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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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»Keine
    Sonnenuhr«, sagte er gedehnt, »sondern eine kosmische Uhr … die den Lauf der Gestirne anzeigt … wie Stone … Stone … wie hieß das doch noch gleich?«
    »Stonehenge?«
    »Was war das?«
    »Eine vorgeschichtliche Steinsetzung auf dem Plane—
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    ten Erde. Sallisha kann Ihnen mehr darüber erzählen, Sie müssen sie nur fragen«, antwortete Clisser behutsam und wurde mit einem rüden Abwinken belohnt.
    »Es handelt sich um einen erstaunlich präzisen Kalender, an dem man unter anderem Sonnenfinsternisse und andere kosmische Ereignisse ablesen konnte.«
    Clisser unterbrach sich und glotzte Jemmy an, dessen Kinnlade heruntergeklappt war, als könne er nicht fassen, was er da hörte.
    »Stonehenge war ein Steinkreis auf einer weitläufigen Ebene …«, stotterte Clisser und zeigte mit den Händen Dolmen und Decksteine an. Etwas in seinen
    Bart brummelnd, stand er auf und trat an die Bücher-regale, um den besagten Text zu suchen. »Wir haben den Bericht kopiert. Jedenfalls hätten wir ihn kopieren müssen …«
    »Nicht unbedingt, da Sie ja Wert auf historische Fakten mit aktuellem Bezug legten«, widersprach Jemmy ihm. »Aber jetzt entsinne ich mich, von Stonehenge gelesen zu haben. Es kommt darauf an, dass wir die Idee für unsere Zwecke abändern. Will heißen, wir müssen eine Methode finden, wie man den Roten Stern bei der Konjunktion, auf die es uns ankommt, entdeckt und kontinuierlich beobachtet.«
    In dem Wust von Papieren auf seinem Tisch klaubte
    er nach einem sauberen Blatt und einem Bleistift. Die ersten drei Stifte, die er in die Finger bekam, waren entweder abgebrochen oder zu winzigen Stummeln verbraucht. »Da ist noch etwas, das wir neu erfinden müssen – den Füllfederhalter.«
    »Füllfederhalter?«, wiederholte Clisser. »Was ist das?«
    »Gleich morgen fange ich damit an. Ich hätte da
    schon eine Idee, aber …« Jemmy bleckte die Zähne, als er Clissers Verwirrung bemerkte. »Gegen Ende des Planetenumlaufs habe ich das Problem gelöst … vielleicht sogar einen Prototyp hergestellt. Und jetzt lassen Sie mich allein … Auf der Stelle!«
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    Clisser verließ den Raum, schloß leise die Tür hinter sich und blieb einen Moment lang stehen.
    »Ich glaube, ich bin gerade aus meinem eigenen Büro hinausgeworfen worden«, sinnierte er und starrte die Türfüllung an. Sein Name stand immer noch darauf.
    »Hmm.« Dann befestigte er das Schild mit der Aufschrift
    »Bitte nicht stören« an der Klinke und machte sich auf den Weg, die Ballade von den Pflichten pfeifend.
    Er wollte Sallisha abfangen, ehe sie die Stiege zu
    seinem Büro hinaufkletterte. Darüber würde sie sich freuen. Vielleicht …
    Hurtig eilte er die Treppe hinunter und prallte beinahe mit ihr zusammen.
    »Ich komme nicht zu spät«, sagte sie streitlustig, ihr dickes Notizbuch unter den Arm geklemmt.
    »Ich habe doch gar nichts gesagt«, lenkte er ein. »Lassen Sie uns ins Lehrerzimmer gehen, da sitzt man ge-mütlicher.«
    »Was ich Ihnen mitzuteilen habe, ist nicht für alle Ohren bestimmt«, versetzte sie gallig. Sie mochte eine seiner fähigsten Lehrkräfte sein, auch wenn es hieß, die Kinder büffelten wie verrückt für ihren Unterricht, nur um schnellstmöglich ihren Kursen zu entrinnen – doch ihre Einstellung, ihm und seinem Reformprogramm gegenüber, konnte man nur als feindselig bezeichnen.
    Clisser setzte sein freundlichstes Lächeln auf. »Der Raum ist zur Zeit vollkommen leer, und während der nächsten beiden Stunden sind wir dort ungestört.«
    Sie zog die Nase hoch, doch als er ihr mit einer galan-ten Geste den Vortritt ließ, marschierte sie indigniert in den Aufenthaltsraum für den Lehrkörper. Wie Morinst, als er sich abführen ließ, um … Clisser erschauerte und folgte ihr eilig nach.
    Im Herd prasselte ein munteres Feuer, die Kanne mit dem Klah stand auf der Warmhalteplatte, und ausnahmsweise waren sämtliche Trinkbecher sauber gespült. Er fragte sich, ob Bethany sich darum gekümmert 300
     
    hatte. Selbst die Dose mit dem Süßstoff war frisch aufgefüllt. Doch, es musste Bethany gewesen sein, die für Ordnung sorgte und ihm das bevorstehende Gespräch erleichterte.
    An die Außenseite der Tür hängte er ebenfalls ein
    Schild mit der Aufschrift »Bitte nicht stören«, und von innen legte er einen Riegel vor. Sallisha pflanzte sich prompt auf den unbequemsten Stuhl – offenbar sah sie sich gern in der Rolle der Märtyrerin. Ihr Notizbuch hielt sie mit beiden Händen an die Brust

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