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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Nase.
    Gierig betrachtete er die Schale mit den dicken Fleisch-246
     
    stücken und dem lecker aussehenden Gemüse. Hier
    verstand man sich wirklich darauf, Wherry auf die
    köstlichsten Arten zuzubereiten.
    Er begann zu essen und merkte gleich nach den ersten Bissen, wie ausgehungert er war. Der Magen rebel-lierte gegen das Essen, und als ihm einfiel, dass Chalkins Gefangene tagelang nichts hatten zu sich nehmen könne, wäre ihm um ein Haar der Appetit vollends vergangen.
    »Sie haben alle was zu essen bekommen«, sagte
    Debera leise.
    Iantine sah sie verblüfft an. Sie tätschelte liebevoll seine Schulter, wie sie es oft bei Morath tat.
    »Ich habe dasselbe empfunden, als ich vorhin gegessen habe.« Sie setzte sich ihm gegenüber. »Wir alle haben uns um die Verpflegung der Flüchtlinge gekümmert, bis Tisha uns buchstäblich zwang, selbst etwas zu essen.« Sie begann in seinem Block zu blättern, und bei jeder neuen Szene des Elends wurde ihr Gesichtsausdruck verzweifelter. »Wie kann man nur so grausam sein!«
    Iantine fasste hinüber und nahm ihr behutsam den
    Block ab.
    »Er erließ den Befehl …«, setzte Iantine an.
    »Im vollen Bewusstsein, welche Gräuel er dadurch
    entfesseln würde«, beendete sie den Satz für ihn. »Ich bin mal einigen seiner so genannten Wachposten begegnet. Selbst mein Vater, der sonst nicht zimperlich ist, hätte nie einen dieser Schlächter auf seinem Besitz geduldet.« Mit dem Finger tippte sie auf den Zeichenblock. »Diese Beweise kann keiner ignorieren.«
    Iantine schnaubte durch die Nase. »Vor allem, wenn
    Drachenreiter bezeugen, dass es sich wirklich so abgespielt hat.« Er verputzte den Rest seines Eintopfs, streckte die Beine unter dem Tisch aus und rieb sich das Gesicht, das noch von dem Aufenthalt in dem frostklir-renden Grenzgebiet brannte.
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    »Du solltest jetzt lieber zu Bett gehen, Iantine«, meinte Debera und erhob sich. In der Küchenkaverne hielten sich nur noch wenige Leute auf. »Mittlerweile hat man alle Flüchtlinge untergebracht, und du kannst von Glück sagen, wenn du deine Kammer noch für dich allein hast. Ich lege mich auch schlafen. Diese Morath! Jeden Morgen wacht sie mit einem Heißhunger auf, egal, wie viel Fleisch sie am Abend zuvor verschlungen hat.«
    Iantine lächelte, weil Deberas Stimme einen so weichen, mütterlichen Klang angenommen hatte. Als er
    aufstand, schwankte er leicht. »Du hast Recht. Ich brauche wirklich Ruhe. Gute Nacht, Debera.«
    Er sah ihr hinterher, wie sie forschen Schrittes aus der Kaverne marschierte, hoch erhobenen Hauptes, die
    Schultern durchgedrückt. Seit Morath sie erwählt hatte, war sie wie ausgewechselt. Schmunzelnd packte er seine Malsachen zusammen und machte sich auf den Weg
    in sein Quartier.
    Man hatte keinen der Neuankömmlinge bei ihm untergebracht, doch an einer Wand lag Leopol auf einer Matratze und schlief so fest, dass er nicht einmal aufwachte, als Iantine sich fürs Bett zurechtmachte.
    Es gab mehr Flüchtlinge, als zunächst erwartet, und während man die Vorräte der beiden Weyr streckte,
    schickten die Burgherren prompt Hilfslieferungen und boten ihren Schutz an. Einige der Geretteten befanden sich in einem gesundheitlich bedenklichen Zustand
    und konnten nicht sofort zu den Festungen Nerat, Benden und Telgar geschickt werden.
    Zulaya hatte ein Rettungsteam von Drachenköniginnen und grünen Reitern angeführt. Als sie zurückkam, kochte sie vor Wut.
    »Ich wusste, dass er ein raffgieriger Idiot ist, aber für so sadistisch hätte ich ihn doch nicht gehalten. An der Grenze zur Forststraße befanden sich unter den Gefangenen drei schwangere Frauen. Sie wurden von den 248
     
    Wachen vergewaltigt, weil sie später natürlich keine Vaterschaftsklagen vorbringen können.«
    »Sind die Frauen ärztlich versorgt worden?«, fragte K'vin, voller Abscheu über diese Brutalität. »Wir erreichten gerade noch rechtzeitig den Nordpass, um drei junge Burschen vor Übergriffen durch die Wachposten zu retten. Wo treibt Chalkin nur solche Bestien auf?«
    »Sie rekrutieren sich aus Geächteten, die andere Siedlungen ausgestoßen haben«, erwiderte Zulaya. »Männer, die woanders nicht mehr geduldet werden ob ihrer kriminellen Neigungen oder ihres unsozialen Verhaltens, finden bei Chalkin immer eine Bleibe. Im Übrigen tobt gerade ein Schneesturm an der Grenze. Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen, um Hilfe zu leisten.
    Andernfalls wären die meisten Gefangenen morgen
    früh tot gewesen. Man hatte ihnen

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