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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aufmerksamkeit umher. Sie wünschte, sie wäre wieder zu Hause auf Schloß Roogna und könnte den historischen Wandteppich mit seinen sich immerwährend verändernden Szenen anschauen. Fast konnte sie sich dort selbst sehen, wie sie glücklich die Geschichten genoß, die der Teppich erzählte.
    Plötzlich entdeckte sie die unscharfen Umrisse einer Pferdegestalt. Sie erkannte sie sofort: »Die Tagmähre!« rief sie. »Ich kann dich sehen, Mähre Imbri! Du bist so hübsch schwarz, wie ein Schatten!«
    Und wie es in Ivys Anwesenheit zu geschehen pflegte, nahm der Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit festere Gestalt an. Imbri die Tagmähre, die Ivys Tagtraum gebracht hatte, wurde immer deutlicher, schwärzer, hübscher.
    »He, sie kann doch unsere Eltern benachrichtigen!« sagte Hugo, dessen Intelligenz immer noch intakt war. »Wir brauchen Ratschläge, was zu tun ist.«
    Doch die Mähre schüttelte traurig den Kopf, und ihre Schattenmähne flammte. Sie projizierte ihren Gedanken durch die Traumgestalt einer Nymphe, und Ivy konnte ihre Stimme wie eine ferne Erinnerung im Hinterkopf hören. »Die Nacht bricht an, und bei Nacht kann ich keine Träume mehr befördern. Ich darf auch keine Nachrichten von einer Person zur anderen befördern, nur Gedanken an oder über jemanden. Ich habe nur noch genug Zeit, um euren Eltern einen Wink zu geben, wo ihr euch befindet.« Und dann jagte sie auch schon vor der nahenden Nacht davon.
    Ivy schüttelte den Kopf. Nun saßen sie immer noch in der Klemme! Im Dunkeln konnten sie die fliegenden Kirschen nicht sehen, so daß der Strudel davonwehen würde. Dann würden die Zappler durchkommen und…
    Was sollten sie tun? Ihr kühnes Unterfangen drohte in einer Katastrophe zu enden. Sie hatten nicht einmal Zeit, zurückzuweichen, oder zumindest keinerlei Möglichkeit, in diesem Fall den schützenden Vergessensstrudel mitzunehmen.

17
Gemeinsame Anstrengung
    Am späten Nachmittag entdeckten Chem und Irene die Höhle des Zyklopen. Das Monster lag schlafend auf dem Boden, neben sich den Knochenberg eines erst kürzlich vertilgten Ungeheuers.
    Hätte ihr Efeu nicht angezeigt, daß es Ivy gut ging, Irene hätte das Schlimmste befürchtet.
    »Paßt auf«, sagte Irene zu Chem. »Ich werde mit dem Ungeheuer sprechen.«
    Die Zentaurin legte einen Pfeil in ihren Bogen ein und stellte sich kampfbereit auf.
    Irene schritt auf die Höhle zu. »Zyklop!« rief sie.
    Das Wesen rührte sich. »Ungh?« fragte es gähnend. »Wer ruft da Brontes?«
    Er beherrschte also Menschensprache. Gut. »Wo ist meine Tochter?« fragte Irene.
    Der Zyklop setzte sich auf. Sein großes blaues Auge blickte ins Licht hinaus. Dann sah es Chems Pfeil, der auf sein Auge gerichtet war. Er blinzelte. »Tochter?«
    »Ivy. Sie war mit einem kleinen Drachen hier.«
    Der Gesichtsausdruck des Zyklopen hellte sich auf. »Klar doch, sie und der Drache und der Junge! Netter Besuch, gutes Obst. Freunde.«
    »Sind die drei alle in Sicherheit?«
    »Na klar. Nette Kinder. Wir unterhalten, Geschichten erzählen. Sie aber nicht geblieben.«
    »Wo sind sie denn jetzt?« fragte Irene ruhig, denn ihr Vertrauen in Ungeheuer war ziemlich klein.
    »Sie gehen nach Hause«, erwiderte der Zyklop. »Dort lang.« Er zeigte in Richtung Nordosten.
    »Aber dieser Weg führt doch in die tiefsten Tiefen des unbekannten Xanth!« protestierte Irene. Und es war, fügte sie bei sich hinzu, nicht die Richtung der Mundorgel, wo die Kinder auf den Koboldtrupp gestoßen waren. Ob Brontes sie in die Irre führen wollte?
    »Ja. Nette Kinder. Ich hab’ angeboten, sie bei Nacht zu tragen, waren aber in Eile. Schnell nach Hause.«
    »Dann waren sie noch gesund, als sie von hier aufgebrochen sind?« fragte Irene unsicher. Die falsche Marschrichtung bekümmerte sie. Wieder mußte sie einen Blick auf ihren Efeu werfen. Natürlich waren die Kinder in Ordnung!
    »Haben Nacht nicht abgewartet. Ich geh’ tagsüber nicht raus. Der Himmel…«
    Chem senkte ihren Bogen. »Ich glaube nicht, daß er uns täuschen will«, meinte sie. »Von den Kobolden kann er nichts wissen. Die Kinder müssen eine andere Richtung eingeschlagen haben, als sie auf Gloria trafen.«
    Irene stimmte ihr zu. Dann konnte die Geschichte des Zyklopen also doch stimmen. »Was ist mit dem Himmel?«
    »Mein Vater der Himmel – er mich niederstreckt, wenn…«
    »Dein Vater ist der Himmel?« fragte Chem und trat näher. »Ist das nur ein Euphemismus dafür…«
    »Er mich verbannt, schlägt mich nieder…«
    »Das hast

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