnür­ten, bunt be­sprüh­ten Sprin­gers­tie­feln und ei­ner Un­men­ge Rin­ge im Ge­sicht. Sin­ger vers­teif­te sich – fest ent­schlos­sen, die fünf­zehn Cent in sei­ner Hand bis zum Äu­ßers­ten zu ver­tei­di­gen. Der schlak­si­ge Kerl bau­te sich grin­send vor Sin­ger auf, schnief­te aus­gie­big und lächel­te un­be­ein­druckt ein nicht be­son­ders zahn­rei­ches Lächeln:
    »Neu hier, hm? Kommst’n her?«
    »Ich, äh, bin ge­ra­de erst, … aus Al­to­na, ur­sprüng­lich, also …«, stam­mel­te Sin­ger. Das lief ja pri­ma.
    »Hm, verste­he, bist ein ganz Fri­scher«, sag­te der Pun­ker – was im­mer das nun wie­der hei­ßen soll­te. »Na denn mal will­kom­men in der Drecks-Markt­wirt­schaft, Al­ter«, fuhr er fort und grins­te schief. Dann schnief­te er er­neut, zog ge­nuss­voll röchelnd den Rotz hoch und spuck­te das Er­geb­nis sei­ner in­ten­si­ven Be­mühun­gen in die Bü­sche, wo es zäh­flüs­sig von ei­nem Blatt her­ab­trief­te. Dann hielt er Sin­ger einen ziem­lich schmut­zi­gen Papp­be­cher hin. Lei­ses Ge­ki­cher drang von der Park­bank her­über, auf der die rest­li­chen Punks saßen. »Hier, da­mit geht’s bes­ser, Al­ter!«, mein­te der jun­ge Kerl.
    »Dan­ke, … Mann«, gab Sin­ger un­si­cher zu­rück. Für einen Mo­ment grins­te ihn der Punk an, mit ei­nem Blick, der Sin­ger ehr­lich ver­blüff­te. Die auf­ge­setzte Gleich­gül­tig­keit schi­en weg­ge­bla­sen und gab den Blick auf einen in­tel­li­gen­ten Jun­gen mit großen, auf­merk­sa­men Au­gen frei.
    Dann ver­schwand der Ge­sichts­aus­druck wie­der, so plötz­lich, wie er ge­kom­men war.
    »Bit­te, Mann.« Der jun­ge Kerl stopf­te die Hän­de in die Sei­ten­ta­schen sei­ner ab­ge­wetzten und mit bun­ten Auf­nähern über­säten Le­der­jacke und stapf­te zu der Park­bank zu­rück, wo­bei er eine Ab­kür­zung di­rekt durch die nied­ri­gen Bü­sche nahm, in­dem er die­se ein­fach nie­der­tram­pel­te. Dar­auf­hin brach auch die rest­li­che Trup­pe auf und zer­streu­te sich im Park, un­ter lau­tem Ge­joh­le und dem Klir­ren ih­rer Bil­lig­bier-Fla­schen – zwei­fel­los ir­gend­ein Ge­söff, das Sin­ger selbst während sei­ner schlimms­ten Zei­ten nicht im Traum an­ge­rührt hät­te. Als er noch ein ver­nünf­ti­ger An­ge­s­tell­ter und be­son­ne­ner Al­ko­ho­li­ker ge­we­sen war. Als er noch nicht, als mit­tel­lo­ser Pen­ner ver­klei­det, auf der Flucht vor sei­nem eins­ti­gen Ar­beit­ge­ber ge­we­sen war wie Har­ri­son Ford als der ver­damm­te Dr. Kim­ble .
    Der Pun­ker hat­te recht ge­habt, es ging tat­säch­lich bes­ser mit dem Plas­tik­be­cher, der of­fen­bar das feh­len­de Ac­ces­soire zu Sin­gers an­sons­ten recht stim­mi­ger Ko­stü­mie­rung zu sein schi­en. Und es er­spar­te ihm Er­klärun­gen – man hielt den Leu­ten ein­fach den

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