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Drachenblut 1 - Kreuzungen | textBLOXX

Drachenblut 1 - Kreuzungen | textBLOXX

Titel: Drachenblut 1 - Kreuzungen | textBLOXX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: www.text-bloxx.de
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abfälligen und wenig elbenhaftes Grunzen zu zeigen. Es war ein Grunzen zu viel. Vater Johannes, Lehrer und Priester der unifizierten Technokratie, sprang sofort drauf an.
    »Jonas, ich misbillige Ihr Verhalten aufs schärfste. Ich denke, Sie sollten sich bei Krotos entschuldigen.«
    »Ich...«, etwas war anders. Jonas kannte das Prozedere. Er hatte es bestimmt hundert mal durchgezogen. Er würde zu Krotos gehen, seinen Stolz runterschlucken, versuchen den unerträglichen Gestank des Orks zu ignorieren, ihm die Hand geben und sich entschuldigen. Krotos würde ihn hämisch und triumphierend angrinsen und gönnerhaft die Entschuldigung annehmen. Doch dieses mal war etwas anders. Jonas sagte: »Nein!«
    »Was?«, Vater Johannes schaute ihn perplex an.
    »Nein.«, antwortete Jonas ruhig.
    Die Blicke von Jonas und Vater Johannes kreuzten sich. Der Priester schaute tief in die Augen des Elben und wusste, dass er verloren hatte. Das Denken dieses Elben würde er nicht mehr beherrschen können. Dieser Elb hatte sein Rückrad wiedergefunden. Was nun folgte, war ein anderes Ritual. Es war unausweichlich, aber nötig. Dieser Elb musste isoliert werden. Er war eine Gefahr. Nichts war für die Kirche gefährlicher, als ein freier selbstständig denkender Geist. Wozu Freiheit führen konnte, konnte man an Daelbar sehen. Daelbar, diesem unerträglichem Staat, der sich die Frechheit genehmigte sich unabhängig von der Kurie und demokratisch zu entwickeln. Natürlich... Jonas war ein Elb, also teilweise magisch. Wie diese Viecher. Drachen. Magisches Dreckspack!
    »Erklären Sie Ihr Verhalten, Jonas! Sie wissen doch, dass wir keine Agressivität zwischen den Schülern dulden!«, fauchte Vater Johannes Jonas an. Das Ritual begann. Jeder wusste, was folgen würde. Und jeder wusste, welches Ende die Sache nehmen würde.
    »Agressivität? Ich? Krotos ist agressiv. Habe ich Krotos geschlagen oder er mich? Habe ich ihn getreten oder er mich?«, fragte Jonas, obwohl er wusste, wie sinnlos seine Argumentation war.
    »Genug! Ihre Impertinenz ist unerträglich. Ich kann nicht dulden, dass Sie dem Elbentum und seiner mehreren tausendjährigem Kultur, derart besuldeln. Ich schäme mich für Sie. Wie können Sie es nur wagen, Krotos seine genetische Präposition vorzuwerfen. Jonas, sie sind ein Rassist. «
    »Ich bin ein Rassist? Das ist absurd! Dieser Ork versucht mich zu provozieren, wo und wann er nur kann, und ich soll das geduldig akzeptieren und mich dafür entschuldigen, dass er mich angreift?«
    »Jonas, Sie geben es also zu, dass...«
    »Ich gebe gar nichts zu. Es gibt nichts zu zugeben! Dieser Ork greift mich an und ich will mich verteidigen dürfen! Muß ich mir das gefallen lassen?«
    »Jonas, Jonas, Jonas!«, seufzte Vater Johannes falsch. Jeder im Raum wusste, dass Jonas recht hat, selbst Krotos wusste, dass Jonas recht hatte, aber genau das, war der Punkt. Er durfte nicht Recht haben. Das Ergebnis war so absehbar, wie der morgendliche Sonnenaufgang. Vater Johannes griff zum elektronischen Klassenbuch, setzte eine amtliche Mine auf und verkündete: »Jonas, Sie lassen mir keine Wahl. Hiermit schließe ich Sie vom Unterricht wegen des Verdachts einer hassbedingten oder rassisitisch motivierten Persönlichkeitsverletzung vom Unterricht bis zur Klärung der Vorwürfe durch ein Schultribunal aus. Sie haben 15 Minuten das Schuldgelände zu verlassen. Nach dieser Zeit erfolgt eine sofortige Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs. Das gleiche gilt, sollten sie das Schulgelände betreten. Jonas, Sie haben mich maßlos enttäuscht.«
    Das war's! Man hatte ihn suspendiert.
    Jonas packte seine Sachen, schaufelte sie in seinen Rucksack und verließ schweigend das Klassenzimmer. Seine Mitschüler? Sie wagten nicht ihm in die Augen zu sehen. Sie mieden jeglichem Blickkontakt. Er konnte es fühlen, sie schämten sich. Sie wussten, dass es ein schreiendes Unrecht war Jonas rauszuschmeißen. Auch wenn viele Mitschüler Elben nicht mochten, so mochten sie Jonas. Mit einem Seufzer zog er die Klassentür hinter sich zu.

Es liegt in der Natur des Elben sich überwiegend vegetarisch zu ernähren. Sein partiell geisthaftes Wesen, d.h. seine gleichzeitige Existenz in der realen und der spirituellen Welt, wird durch rituel ungereinigte fleischliche Kost drastisch gestört. Während meiner Forschungen zu diesem Thema bin ich auf Hinweise gestoßen, dass das Urzuchtmuster der Orks durch Zwangsernährung von gefangenen Elben mit rohem Fleisch erfolgt sein

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