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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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züchte-te, oder Zellmaterial so veränderte, dass eine ganz spe-zifische, den eigenen Wünschen angepasste Rasse entstand. »Gefällt dir das Bild, auf dem Debera dich ge-363
     
    rade mit Öl einreibt?« Iantine tippte mit dem Zeichenstift auf die Skizze, die er am Morgen angefertigt hatte.
    Ich erkenne Debera. Und so sehe ich aus? Morath klang überrascht. In diesem Augenblick bemerkte Iantine, dass der Drache mit fast genau derselben Stimme
    sprach wie seine Reiterin. Eine logische Konsequenz, da die beiden schier unzertrennlich waren.
    Unzertrennlich! Dieser Umstand bereitete ihm am
    meisten Kopfzerbrechen. Er wusste, dass er nie aufhören würde, Debera zu lieben. Aber wäre das Mädchen überhaupt imstande, seine Liebe zu erwidern?
    Oder galten all ihre Emotionen ihrem Drachen, mit
    dem sie eine ganz besondere – quasi unauflösliche –
    Beziehung verband? In gewissem Sinne konnte er verstehen, wie es in Debera aussah, denn auch er vermochte voll und ganz in seiner Arbeit aufzugehen. Er war besessen von der Kunst, wie sie vernarrt war in ihren Drachen.
    Vielleicht war es ganz gut so, dass er zu Beginn des neuen Planetenumlaufs nach Benden aufbrach, sinnierte Iantine, während er sich den Stift hinter das Ohr klemmte und den Block zuklappte. Möglicherweise würde seine Liebe zu Debera im Laufe der Zeit ein wenig nachlassen, und er fände seinen Seelenfrieden wieder.
    »Sind Ihre Festgewänder für das Ende des Planetenumlaufs fertig? Müssen sie vielleicht noch gebügelt werden?«, fragte Leopol in seine Gedanken hinein.
    »Du weißt genau, dass meine Kleidung bestens in
    Schuss ist. Erst gestern hast du doch nachgesehen, ob es irgendetwas zu tun gibt.« Iantine legte den Arm um die schmalen Schultern des Jungen und steuerte mit ihm auf die Küche zu. »Lass uns etwas essen.«
    »Eine große Auswahl an Speisen steht aber nicht zur Verfügung«, erwiderte Leopol geringschätzig. »Anstatt zu kochen, bereiten sich alle auf die Feier heute Abend vor.«
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    »Die Vorbereitungen sind schon seit einer Woche im
    Gange«, meinte Iantine. »Für die Hungrigen hat man
    Brot und kalten Bratenaufschnitt auf die Tische gestellt.«
    »Hmm.«
    Leopol machte sich ein paar Sandwiches, dazu aß er
    zwei Teller Suppe und zum Nachtisch zwei Äpfel. Auch Iantine verputzte den kalten Imbiss, doch die Düfte, die von den Herden und Backöfen herüberwehten, ließen ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er hatte
    vor, den Abend zu genießen.
    Plötzlich sprang Leopol aufgeregt von seinem Stuhl
    hoch. »Schauen Sie, die Musikanten sind gerade eingetroffen!«
    Iantine blickte nach draußen und sah, wie sie von einem halben Dutzend Drachen herabkletterten. Lachend und einander durch Zurufe verständigend, ließen sie sich ihre Instrumente und Packsäcke herunterreichen.
    Tisha rauschte in den Hof, gefolgt von ihren Helfern, und bald darauf füllte sich die Kaverne mit munteren, lebhaften Leuten. Das Mittagessen, das serviert wurde, war ein reichhaltiges Mahl, nicht zu vergleichen mit den Happen, an denen sich Iantine und Leopol gütlich getan hatten.
    Leopol hielt sich schadlos, indem er sich ein riesiges Stück Kuchen ergatterte. Iantine suchte sich einen günstigen Platz am Rand der Menge, spitzte seinen Zeichenstift und zückte den Block. Diese Szene musste er unbedingt festhalten. Wenn er jetzt zeichnete, was das Zeug hergab, konnte er vielleicht das abendliche Konzert verfolgen, ohne dass es ihn in den Fingern juckte. Während sein Stift über das Papier flog, vergegenwärtigte er sich, dass die besten Musiker Perns versammelt waren, um eine Vorstellung zu geben. Aus allen Himmelsrichtungen hatte man sie nach Telgar geholt. Er nahm sich vor, bis zum Abend zu zeichnen und dann in Ruhe die Musik zu genießen.
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    Natürlich hielt er sich nicht daran. Er konnte nicht anders, er stand wie unter einem Zwang, all die aufregenden und interessanten Momente auf Papier zu bannen.
    Vor allen Dingen wollte er seinen Block nirgendwo liegen lassen, wo jeder hineinschauen konnte. Und beim Zeichnen konnte er gleichzeitig den herrlichen Melodien lauschen. Außerdem waren seine Hände beschäftigt, und er geriet gar nicht erst in Versuchung, einen Arm um Deberas Schulter zu legen oder nach ihrer Hand zu greifen.
    Zumal seine Arbeit ihm den Vorwand lieferte, sein
    Bein wie zufällig an das ihre zu schmiegen – indem er so tat, als sei er sich dessen gar nicht bewusst – oder ihre Schulter zu berühren, wenn er sich vorbeugte, um

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