Drachenauge
selbst für einen Bronzereiter.
Habt ihr mal zugehört, wenn er damit prahlt, dass sein Geschwader jeden Wettkampf gewinnt? Als ob das alles wäre!«
»Vielleicht ist es das Einzige, was ihn interessiert«, überlegte Grasella. »Aber ich mache mir eher Gedanken 293
über die blauen Reiter. Einige von ihnen sind sehr nett, und ich würde nur ungern ihre Gefühle verletzen, doch im Allgemeinen stehen sie nicht auf Frauen.«
»Ach!« Lässig zuckte Jule die Achseln. »Das ist doch kein Problem. Man spricht mit einem anderen Reiter ab, er soll sich bereithalten, wenn dein grüner Drache brünstig wird. Dann bekommt der blaue Reiter seinen männlichen Gefährten, sofern er einen hat, und du hast bereits dafür gesorgt, dass du nicht leer ausgehst. Auf diese Weise kommen alle auf ihre Kosten.«
Die Mädchen nahmen diese Information mit einer
Mischung aus Begeisterung und Abscheu auf.
»Na ja, jeder muss selbst wissen, was er tut«, fuhr Jule fort. »Im Übrigen sind wir in Punkto Partnerwahl nicht auf diesen Weyr beschränkt. Oh!« Sie blies sehnsüchtig den Atem aus. »Ich kann es kaum abwarten, bis wir endlich nach Herzenslust auf unseren Drachen herum—fliegen dürfen.«
»Ich dachte, du hättest dich mit T'red zusammen-getan«, sagte Mesla verblüfft.
»Ich bin auch mit ihm liiert, aber das heißt nicht, dass ich nicht in einem anderen Weyr nach einem Partner suche, der vielleicht besser zu mir passt. Die Grünen sind nämlich sehr triebhaft veranlagt, wisst ihr.«
»Die Frage ist, ob uns überhaupt die Zeit bleibt, uns in fremden Weyrn umzusehen.« Sarra drohte Jule mit dem Zeigefinger. »In vier, fünf Monaten setzt der Fä-
denfall ein, und dann heißt es für uns malochen, wenn wir Säcke mit Feuerstein zu den Kämpfern transportieren.« Ihre Augen glänzten voller Vorfreude auf dieses Abenteuer, und erregt schlang sie die Arme um sich.
»Das ist doch viel spannender, als sich mit einem einzigen Partner zu begnügen und Kinder in die Welt zu setzen.«
Debera wandte ihr Gesicht ab. Sie hatte keine Lust, an dieser albernen Diskussion teilzunehmen.
Etwas bedrückt dich , sagte Morath zu ihr und senkte 294
behutsam ihren Kopf auf Deberas Schoß. Ich liebe dich.
Ich finde, du bist ein wundervoller Mensch. Iantine empfin-det dasselbe wie ich.
Debera erschrak. Wirklich?
Und ob! , bestätigte Morath nachdrücklich. Er mag deine grünen Augen, deinen Gang und den komischen Kiekser in deiner Stimme. Wie machst du das eigentlich?
Debera fasste sich an die Kehle; plötzlich kam sie sich töricht vor. Kannst du auch mit ihm sprechen? Oder hörst du nur, was er denkt?
Seine Gedanken klingen sehr laut. Besonders, wenn er in deiner Nähe ist. Aus der Ferne höre ich ihn nicht so deutlich.
Er denkt sehr oft an dich.
»Deb'ra!?«, unterbrach Sarras durchdringendes Organ dieses höchst interessante Gespräch.
»Was ist? Ich habe mich gerade mit Morath unterhalten. Hast du etwas gesagt?«
»Schon gut.« Sarra grinste breit. »Sind deine Kleider für die Feiern zum Ende des Planetenumlaufs schon fertig?«
»Ich habe nur noch eine Anprobe«, erwiderte Debera, obwohl ihr dieses Thema peinlich war. Sie hatte Tisha erklärt, das hübsche grüne Kleid würde ihr vollauf genügen, mehr Garderobe brauche sie nicht. Doch Tisha war nicht darauf eingegangen und hatte darauf bestanden, dass sie sich Stoff für zwei weitere Gewänder aus-suchte, eines für abends und eines für den Tag.
Anscheinend ließ sich jeder im Weyr zum Ende des
Planetenumlaufs neue Sachen schneidern. Trotz ihres Sträubens freute sich Debera, weil sie nun Kleider bekam, die vor ihr noch nie jemand getragen hatte. Insgeheim hoffte sie, sie würde in ihrer schicken Ausstattung Iantine gefallen.
»Da wir gerade von Weyrn sprechen …«, begann
Mesla.
»Das liegt doch schon eine halbe Stunde zurück, Mes-la«, protestierte Angie. »Was gibt's da noch zu sagen?«
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»Die älteren Drachen werden sich vermutlich durchsetzen, wenn es um die Wahl eines Partners geht, oder?«
»Keine Sorge«, warf die vorlaute Jule ein. »Wenn wir so weit sind, gibt es sicher genug Burschen, die keine Partnerin mehr haben.« Sie schlug sich mit der Hand auf den Mund, als ihr aufging, was sie gerade angedeutet hatte. »So war das nicht gemeint. Daran hatte ich wirklich nicht gedacht. Eigentlich wollte ich sagen …«
»Halt den Mund, Jule«, schnitt Sarra ihr ruppig das Wort ab.
Eine geraume Zeit lang herrschte eine beklemmende
Stille, und die
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