Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
seines Titels entledigt, sich abgesetzt und war geflohen. Er hatte die Wahrheit erfahren. Die Wahrheit darüber, dass die Orks nur Schlachtvieh im Machtspiel der Päpstin waren. Als er Uskav, General des Königs und Meister des Mordes, erfuhr, dass er gezüchtet wurde, nur um in sinnlosen Kriegen gegen seine Brüder anzutreten, war ihm der Sinn seiner Existenz abhanden gekommen.
Doch dann begriff er. Er, Uskav, war ein Lebewesen. Ich dachte, er fühlte, er hatte ein Bewustsein. Das erste Mal in seiner bisherigem Existenz, die er jetzt »sein Leben« nannte, fühlte er er etwas, dass er bisher nicht kannte: »Freiheit«. Es war ein berauschendes Gefühl und es veränderte alles. Denn genau zu jenem Zeipunkt kreuzte ein Elb seinen Weg. Er kannte seinen Namen nicht. Es intressierte ihn auch nicht. Uskavs erster Impuls war, diesen Elb zu erschlagen und, Elbenfleisch ist köstlich, ihn zu verspeisen.
Der Elb war alt, vermutlich schon über zweitausend Jahre alt und wirkte müde. Uskav hatte leichtes Spiel. Er lauerte dem Elb auf, sprang aus seinem Versteck hervor, packte den Elb und... Erschlug ihn nicht. Uskavs stoppte seine Klauen wenige Millimeter vor der dem Hals des Elben. Da war etwas in ihm. Uskav spürte es deutlich. Dieser Haß gehörte nicht ihm. Er war zwar in ihm, aber nicht ein Teil von ihm. Etwas fremdes zwang ihn dazu diesen Elb zu töten und zu fressen.
»Nein!«, brüllte der Uruk, denn er begriff. Würde er den Elb töten, blieb er der Sklave eines fremden Willens. Aber dieser Ork, dieser Uruk hatte von der Freiheit gekostet. Er nahm seine ganze Willenstärke zusammen. Nein, ich werde diesen Elb nicht töten. Ich werde frei sein!
Uskav siegte über das Fremde in seinem Geist und ließ den Elb laufen. Es war qualvoll, das Fremde in ihm, rebellierte, wollte die Kontrolle über Uskavs Willen zurückerlangen, doch Uskav blieb stark. Er war ein Uruk! Er war stark! Und er war frei!
Dran musste er denken, als er einen Blick auf Gildofal warf. Er wusste, dass seine Beschwörung den jungen Elben ziemlich zu schaffen machen würde. Elben vertrugen schwarze Magie nicht sonderlich gut. Vermutlich würde er ein paar Tage ohne Besinnung sein, aber das war kein Problem. Er würde es überstehen und Uskav würde ihn beschützen. Er konnte fühlen, wie das Fremde in ihm vor Wut tobte. Es versuchte mit allen Tricks in sein Bewustsein einzudringen. Es flüsterte ihm verführerische Worte ein, es versuchte ihn mit qualvollen Schmerzen gefügig zu machen. Doch Uskav widerstand, den Gildofal war vieleicht der Schlüssel zu seiner Freiheit. Der Schlüssel zur Freiheit seiner Brüder. Dieser Elb war ein Wehrwolf, ein Lycanthrop, er war ein Wolfsreiter. Wie jeder Ork kannte auch Uskav die Legende vom Wolfsreiter, der den Orks die Freiheit bringen würde. Es war nur eine Legende, doch sollte die Chance noch so klein sein, dass Gildofal dieser Wolfsreiter war, dann musste Uskav ihm Helfen. Es war sein Pflicht und er war entschlossen sie zu erfüllen.
Ein merkwürdiges Gefühl beschlich Uskav, als er die Beschwörung auf Gildofal richtete. Er empfand Zuneigung zu diesem Elb. Noch nie hatte er ein derartiges Gefühl erlebt. Es war so völlig anders und furchteinflößend, denn es rief ein sehr anderes, ausgesprochen orkuntypisches, Gefühl hervor: Mitleid. Uskav tat es leid, dem jungen Elben die Qualen zuzumuten, die die Beschwörung nun einmal mit sich brachte. Doch wollten sie überleben, sollte ihre Flucht erfolgreich sein, musste er es tun.
Mit einer Geste der Macht projizierte Uskav die Beschwörung auf Gildofal. Der Elb brach besinnungslos zusammen. Uskav fing ihn auf und hielt ihn. Die Kammer war mit Wasser gefüllt. Durch die Beschwörung vor dem Druck des Wassers geschützt und mit Lebenskraft versorgt, die ein Atmen überflüssig macht, schwomm Uskav hinaus in den Stausee, Gildofall hinter sich herziehend.
Der Stausee war mehrere hundert Meter tief und gut drei Meilen lang. Ungefähr in der Mitte verlief die Grenze Goldors. Uskav wusste, dass dieser Marsch unter Wasser ihm seine letzten Kräfte kosten würde. Er wusste vorher, dass die Chance zu überleben eher nicht vorhanden war. Die Beschwörung aufrecht zu erhalten kostete genau so Kraft, wie durch das Wasser zu waten. Hätte er doch nur etwas mehr Zeit gehabt, ihr Flucht zu planen. Wozu war er General gewesen, ausgebildet in Strategie und Taktik. Ziemlich schnell wurde klar, dass über den Grund des Stausees zu laufen, zu anstrengend war.
»Ich muß
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