Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
und legte ihn sich über die Schulter. Gildofal war leicht wie eine Feder. Mit flinken Schritten und keinerlei Geräusch sprang Uskav davon, weg vom Stausee in Richtung des Gebriges.
Der Fuß des Gebirgsmassivs war nach wenigen Minuten erreicht. Das Gelände stieg sehr schnell sehr steil an. Schon bald musste Uskav klettern. Immerhin blieben die Verfolger zurück. Vermutlich dachte niemand wirklich ernsthaft daran, dass jemand vom Fuße eines Staubeckens fliehen könnte. Außerdem gab es nicht wirklich einen Grund in Richtung Gebirge zu fliehen, das es als unerklimmbar galt.
Es galt als unerklimmbar, war es aber nicht. Als General war Uskav im Besitz geheimer Landkarten gewesen. Es gab einen geheimen Pfad, der zu einem verborgenen Paß führte und von Zeit zu Zeit von Späher genutzt wurde, Diesen Pfad wollte der Uruk einschlagen. Er wusste ganz genau, nach welcher Felsformation er Ausschau halten musste, um den Anfang des Weges zu finden. Es war zwar Nacht, für einen Ork insbesondere einen Uruk aber hell genug, so dass er alles sehen konnte, was er wollte. Trotzdem brauchte es dann doch eine Weile, bis Uskav den Anfangspunkt des Pfades zum Gebirgspaß entdeckte. Denn obwohl Gildofal kaum als schwer bezeichnet werden konnte, lenkte so ein Elb auf der Schulter doch ein wenig ab.
Uskav war beeindruckt. Der Pfad zum Gebirgspaß war künstlich angelegt worden. Seine Baumeister mussten weniger einen bequemen als viel mehr ein heimlichen Aufstieg im Sinn gehabt haben. Der Weg verlief überwiegend in tiefen Einschnitten, die so geschickt in den Berg geschnitten waren, dass sie wie natürliche Spalten aussahen. Von Zeit zu Zeit gab es von Felsen überdeckte Nieschen, in denen man Rast machen konnte. Das war auch bitter notwendig. Uskav empfand den Aufstieg als anstrengend und er war immerhin ein Uruk. Die in den Stein gehauenen Stufen waren häufig schmal und verwittert. Ein falscher Tritt und man stürzte unweigerlich in den Tod.
Der Uruk schätzte, dass er ungefähr die Hälfte des Weges hinauf zum Paß geschafft hatte, als er sich erstmals eine kurze Pause gönnte. Vorsichtig legte er Gildofal in die windgeschützteste Ecke einer Rastniesche. »Die Beschwörung hat dich richtig umgehauen, was Kleiner?«, dachte Uskav bei sich und setzte sich ebenfalls und sah sich um. Wieder zeigte sich die Genialität der Erbauer dieses Pfades. Während der Weg vor Einblicken geschützt war, gab es in der Rastniesche einen Vorsprung, von dem man aus das gesamte Tal einschließlich des Stausees überblicken konnte. Und wie es aussah, war die Gefahr verfolgt zu werden, soeben gesunken. Die Grenzsoldaten Goldors waren gerade dabei, ihr Boot wieder am kleinen Anleger der Wachstation auf Goldoriansicher Seite zu vertäuen. Die Suchscheinwerfer, die vorher den See abgeleuchtet hatten, wurden wieder ausgeschaltet. Zurück blieb nur das monotone Aufflammen der Grenzwarnlinie, die, über Bojen mit Sendemasten, auch den Stausee kreuzte. Nach und nach kehrte Ruhe am Stausee ein.
Verpflegung - Dieser Gedanke durchzuckte Uskavs Gehirn und riß ihn aus seiner starren Beobachtungshaltung. Der Ork griff nach seinem Rucksack, den er sich fest auf den Rücken geschnallt hatte, und öffnete ihn. Er hatte es befürchtet. Der Sack hatte den See zwar überstanden, aber über die Hälfte seiner Vorräte war durch das Wasser zerstört worden. Nur die in Schutzfolien eingeschweißte Nahrung hatte überlebt. Dass hieß, den Gürtel enger schnallen, doch war der Verlust der Nahrung nicht das Hauptproblem. Das lautete Wasser. Zwei Wochen ohne zu Essen hätte Uskav locker überstanden, aber ohne Wasser zu sein, machte die Flucht deutlich kniffeliger.
»Mal sehen, was du in deinem Beutel hast?«, murmelte Uskav in sich hinein und nahm Gildofal dessen Rucksack ganz vorsichtig ab. Zu seiner größten Überraschung war dessen Inhalt vollkommen trocken. Dafür fühlte sich das Material des Sacks unangenehm an, es brannte leicht unter Uskavs Fingern. »Elbenmagie! Selbst vor solch einfachen Dingen, wie einem Rucksack, soll ich mich ekeln.«, stellte der Ork nüchtern fest, als er begriff, dass man ihm auch gegen simple Elbenstoffe, eine Aversion eingepflanzt hatte. Aus dem gleichem Grund nahm er die Lembas aus Gildofals Gepäck gleichgültig zur Kenntnis, er würde sie nicht Essen können. Erst als Uskav die letzten Teile aus Gildofals Rucksack herausnahm, erhellte sich seine Mine: Selbstvollsaugende, filternde Wasserschläuche. Sie würde nicht lange reichen, aber
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