Drachenblut
sie die Treppe hinuntereilen konnte, um zu helfen.
»Geh wieder in dein Quartier und gönn dir noch etwas Ruhe«, meinte Mâtal, als er sie sah. »Tullea ist für die Organisation zuständig.«
Lorana wunderte sich, denn Tullea war nirgends zu sehen. Sie wartete, bis Bânik auftauchte, in reichlich zerzaustem Zustand, an seiner Seite Tullea, die womöglich noch unordentlicher ausschaute mit ihrer halb aufgelösten Kleidung und dem strubbeligen Haar. Sie grinste hämisch, sowie sie die verwunderten Blicke der anderen Drachenreiter bemerkte. Als die Reiter versteinerte Mienen aufsetzten und Tullea abfällig musterten, zog das Mädchen eine Schnute.
»Wir wollten gerade zu Bett gehen«, erklärte sie trotzig.
»Im Hochland von Bitra regnet es Fäden«, berichtete Mâtal. Er blickte an Tullea vorbei auf Bânik. »Ist dein Geschwader einsatzbereit?«
Jâtol, Bâniks Geschwaderzweiter, kam hinzu. »Wir sind soeben mit den Vorbereitungen fertig geworden, Weyführer«, antwortete der stämmige braune Reiter, wobei er weder Mâtal noch den wesentlich jüngeren Bânik anschaute, als wüsste er nicht, wem der Titel gebührte.
Mâtal ignorierte die Unhöflichkeit. »Gut gut«, entgegnete er und schritt auf Gaminth zu, als der Bronzedrache in seiner Nähe landete. »Wir formieren uns bei den Sternsteinen und begeben uns nach meinen Koordinaten ins Dazwischen .«
Kâtan sagt, dass einunddreiÃig Drachen krank sind, hörte Lorana,
als Drith sich mit der Nachricht an Gaminth wandte. Sie verteilen sich auf alle Geschwader.
Antworte ihm, wir können jetzt nichts dagegen unternehmen, aber wir kümmern uns später darum, gab Gaminth Mâtals Erwiderung weiter.
Kindan, der dabei war, die medizinischen Vorräte des Heilers zurecht zu legen, sah, wie Lorana zusammenzuckte und ging zu ihr. »Was ist los?«
»Die kranken Drachen fliegen auch«, berichtete sie niedergeschlagen.
Hoch über dem Kraterkessel von Benden gruppierten sich die Drachengeschwader zu Kampfverbänden, und diese gingen in Angriffsformation. Dann â mit blitzartiger Geschwindigkeit â verschwanden dreihundertachtundfünfzig Drachen vom Himmel und tauchten ab ins Dazwischen .
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Ãber zwanzig Planetenumdrehungen lang hatte Mâtal den Benden Weyr angeführt. Während dieser Zeitspanne war er von einem einzigen Gedanken beseelt â er wollte seine Drachenreiter auf den Kampf gegen die Fäden vorbereiten. Der heutige Tag stellte gewissermaÃen einen Höhepunkt seines Lebens dar â auf dieses Ereignis hatte er hingearbeitet, diesem höheren Ziel alles andere untergeordnet.
Es wurde ein Fiasko!
Drei Drachen kehrten aus dem Dazwischen nicht mehr zurück. Ihr Verlust bewirkte gleichsam eine Kettenreaktion, der gesamte Einsatz glich einem Chaos.
Im Nu löste sich die Formation der Geschwader auf.
Die Teams, die Mâtal zur Zusammenarbeit gedrillt hatte, handelten völlig kopflos. Noch ehe die erste Fädenfront heranrückte, war nicht einmal mehr von einer annähernden Kooperation die Rede. Mâtal haderte mit sich, weil er es versäumt hatte, seine Reiter auf Opfer in den eigenen Reihen vorzubereiten. Die drei verschollenen Drachen genügten, um unter den restlichen Kämpfern Hysterie auszulösen.
Mâtals eigenes Geschwader hatte den blauen Carianth und seinen Reiter, Gâniall, eingebüÃt.
»Reihen schlieÃen!«, brüllte Mâtal. »Gaminth, sag ihnen sie sollen dichter zusammenrücken!«
Mâtal spähte nach oben in die Richtung, aus der die Fäden jeden Moment herabfallen konnten. Dann beobachtete er, wie sich die Drachen seines Geschwaders ohne den verschollenen Blauen neu ordneten. Mâtal
hatte die Verbände angewiesen, eine Kette aus mehreren V-Formationen zu bilden. Nun, ohne den blauen Carianth, war das V seines Geschwaders an der linken Seite verkürzt.
»Fäden!«, hörte Mâtal Wârens Warnruf, der sich gleich hinter ihm befand. Er drehte sich um, schaute in die Richtung, in die Wârens ausgestreckter Arm wies, und dann sah er sie â hoch in der Atmosphäre schwebende, im Morgenlicht silbern glänzende Streifen. Gaminth stieà ein lautes, triumphierendes Bellen aus, in das sämtliche Drachen einfielen, dann reckte er seinen Hals nach hinten, um sich von Mâtal mit
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