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Drachenblut 01 - Die Väter

Drachenblut 01 - Die Väter

Titel: Drachenblut 01 - Die Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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Mittag
durch.
    Diese
besondere Mütze hielt Siegfried nun in seinen Händen. Er fühlte, wie Wut und
Verzweiflung in ihm aufstiegen. Achtlos ließ er die Verbände wieder fallen und
eilte in die Küche zurück. Noch bevor der Wirt ein Wort hätte sagen können war
Siegfried auch schon über ihm. Schwer lag seine Hand auf dem Morgenstern und
drückte weitere Stacheln tief in das geschundene Fleisch hinein. Erneut schrie
der Wirt wie von Sinnen. Erst als Siegfried den schmutzigen Lappen grob in den
Mund zurückstopfte, verebbte das fürchterliche Gekreische.
    »Was
hast du mit meinem Knappen gemacht und wo ist er?« Beim letzten Wort verstärkte
er den Druck auf das Bein noch ein weiteres Mal. Der Wirt bäumte sich auf. Selbst
seine Augäpfel traten hervor. Die Schmerzen schienen unerträglich zu sein.
    »Wo ist
er?«, schrie Siegfried erneut, »sprich, oder du spürst meinen Stahl in deinen
Eingeweiden. Zeitgleich riss er den Lappen wieder heraus und ließ das Bein los,
um dem Wirt damit das Sprechen zu ermöglichen. Drohend beugte er sich über den
keuchenden Mann. Ihre Nasen berührten sich fast, als er bedrohlich flüsterte:
»Ich werde meinen Knappen finden … mit, aber ohne deine Hilfe. Wenn du dein
armseliges Leben behalten willst, dann sprichst du jetzt. Wenn nicht, dann
lasse dir keine drei Atemzüge mehr ...«

Kapitel 23: Der Graf ist tot - es lebe der Graf
     
    Edward
erwachte mit dröhnendem Schädel. Die Sonne schien durch das Fenster. Es war
bereits Morgen. Wie lange hatte er geschlafen? Und wie mochte es
seinem Vater gehen? Ein paar Augenblicke blieb er noch regungslos liegen,
um über die Veränderungen zu sinnieren, welche der plötzliche Tod seines Vaters
mit sich bringen würde. Mortimer Mordal war kein Vater gewesen, den man
gernhaben konnte. Liebe oder Geborgenheit mochte er nicht zu vermitteln. Edward
erinnerte sich keines Tages, an dem sein Vater ihn in den Arm genommen hätte.
Kein freundliches oder liebevolles Wort hatte er je aus seinem Munde vernommen. Wenn er nun bereits tot sein sollte, woran für Edward kaum ein Zweifel
bestand, was wäre dann verloren? Trotzdem rannen Tränen über seine Wangen.
Wirr flogen die Gedanken durch seinen Kopf. Ob es Tränen der Trauer waren, das
vermochte er nicht zu sagen, denn wirklich traurig war er nicht. Das Leben
endet für jeden mit dem Tode. Für manchen früher - für einen anderen eben
später.
    Graf
Edward - das klag gut.
    Mitgefühl
oder Gnade sollten seinen Regierungsstil nicht prägen.
     
    Je näher
er dem Schlafgemach seines Vaters kam, desto schwerer wurden seine Schritte.
Fast hatte er das Gefühl, seine Füße würden am Boden festkleben. Jeder Schritt
erforderte mehr und mehr Kraft.
    Vor der
Tür angekommen stellte Edward fest, wie schwer es ihm fallen würde, über die
Schwelle zu treten, um das zu sehen, was ihm ohnehin gewiss und unausweichlich
erschien. Mit zitternder Hand griff er nach dem Riegel, um festzustellen, dass
die Tür verschlossen war. Erst jetzt bemerkte Edward, dass nicht einmal eine Wache
vor der Tür postiert war. Wütend und tobend machte er sich auf den Weg zum
Burgsaal, sicher darüber, dass es um seinen Vater bereits geschehen war.
    Auf der
obersten Stufe der Treppe verweilte er einen kurzen Moment, um das muntere
Treiben unter ihm zu beobachten. Fast heiter erschien ihm die Meute, die sich
im riesigen Saal der Burg versammelt hatte. Den Eindruck, dass hier der
allseits beliebte Gönner und gerechte Herrscher jüngst verstorben wäre, hätte
kein Unwissender verspürt. Vielmehr war da eine ausgelassene Heiterkeit, als ob
sich eine tiefsitzende Anspannung in Wohlgefallen aufgelöst hatte.
    Edward
stieg die Stufen langsam hinab und genoss es, dass die Menge augenblicklich
verstummte. Manch einer sah ihn mitleidvoll, andere jedoch eher prüfend oder
ängstlich an. Jedem war bekannt, wie jähzornig und unbeherrscht ihr junger Herr
sein konnte und keiner durfte sich seiner Sache allzu sicher sein. Am Kopfe der
großen Tafel saßen Parcival und ebenso der Arzt, welcher die Rettung des Grafen
sträflich versäumt hatte. Edward blieb direkt neben ihnen stehen und beugte
sich zu Parcival herunter.
    »Alle
scheinen bereits zu wissen, was wohl ich selbst zuerst aus deinem Munde hätte
vernehmen sollen, lieber Parcival. Was also hast du mir zu sagen … wie geht es
meinem Vater?«
    Parcival
wirkte beschämt und wagte es nicht einmal Edward in die Augen zu sehen.
    »Sire,
bitte verzeiht mir. Als es geschehen war, stand ich nur

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