Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Empfehlungen waren gut. So schwierig, wie es gewesen war, an sie heranzukommen mussten sie einfach gut sein. Es war das erste Mal, dass Martin sich um gefälschte Identitäten bemühte, schließlich arbeitete er nicht für die Mafia. Aber das musste er Singer ja nicht auf die Nase binden. Antonias Vater schien ein gewitzter Kerl zu sein, und Martin mochte ihn. Er war irgendwie … cool. Niemand, den man gern enttäuschen wollte.
Fast noch wichtiger war jedoch, dass er Antonia gegenüber keinen Rückzieher machte. Antonia, die ihn geküsst hatte. Sie war vielleicht ein wenig jung, aber geistig ihrem Alter weit voraus. Als sie sich noch im Chat des Chaos Computer Club miteinander unterhalten hatten, war er stets der Meinung gewesen, sie sei wenigstens Mitte zwanzig und mit ihrem Informatikstudium längst fertig. Und vermutlich fett wie ein Walross von dem ganzen Fast Food, das sie nächtens in sich hineinstopfen musste. Nun, das war sie nicht. Ganz und gar kein Walross. Und es war beinahe lustig, dass ausgerechnet er auf ein dummes Klischee reingefallen war, das aus einem schlechten Hollywoodfilm hätte stammen können. Nein, Antonia Singer war kein Walross, sondern ein intelligentes, hübsches Mädchen. Und ziemlich sexy.
Sie war nicht Julia, aber sie war …
… am Leben , meldete sich eine garstige, schnarrende Stimme in Martins Kopf. Und diesmal hatte diese Stimme recht. Es war tatsächlich Zeit, sich wieder mit dem Leben zu beschäftigen. Und mit den Lebenden.
»Schluss für heute mit den Heldentaten«, sagte er und stand auf. Er überprüfte die Sicherheitseinstellungen der Server ein letztes Mal, warf einen Blick auf das Kamerasystem und knipste danach die Reihe der Hauptbildschirme aus. Dann öffnete er leise die zentimeterdicke Stahltür zum Wohnzimmer, schlüpfte hindurch und verschloss sie wieder hinter sich, genauso vorsichtig, wie er sie geöffnet hatte.
Keine zehn Minuten später lag auch er im Bett. Eine Weile lag er einfach nur so da und ließ die Ereignisse des Tages Revue passieren. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, während er zur Zimmerdecke hinaufstarrte. Eine ferne Straßenlaterne warf einen einzelnen, zögerlichen Lichtfinger durch sein Fenster, schien ihn zu locken, nach draußen, in die Nacht.
Und plötzlich stand sie wieder vor ihm, in denselben weinroten Shorts und dem hellblauen Pauli-der-Maulwurf-T-Shirt, dessen kurze Ärmel ihre schlanken, blassen Arme aufreizend betonten.
Geschmeidig schlüpfte sie unter sein Laken und er ließ sie gewähren. Ließ es zu, dass sich ihr junger, straffer Körper an ihn kuschelte. Ihre Glieder wirkten zierlicher, als er sie sich vorgestellt hatte, als sie sich neben ihm streckte und die glatte, weiche Haut ihrer Arme ihn wie zufällig berührte. Und er ließ zu, dass sie sich zu ihm herumdrehte und in seine Arme glitt, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Er spürte ihren sanften Atem auf seiner Wange und schließlich fanden sich ihre Lippen. Flüchtig zunächst, kaum mehr als zufällige Berührungen. Er spürte sie nah bei sich, die sanften Bewegungen ihres Körpers. Ihr Haar, das nach frischen Äpfeln auf einer Sommerwiese duftete, in einer Welt fernab von Datenkriegen und furchteinflößenden Biowaffen.
Einer früheren, besseren Welt. Einer Welt des Trostes und der Zärtlichkeit, in der sich ihre suchenden Lippen immer wieder fanden, und bald darauf in Küsse übergingen, die drängender wurden und bestimmter. Dann löste sie ihre schlanke Hand aus der seinen und während ihre Zunge den Weg zwischen seine Lippen fand, begannen ihre Finger auf seinem Körper auf Wanderschaft zu gehen.
Es war wundervoll, dachte Martin, himmlisch. Dennoch – sie sollten das nicht tun. Noch nicht. Nicht, nachdem sie
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