Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
»Das... das... das... ist ein Mithrildrache.«
»Ja!«, meinte Turondur bitterernst, »Und es ändert alles!« Typisch Elb ging seine aristrokratisch, arrogante Art mit ihm durch. Man sah, dass er sich über sich selbst ärgerte, »Ich meine... Wir müssen reden!«
»Hüte dich vor Blutschwüren. Sie neigen dazu, irgendwann in den Arsch zu beißen.«
Leitsatz 24 des Ordens der Neovikinger
Wie Turondur vorschlug, wurde geredet. Es wurde sogar ziemlich viel geredet. Die zentrale Frage, nämlich warum Mithval seine Gattung geheim gehalten hatte, ließ sich noch am einfachsten lösen: Aus Vorsicht. Die Existenz eines Mithrildrachens würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten und schnell die Grenzen Daelbars verlassen. Jedem war klar, dass die Existenz Mithvals genau so, wie Gilfeas Lebensgeschichte, etwas besonderns darstellte. Es war ein Omen und, für alle, die sich mit Omen auskannten, auf keinem Fall ein gutes. Ein Drachen mit der magischen Potenz des Mithrils konnte nur eins bedeuten: Ein Hurrican lauerte am Horizont. Einer, der die Welt verändern würde. Aber soweit war es noch nicht, oder doch? Gilfea brannte eine Frage unter den Fingern. Er hätte sie schon stellen wollen, als die anderen Drachenreiter bei ihm aufkreuzten: »Warum seid ihr überhaupt zu mir gekommen? Warum habt ihr mich ausgerechnet heute besucht? Warum heute die Fragen zum Tag des Untergang meines Dorfes?«
Thonfilas ging auf Gilfea zu und legte ihm beiden Hände auf dessen Schultern: »Freund, du sollst es erfahren. Aber ...« Thonfilas zögerte ein wenig, der nächste Satz war ihm unangenehm: »Ich weiß, dass wir uns auf die verlassen können. Es ist wichtig, dass du alle Informationen, die du gleich hörst, für dich behälst. Was du jetzt erfährst, ist ebenso beunruhigend, wie geheim.« Mit diesen Worten begannen seine Freunde, wechselweise zu erzählen. Daelbar besaß Freunde. Überall auf der Welt gab es Menschen, Elben, Zwerge und andere Wesen, die an Daelbar und dessen Idee von einer freien Welt glaubten. Und wenn diese Freunde auch absolut loyal zu ihren jeweiligen Heimatländern waren, pflegten sie wohlmeinende Kontakte zur Stadt der Drachen. Für viele stellte dies kein Problem dar, denn nicht in allen Ländern galt Daelbar als böse und feindlich. Eine ganze Reihe Staaten, darunter viele kleine Republiken und unabhängige Grafschaften, unterhielten sogar sehr enge diplomatische Beziehungen zu Daelbar. Doch war dies nicht bei allen Staaten so, gerade die großen Reiche, wie Goldor, betrachtete Daelbar als feindlich. Freunde in jenen Ländern riskierten viel, zuweilen auch ihr Leben. Denn Daelbar galt vielen Herrschern als Bedrohung ihrer Macht. Für die Päpstin war das Drachenheim ein Stachel im Fleisch, den es auszureißen galt. Für alle Freunde Daelbars, die mittel- oder unmittelbar unter dem Einfluß der Kirche der unifizierten Technokratie lagen, drohte stets die Gefahr als Hochverräter angeklagt und hingerichtet zu werden. Trotzdem gab es immer wieder mutige Personen, egal ob Elb, Mensch oder Zwerg, die sich aller Gefahren zum trotz ein Herz nahmen und den Kontakt zur Stadt der Drachen pflegten.
Es waren gleich mehrere dieser Quellen, die seid Tagen beunruhigende Nachrichten übermittelten. So soll ein junger Elb den Staatsminister Victor zu Lebelfallas ermordet haben. Dieser Elb wurde beschuldigt einen Gruppe von Terroristen anzuführen und den Sturz des Königs von Goldor zu planen. Weiterhin, so wurde behauptet, soll jener Elb ein Schwarzmagier sein. Diese Nachricht war gleich doppelt erschreckend. Zum einen verhieß ein Elb der der schwarzen Magie verfallen war nichts gutes. Viel schlimmer aber war die Nachricht vom Tode Victor zu Lebelfallas. Er gehörte nicht nur zu einer Gruppe selbstloser geheimer Kämpfer gegen das Böse. Er besaß auch eine Schlüsselposition am Hofe des Königs und war einer der Wenigen, dem der Souverän noch ein Ohr schenkte und dabei nicht unter dem Einfluß des Klerus stand. Mit dem Verlust Victor zu Lebelfallas war Daelbar ein schwerer Schlag versetzt worden.
»Weiß man etwas von dem Täter?«, fragte Gilfea.
»Nur sehr wenig und das Wenige, was man weiß, scheint auch nicht sonderlich verläßlich zu sein. Es soll ein sehr junger Elb sein. Etwa in deinem Alter, was an und für sich schon recht unwahrscheinlich ist. Die königliche Garde verfolgt ihn. Zuletzt wurde seine Spur in einem Wald nördlich des großen Elbenreservats endeckt. Es scheint, als wenn er versucht aus Goldor zu
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