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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Katastrophe.
    Da hatte er einen Einfall. »Vektoren!« rief er.
    »Ist das noch eine neue Bedrohung?« fragte Ivy beunruhigt.
    »Nein, Vektoren sind Kraftlinien«, erklärte er. »Mein Vater hat einmal auf mich aufgepaßt und dabei in einem mundanischen Buch darüber gelesen. Vektoren gehören zu den wenigen Arten der Magie, die in Mundania funktionieren. Stanleys Brise stellt einen Vektor dar, der den Strudel in gerader Linie weitertreibt. Der Hügelhang ist ein weiterer Vektor, der den Strudel zurücktreibt. Die Vektoren stehen gegeneinander, weshalb wir nicht vorankommen. Aber der Hang ist nicht ganz gerade, sondern ein kleines bißchen schief. Wenn wir also nach vorne wedeln oder pusten, und der Hügel den Strudel etwas ablenkt, wird die Endflugbahn leicht seitlich verlaufen.«
    »Ich bin froh, daß du schlau bist«, meinte Ivy zweifelnd. »Ich verstehe gar nichts.«
    »Ich zeig’s dir. Stanley, treib den Strudel voran, aber gleichmäßig.« Der kleine Drache schlug seine Flügel und gehorchte. Der Strudel, das zeigten die zu Boden taumelnden Kirschfruchtfliegen, bewegte sich ein Stück vorwärts und dann nach rechts. Als der Drache ihn weiter trieb, trieb der Strudel noch stärker nach rechts.
    »Er rutscht ja zur Seite!« rief Ivy überrascht.
    »Ganz genau«, meinte Hugo. »Es ist zwar langsam, aber wirkungsvoll. Wenn wir den Hügel umrunden, werden sich die Vektoren verändern, und wir kommen besser voran. Dann erreichen wir mit der Zeit das Nest.«
    Seine Prognose erwies sich als richtig. Die Krümmung des Hügels ließ sie nach und nach immer leichter vorankommen, und sie stellten fest, daß sie den Strudel etwas beschleunigen konnten, wenn Stanley ihn ein wenig seitlicher anfächelte. Langsam entwickelten sie Übung.
    Doch als sie den Hügel umrundet hatten und durch die dahinter liegende Talmulde kamen, wurde das Ausmaß der Zapplergefahr immer offensichtlicher: durchlöcherte, umgestürzte Bäume und von Löchern übersäte Steine und Felsen des Hügels selbst.
    Zzapp! Zzapp! Zzapp! Nun wurde es Ivy immer bewußter, wie sehr die Zappler Xanth verwüsteten. Sie erblickte tote Tiere und Vögel, und selbst der Boden war von zahllosen Löchern aufgewühlt. Aus Wildnis drohte Wüstenei zu werden.
    Doch da entdeckten sie endlich das Nest. Es war eine dunkle Kugel von der Größe eines ausgewachsenen Mannes, die auf der gegenüberliegenden Seite eines Erdrisses auf dem Boden ruhte. Sie war von einem Schleier umhüllt, der, wie Ivy begriff, in Wirklichkeit aus zahllosen Zapplern bestand, die dort in der Luft schwebten, bevor sie zappelnd nach außen schossen. Die meisten schwebten in einer Fläche parallel zum Boden, was dem Nest eine Ähnlichkeit mit dem Planeten Saturn verlieh – aber natürlich war es viel größer als Saturn, der ja, wie jeder wußte, nur ein winziger Fleck am Nachthimmel war, der sich nie bei Tag heraustraute.
    Das Ding sah furchteinflößend und schrecklich aus. Wie bedauerlich, daß niemand es entdeckt hatte, als es noch im Entstehen begriffen gewesen war, um es sofort zu zerstören, bevor die Zappler mit dem Ausschwärmen begonnen hatten! Doch es befand sich ja auch in den tiefsten Tiefen des unbekannten Xanth, wo sich niemand, der jemand war, jemals hinbegab. So hatte das Nest immer größer werden können, wahrscheinlich im Laufe von dreißig Jahren – und nun mußte Xanth dafür büßen!
    Es war sehr anstrengend, den Strudel um den Hügel zu treiben, und nun waren sie erschöpft, da sie alle noch sehr jung waren und der Tag langsam seinem Ende zuging. Doch mußte die Zeit noch genügen, um das Nest zu erreichen, allerdings…
    »Halt!« rief Hugo. »Dort können wir nicht hin!«
    Ivy sah, was er damit meinte: Der Erdriß, der sie von dem Nest trennte, war alles andere als klein, sondern eine steile, tiefe Schlucht, deren Boden sich in Finsternis verlor. Sie war zu breit, als daß sie auf die andere Seite hätten springen können, und zu tief, um hinabzusteigen und wieder emporzuklettern. Auf ihrer Seite war sie nicht ganz so steil, aber auf der gegenüberliegenden Seite fiel sie beinahe senkrecht ab. Zwar hätten sie den Strudel in die Schlucht wälzen, aber nicht wieder emportragen können.
    Sie blieben stehen, weil sie nicht wagten, weiterzugehen, aus Furcht, der Strudel könnte über die Kante rollen und unwiderbringbar in der Tiefe versinken. »Was sollen wir jetzt tun?« fragte Ivy entmutigt.
    »Laß mich nachdenken«, sagte Hugo.
    Während Hugo überlegte, schweifte Ivys

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