Drachen, Orks und Magier
überlasse ich also dir."
"Wie sieht dein Plan aus?", fragte Kirad. "Ich hoffe du hast einen. Gleich zum Tor und dann nichts wie weg?"
"Nein", erwiderte An-Shar. "Ich gehe nicht ohne die Rolle der geheimen Worte mitgenommen zu haben. Zu viel habe ich eingesetzt, um in den Besitz dieses Schriftstückes zu gelangen. Um keinen Preis würde ich sie hier zurücklassen, denn dann wäre ich wieder gezwungen eines Tages hierher zurück zu kehren und das will ich nicht. Denn dieses staubige Land namens Ta-Tekem ist Vergangenheit. Ruinen, Trümmer, Götterstatuen, Gräber, nichts weiter wird von diesem Land bleiben."
"Du willst den Tekemern diese Schriftrolle wieder abjagen", höhnte Kirad.
"Du weißt ja nicht einmal wo sie ist."
"Ich spüre es." Seine Augen wurden vollkommen schwarz. An-Shar musste sich gegen die kalte Steinwand stützen, so sehr nahm ihn der Einsatz seiner dunklen, magischen Kräfte in diesem Augenblick mit, aber das schien es ihm wert zu sein. Und selbst das Risiko eventuell nicht mehr genug Kraft übrig zu haben, um das Tor benutzen zu können, schien ihn nicht abzuschrecken.
"Folge mir", sagte er schließlich.
Sie gingen einen dunklen Gang entlang.
Wächter, die eine Gittertür bewachten, täuschte der Magier mit einem einfachen Illusionszauber. Er sprach tekemisch mit ihnen.
Mag Ork-Gott Elbenfolterer wissen, wen diese Männer zu sehen glauben, ging es Kirad schaudernd durch den Kopf.
Dann gelangten sie schließlich ins Freie. Niemand stellte sich ihnen in den Weg.
"Wo ist die Schriftrolle?", fragte Kirad.
"In der Bibliothek. Ich weiß, wo sie ist. Ich spüre es. Ich sehe sie vor mir. Vor meinem inneren Auge, aber über so etwas verfügst du ja nicht, Barbar. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich meine. Folge mir einfach. Und sollte einer der Tekemer aus dem Illusionswahn erwachen, dann schlag ihm rechtzeitig den Schädel ab. Immerhin, davon verstehst du ja etwas."
An-Shar führte Kirad zu einem Gebäude, vor dessen Tür sich baumdicke Säulen befanden.
Bewaffnete Wächter traten ihnen in den Weg, richteten zunächst die Speerspitzen auf sie, bekamen dann jedoch plötzlich einen gleichmütigen Gesichtsausdruck, nachdem sie in An-Shars vollkommen schwarze Augen geblickt hatten.
Der Magier sprach in tekemischer Sprache mit ihnen. Kirad bekam nicht mit, worum es dabei ging.
Das Ergebnis war jedoch, dass der Magier und sein Begleiter anstandslos passieren konnten. Sie erreichten eine Halle, in der Tausende von Schriftrollen aufbewahrt wurden. Zielstrebig ging der Magier auf eine Art Schrein zu, öffnete ihn und holte die Schriftrolle heraus.
"Genau so wie ich es vor mir gesehen habe", murmelte er. "Genau so wie ich es in den Gedanken dieser verfluchten Priester gesehen habe, die mich befragt haben."
Er lachte, flüsterte etwas auf tekemisch. Anschließend wandte er sich an Kirad.
"Der Triumph ist nahe", sagte er. "Der vollkommene Triumph. Du hast ja keine Ahnung, Kirad Kiradssohn Elbenschlächter."
*
Schattengleich waren sie durch die nächtlichen Straßen Ra-Toms geschlichen.
Gemeinsam mit dem Magier erreichte Kirad das Tor durch das er zurück in die Zukunft seines eigenen Zeitalters zu gelangen hoffte.
Zwei bewaffnete Wächter standen dort. Sie zogen ihre Schwerter, riefen aufgeregt etwas auf tekemisch.
An-Shar murmelte eine magische Formel, die die beiden Männer bewusstlos niedersinken ließ.
"Sie schlafen einen tiefen traumlosen Schlaf", meinte er. Dann drehte er sich zu Kirad herum und fuhr fort: "Jetzt brauche ich deine Hilfe. Ich werde das Ritual vorbereiten, dass den Übertritt in dein Zeitalter ermöglicht. In dieser Zeit werde ich alle Kraft, die mir zur Verfügung steht, brauchen. Es wir zu Lichterscheinungen kommen und damit wird man auf uns aufmerksam werden.
Du musst verhindern, dass irgendjemand mich bei dem Ritual stört, sonst werden wir nicht durch das Tor gelangen."
"Ich verstehe", knurrte Kirad düster.
Er fasste das Schwert, das er dem Kerkerwächter abgenommen hatte, mit beiden Händen. Es war eine kurze tekemische Klinge. Das Metall hatte nicht dieselbe Qualität, die Kirad von den orkischen Schwertern gewohnt war, aber es war die einzige Waffe, die ihm im Moment zur Verfügung stand.
An-Shar trat nun auf das Tor zu, suchte nach einer bestimmten Stelle im Mauerwerk und löste einen Stein heraus.
Ein funkelnder grüner Stein befand sich in der Öffnung. An-Shar holte ihn heraus, hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger der Linken. Ein grünlicher
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