Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
unauffällige Kleidung?«
»Hast du was gegen mein schickes Hemd?«, gab Singer mit gespielter Eitelkeit zurück und zog die Stirn kraus. Der beleidigte Gesichtsausdruck ihres Vaters in Kombination mit dessen quietschbuntem Hemd mit dem lächerlichen Papagei auf der Brust war dermaßen dämlich, dass Antonia losprustete und sich beinahe an ihrem Kaffee verschluckt hätte. Das sorgte wiederum dafür, dass alle drei in einigermaßen kindisches Gekicher ausbrachen.
Singer stand auf und holte sich noch eine Tasse Kaffee. Die Fernbedienung mit dem roten Knopf lag vergessen auf dem Tisch. »Wo sind eigentlich deine Eltern?«, fragte Antonia.
»Weit weg«, antwortete Martin mit einem schiefen Lächeln. »Mein Vater ist Diplomat an der deutschen Botschaft in Washington. Ich schätze, ich hatte immer ziemlich viel Zeit für mich allein.« Antonia, die ihm die Zwiespältigkeit eines solchen ‚Luxus’ gut nachfühlen konnte, legte sanft ihre Hand auf seinen Unterarm. Singer wechselte rasch das Thema.
»Du sagtest, es gibt ein paar Dinge, die in der Geschichte nicht zusammenpassen, Martin. Was sind das für Dinge?«
»Na ja, zunächst das mit dem Gas. Sie sind Zoologe, richtig? Was hat ein Zoologe mit chemischen Kampfstoffen zu tun? Und dass Sie direkt nach Ihrem angeblichen Anschlag auf das Labor ins Institut marschiert sein sollen, ist auch sehr merkwürdig. Warum hätten Sie das tun sollen? Ich habe das überprüft, der Empfang hat Sie eingecheckt, außerdem sind Sie in den Aufzeichnungen der Überwachungskameras ziemlich gut zu erkennen. Netter rechter Haken übrigens, den Sie Murnauer verpasst haben.«
Singer grinste. Offenbar verstand sich der Junge prächtig darauf, Spieße umzudrehen. Er hatte, warum auch immer, die Überwachungskameras überwacht. Der Gedanke gefiel ihm.
»Im Ernst, warum hätten Sie das alles tun sollen, wenn Sie gerade ein paar tausend Menschen umgebracht haben? Ein Terrorist hätte sich doch gleich aus dem Staub gemacht. Oder wahrscheinlicher – er wäre im Labor umgekommen. Ein Labor, das übrigens bis zu diesem Vorfall offiziell überhaupt nicht existiert hat und auch jetzt nur in den internen Akten des Murnauer-Instituts auftaucht. Es gibt nur eine einzige offizielle Stellungnahme und kein einziger Journalist scheint die zu hinterfragen oder mehr wissen zu wollen.«
Singer nickte. Das war nicht wirklich überraschend. Nicht in den heutigen Zeiten.
»Die lassen keinen in die Nähe des Labors, wegen angeblicher Kontaminationsgefahr. Und ganz nebenbei erspart ihnen das, erklären zu müssen, wo sich dieses Labor überhaupt befindet und zu welchem Zweck es eigentlich existiert, verstehen Sie? Und das Schöne daran ist: Kein Mensch schert sich darum.«
Auch das war leider nicht wirklich neu.
Martin fuhr fort: »Und dann hat man sich über achtundvierzig Stunden Zeit gelassen, bevor die Polizei eingeschaltet wurde. Beinahe drei Tage. Warum? Und wieso überhaupt die Polizei? Keine Anti-Terror-Spezialeinheit, nein. Kein Biowaffen-Armeekommando. Einfach nur stinknormale Bullen. Und keiner scheint sich an dieser windschiefen Geschichte im Mindesten zu stören. Weder die Polizei noch die Presse noch sonst irgendwer. Schon gar nicht die Öffentlichkeit. Alle schlucken das Märchen, sobald es über die Mattscheibe flimmert.« Martin deutete auf einen knapp drei Meter breiten Flachbildschirm, der in die Stirnwand der Küche eingelassen war. »Mir scheint, Sie haben sich da ein paar verdammt mächtige Feinde gemacht.«
»Das glaube ich inzwischen auch. Beziehungsweise versuche ich allmählich zu begreifen, wie weit der Einfluss eines einzelnen Mannes tatsächlich reichen kann.«
»Murnauer? Oh, der ist noch lange nicht
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