Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenblut 01 - Die Väter

Drachenblut 01 - Die Väter

Titel: Drachenblut 01 - Die Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
Vom Netzwerk:
ein paar Atemzüge
später bereits
    an
Eurem Bette. Ihr schlieft so ruhig und friedlich, dass ich es nicht gewagt habe
Euch zu wecken. Was hättet Ihr ändern wollen?«, Parcivals dünne Stimme
versagte.
    »Was
ich hätte ändern wollen?«, schrie Edward unbeherrscht. »Das zu entscheiden
solltest du wohl lieber mir überlassen. Und Ihr, verehrter Arzt, was habt Ihr für
meinen Vater getan, außer seinen Geldbeutel zu erleichtern?«
    Der
Arzt schaute Edward verwirrt an und man sah jegliche Zuversicht und Hoffnung
aus seinem Gesicht schwinden. Mit offenem Mund blieb er einfach still sitzen
... geduldig auf sein Schicksal wartend.
    Edward
hatte sich entfernt und lief nun unruhig im Kreis herum. Offensichtlich dachte
er darüber nach, welche Reaktion angemessen sei und wie er die Meute vom ersten
Moment an beeindrucken konnte. Alle sollten sich im Klaren sein, dass Verrat
und Lügen heroische Strafen herausforderten und dass er, Edward Mordal, nicht
davor zurückschrecken würde, diese zu verhängen. Schwäche oder Inkonsequenz
könnte ihn mittelfristig nur angreifbar machen.
    »Ritter
Henry«, rief Edward. Die nun folgende Pause, welche er sich nicht
unbeabsichtigt einlegte, ließ die Spannung auf den Höhepunkt steigen. Ein jeder
erwartete das Äußerste. Im Burgsaal herrschte Grabesstille, »... nehmt Euer
Schwert und trennt diesen beiden Narren Kopf und Rumpf voneinander.« Edwards
diabolisches Grinsen hätte die Hölle gefrieren lassen.
    Die
Grabesstille setzte sich fort, wobei jedoch das Ziel der Blicke nun plötzlich
ein völlig anderes war. Sämtliche Augen richteten sich auf Ritter Henry, der
mit seinen hängenden Schultern, wie ein Schaf, auf dem Weg zur Schlachtbank
wirkte. Die Zeit schien stillzustehen. Keiner wagte es, auch nur ein einziges
Wort zu sprechen. Viele waren über die besonderen Umstände auf der Burg sehr
gut informiert. Dazu gehörte ebenso das Wissen darüber, dass Henry und Edward
alles andere als Freunde waren. Schließlich war es Henry, der Siegfried viele
Jahre in der Schwertkunst unterrichtet und zum Ritter ausgebildet hatte. Edward
hingegen, der deutlich weniger begabt erschien, war für alle oft genug nur ein
Opfer des Spottes. Henry war alt und nur noch ein überflüssiges Relikt des
verstorbenen Grafen. Die unzähligen Kämpfe und natürlich auch das Alter hatten
ihre Spuren hinterlassen. Kaum eine Stelle war an seinem Körper zu finden,
welche nicht von einer Narbe verunstaltet war.
    Nun
aber stand dieser erfahrene Krieger vor seiner sichtlich schwierigsten
Entscheidung. Immer wieder wechselten seine Blicke zwischen Edward und den
beiden Männern, die laut Befehl ihr Leben längst vertan hatten, hin und her.
    »Entscheidet
Euch … und tut es schnell, edler Ritter. Weiteres Zögern könnte ich ansonsten
als Verrat oder Ungehorsam deuten«, brummte Edward vielsagend und blickte
triumphierend in die Runde.
    Nun gab
es kein Auge mehr, welches nicht auf Henry gerichtet war. Die Entscheidung empfand
ein jeder längst als überfällig. Dem kraftlosen Ritter entglitt ein lautes
Stöhnen, so als ob er bereits seinen letzten Atemzug täte. Mit hängendem Haupte
zog er sein Schwert langsam aus der Scheide, um es schon im gleichen Moment
geräuschvoll zu Boden krachen zu lassen.
    Edward
raste vor Wut. Mit dieser Reaktion hatte er offensichtlich nicht gerechnet,
sodass er nun erkennbar nach Luft und Worten rang: »Ich gebe dir noch eine
einzige Möglichkeit. Nimm deine Klinge wieder auf und tue, wie ich es dir befohlen
habe. Diene deinem neuen Grafen, dann wird er dich verschonen.«
    »Der
letzte Graf, dem ich gedient habe, hat der Herr vergangene Nacht zu sich
genommen. Euch werde ich an keinem Tag meines Lebens dienen. Ihr habt Euren
Vater, Euren Stiefbruder Siegfried und alle Menschen auf dieser Burg verraten.
Sucht Euch, wen Ihr wollt … ich werde meinem wahren Herren mit Freude folgen
und bin zu sterben ber...«
    Ein
langes Schwert bohrte sich von hinten durch Henrys Körper und tötete ihn
augenblicklich.
    »Stirb,
wie du es gewollt hast … aber beleidige meinen Herren nie wieder!«, dröhnte
eine tiefe Stimme durch den ganzen Saal.
    Edward
sprang instinktiv einen kleinen Schritt zur Seite, denn er selbst hätte fast
noch die blutige Spitze des Schwertes zu spüren bekommen. Erst jetzt erkannte
er, wer ihm Henrys weitere Lügen erspart hatte. Ritter Veit kniete vor ihm,
senkte ehrfürchtig sein Haupt und sprach in feierlichem Ton: »Graf Mordal, ich
schwöre Euch ewige Treue bis in den

Weitere Kostenlose Bücher