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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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vom Boden. Einen kurzen Augenblick schwankte der Paradiesvogel, weil dies das erste Mal war, daß er eine Last tragen mußte, doch dann hatte er sich auch schon wieder gefangen und flatterte mit gestärkter Kraft davon. Kreisend flog die Vogelpflanze über den höchsten verfallenden Turm von Schloß Zombie hinweg, über die zerfetzte, schleimige Zombieflagge und über die Baumwipfel der meisten Bäume dieser Gegend. Von hier oben aus betrachtet sahen die Zombies aus wie zerquetschte Larven – was ihnen eher zum Vorteil gereichte. Das Schloß des Guten Magiers lag im Nordosten. Zu Fuß wäre die Reise so gut wie unmöglich gewesen, denn der größte Teil des hiesigen Dschungels war noch nicht erforscht. Niemand konnte sagen, welche Schrecken hier in dieser Wildnis lauerten! Doch auf dem Luftweg war es recht einfach – huch!
    Wolken kamen ihr entgegen, heimtückische kleine graue, mit dunklen Dampftentakeln. Sie führten offensichtlich nichts Gutes im Schilde. Unbelebte Dinge konnten in den wilderen Regionen Xanths recht pervers werden, und Wolken liebten es oft, Vorbeiziehende einfach nur naß zu machen, weil es ihnen einen teuflischen Spaß bereitete. Gewitterwolken waren richtig geladen, wenn sie solchen Unfug anstellen konnten. Sie pusteten und schnaubten ihr Entzücken hervor und krachten knisternd vor Vergnügen. Irene beschloß, sich über diese Störenfriede zu erheben.
    Sie trieb die Vogelpflanze an und ließ sie einen weiteren Bogen aufwärts beschreiben. Doch die lästigen Wolken ließen sich nicht so einfach umgehen. Sie schichteten sich auf und griffen mit immer längeren Kondensstreifen nach ihr, um sie zu umnebeln. Sie pusteten Windstöße aus, daß sie in der kalten Luft zu zittern begann; Wasser kondensierte auf den glänzenden Flügelblättern und ließ den Vogel an Gewicht zunehmen und an Auftrieb verlieren.
    Irene hatte nur wenig Geduld. Sie ließ sich auch sonst nur ungern etwas von unbelebten Dingen bieten, nachdem sie so häufig Opfer schlauer Bemerkungen von Steinen, Möbelstücken und sogar von Wasser geworden war, wann immer Dor in der Nähe war. Sein Talent war es, unbelebte Dinge zum Sprechen zu bringen. Das war ja auch prächtig, ein ausgezeichnetes Talent, weswegen er ja jetzt auch König und sie Königin war – aber warum mußten diese Dinger immer so rotzfrech sein?
    Sie holte sechs Samen aus dem Beutel, den sie immer bei sich trug. »Wachst!« befahl sie ihnen und warf sie in die Luft.
    Die Samen keimten und ließen Schoten und Schlingarme hervorschießen. Mitten in der Luft begannen sie zu blühen und Frucht zu tragen, wurden zu geschwollenen, kürbisähnlichen Massen. Es waren Wassermelonen, und sie brauchten gewaltige Mengen Wasser, um ihren Zyklus zu durchlaufen. Normalerweise bezogen sie dieses Wasser aus der Luft – und die war gerade mit Wolken ausgefüllt, die natürlich aus Wassertropfen bestanden. Für die Wassermelonen war das die reinste Freude. Weil sie so schnell wuchsen, saugten sie auch ebenso schnell Wasser auf. Die erste Wolke, die mit einem der sprießenden Samen in Berührung geriet, wurde sofort trockengelegt. Sie schrumpfte zusammen und verschwand mit einem lauten Seufzen. Den anderen erging es ähnlich.
    Eine größere Wolke, die eine silbrige Krone trug, leistete erbitterten Widerstand. Das war offensichtlich die Rudelsführerin. Die Königswolke dehnte sich aus und umhüllte die Wassermelone mit Dampf, so daß sie aus dem Gesichtsfeld verschwand. Doch die Wassermelone saugte ungerührt immer mehr Wasser auf. Ihre Fangarme schlängelten sich durch die Wolke, und kurz darauf hatte sich die Lage umgekehrt. Die Wolke verschwand, und eine monströse Melone stürzte dem tief unten liegenden Boden entgegen. Unten ertönte ein Platschen und schließlich ein Meckern. Die Melone hatte einen nistenden Feuerbock getroffen und beinahe das Feuer der armen Kreatur ausgelöscht.
    Nun gelangte Irene ohne weitere Hindernisse zum Schloß des Guten Magiers. Unter ihr zogen Bäume und Seen vorüber: die Landschaft war zwar ganz hübsch, aber sie wußte leider, daß dort unten eine Menge ziemlich unangenehmer Ungeheuer lauerten. Das ließ sie wieder um ihre Tochter fürchten. Der Dschungel des unerforschten Xanth war nicht der rechte Aufenthaltsort für ein dreijähriges Kind!
    Ihr Reittier verlor an Höhe und Sicherheit. Irene furchte die Stirn. Was war denn los? Im Tal zeichnete sich deutlich Humfreys Schloßturm ab. Sie lenkte die Pflanze weiter, um auf einer geeigneten

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