Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
lädiert und von tiefen Schürfwunden überzogen. Morgen würden sie eine tiefe blau-schwarze Färbung angenommen haben.
Er hob mühsam den Kopf und öffnete erneut die Augen. Diesmal funktionierte es recht gut. Keine Schmerzen am Genick oder der Wirbelsäule, stellte er erleichtert fest, und nur ein leichtes Ziehen an den Rippen, wenn er tief einatmete. Er sah sich um. Der Staub, den der Gesteinsrutsch um ihn herum aufgewirbelt hatte, hatte sich gesetzt und gab nun nach und nach das Sichtfeld in seiner Nähe frei. Im Schein der unverwüstlichen Betty offenbarte sich ihm das ganze Ausmaß der gewaltigen Geröllhalde, die er hinabgerutscht war.
Er lag inmitten einiger großer Felsbrocken am unteren Ende der mehrere hundert Meter langen Gesteinsaufschüttung, und somit am eigentlichen Boden der Kaverne. Eben jenem Boden, den er vom Sims aus noch nicht einmal hatte erahnen können.
Ein ängstliches Kläffen erscholl irgendwo weit über ihm. Verzerrt zurückgeworfen von den Wänden der Höhle, regte es die pochenden Schmerzen in seinen Schläfen zu neuen Höchstleistungen an. Das Geräusch holte ihn vollends in das Hier und Jetzt seiner Misere zurück.
Tobi. Er stand noch immer oben auf dem Felsvorsprung – Gott allein mochte wissen, wie viele Meter weiter oben.
Der Hund winselte voller Sorge um seinen Herrn, dessen Grubenlampe zu einem fernen Lichtpunkt in der ewigen Nacht am Boden der gigantischen Kaverne geworden war.
»Alles … in Ordnung, Tobi …«, versuchte der alte Mann zu sagen. Heraus kam wenig mehr als ein heiseres Krächzen, begleitet von einem stechenden Schmerz in seinem Hals. Er musste husten und schmeckte etwas Staubiges auf seiner Zunge, was sich mit seinem Speichel zu einem brockigen Klumpen vermischte. Er spie es auf den Boden vor seinen Füßen.
Der Alte tastete nach dem Rucksack auf seinem Rücken. Er war tatsächlich noch an seinem Platz und möglicherweise hatte ihn lediglich das darin verstaute Langseil sogar vor einer ernsthaften Verletzung der Wirbelsäule bewahrt. Er holte das große Taschentuch aus der Seitentasche, knabberte dessen Saum durch und riss es schließlich mithilfe seiner gesunden Hand in zwei Teile. Als er es mit seinen Zähnen abriss, jagte die plötzliche Bewegung einen stechenden Schmerz durch seinen linken Arm, den er bis hinauf zur Schläfe spürte. Sein linker Arm war glatt gebrochen.
Als der Schmerz abklang, machte er weiter. Mit der einen Hälfte des Taschentuchs verband er notdürftig seinen angeschlagenen Kopf, um die Blutung aufzuhalten, mit der anderen versuchte er anschließend eine Schlaufe für den verletzten Arm zustande zu bringen. Beide Vorhaben gestalteten sich ausgesprochen schwierig, da er nur eine gesunde Hand und seine Zähne zur Verfügung hatte, doch schließlich schaffte er es, sich auf diese Weise provisorisch zu verarzten. Mit den Zähnen zog er den Knoten des behelfsmäßigen Schlaufenverbandes fest und hievte sich dann auf dem großen Stein, zu dessen Füßen er seine Rutschpartie so abrupt beendet hatte, in eine aufrechte Position.
Langsam drehte sich der alte Mann auf seinem steinernen Sitz um und schaute nachdenklich in den Teil der Höhle, dem er bislang den Rücken zugekehrt hatte. Aus gutem Grund, wie es schien, denn dort erhob sich nur eine meterhohe Felswand, zu deren Füßen sich unzählige Gesteinsbrocken auftürmten. Hier war die von ihm ausgelöste Steinlawine zu einem jähen Halt gekommen, einige der größeren Felsbrocken waren regelrecht in die Wand eingeschlagen. Wäre er in der Nähe eines solchen Felsens gelandet ...
Nachdenklich stellte der Alte die Intensität seiner Stirnlampe nach, um die Felswand vor sich genauer betrachten zu können.
Weitere Kostenlose Bücher