Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
dass er hasste, was er nicht kannte. »Schwuchtel« war ein Universalschimpfwort an seiner Schule gewesen. Wobei Gildofal nie so recht klar war, was Krotos eigentlich immer so aufbrachte. Was hieß schwul denn wirklich? Das man sein eignes Geschlecht bevorzugte? Und wenn ja, was war daran so schlimm? Gildofal musste einsehen, dass er Krotos Lieblingsschimpfwort nie hinterfragt hatte.
Aber was war mit Gilfea?
Gildofal wühlte in seinem Bett umher, fand aber keine bequeme Stellung. Daran war das Bett völlig unschuldig. Gilfea! Wie kommt dieser Drachenreiter auf die Idee sich ausgerechnet in mich zu verlieben? Diese Frage nagte an Gildofal und ließ ihn keine Ruhe finden. Entnervt stand er auf und öffnete eine Fenster. Die herreinströmende Luft war kühl und erfrischend. Vieleicht, so hoffte Gildofal, beruhigt es auch meine Nerven.
Irgendwann spät in der Nacht, war Gildofal dann doch eingeschlafen. Am nächsten Morgen wurde er von einem Aufschrei geweckt.
»Brrr! Mann, Typ, es ist Winter! Frierst du gar nicht?«, rief Gilfea, als er seinen Kopf in Gildofals Zimmer steckte, um ihn zum Frühstück zu rufen. Als er Gildofal in Eigenfellbekleidung im Bett liegen sah, schüttelte er nur seinen Kopf und meinte: »Frühstück ist fertig. Das gibts aber vom Teller und nicht aus einem Napf!«
Müde öffnete Gildofal seine Augen und versuchte sich zu orientieren. Napf? Frühstück? Kälte? Winter? Gildofal versuchte aufzustehen, geriet aber in Koordinationsschwierigkeiten mit seinen Gliedmaßen. Das Ende vom Lied, mit einem lauten Gepolter landete Gildofal auf allen vieren vor seinem Bett und merkte erst dort, am Boden liegend, dass er sich über Nacht in seine Wolfsform verwandelt hatte. Ein Blick auf das immer noch geöffnete Fenster, brachte die Erklärung. In der Nacht war es sehr kalt geworden, statt von der Kälte aufzuwachen, hatte Gildofals Körper einfach für Wärme gesorgt. Und sein Fell hielt erstaunlich gut warm.
Gildofal machte sich fertig. Wechselte seine Form, wusch sich und zog sich frische Kleidung an, die ihn Gilfea bereitgelegt hatte. Erfrischt und munter tauchte er in Gilfeas Küche auf und wurde von appetitanregenden Düften empfangen.
»Du kannst kochen?«, fragte Gildofal.
Gilfea zuckte mit seinen Schultern: »Ich bin allein. Was bleibt mir übrig? Außerdem macht es Spaß. Lembas?« Gilfea hielt Gildofal einen Krob mit frischen Lembas hin.
»Du machst Lembas?«, Gildofal kam aus dem Staunen nicht raus. Vor ihm standen Speisen aufgetischt, die einem Elbenhaushalt alle Ehre gemacht hätten. Alles war frisch und duftete verlockend.
»Thonfilas Einfluß. Er hat mir beigebracht, wie man kocht. Da er mit Leib und Seele Elb ist, koche ich jetzt ebenfalls elbisch.«
Gildofal nahm einen Happen und war erstaunt. Die Lembas rochen nicht nur gut, sie schmeckten einfach vorzüglich. Das elbisch gewürzte Wasser, dass in einem großen Krug auf dem Tisch stand, verströmte einen feinen Honigduft und kribbelte in Gildofals Kehle. Gildofal konnte nicht anders, als Gilfea anlächeln. Der lief rot an und nahm schnell einen Happen Lembas zu sich.
»Meinstet ihr beide das wirklich ernst?«, fragte Gildofal plötzlich.
»Wir beide?«, fragte Gilfea zurück.
»Du und Mithval. Meint ihr, ich könnte wirklich ein Drachenreiter werden?«
Gilfea musterte Gildofal sehr ernst, aber auch mit einem leichten Anflug von Freude: »Es gibt wenig, was ich ernster meinte. Willst du denn?«
Gildofal seuzte: »Ich konnte letzte Nacht kaum ein Auge zu machen. Ich fühlte mich aufgewühlt und verwirrt. Der Gedanke, die Seele eines Drachens zu werden, ist gleichzeitig faszinierend, wie furchteinflößend.«
»Vor vor hast du Angst?«
»Meinem Drachen nicht gerecht zu werden.«, Gildofal spielte mit seiner Gabel, »Ich habe dich beobachtet. Wie du mit Mithval umgehst, ist dermaßen von Liebe und Zuneigung geprägt, dass ich nicht weiß, ob ich das könnte. Du merkst es vermutlich gar nicht, aber es gibt so vielen kleine Gesten, zwischen dir und Mithval, dass man eure Verbundenheit fast physisch greifen könnte.«
Gilfea sah verträumt und glücklch drein: »Ist das wirklich so? Vieleicht, hast du recht. Aber die Verbindung mit Mithval ist wirklich etwas einzigartiges. Wenn du wirklich ein Drachenreiter wirst, wirst du es erleben. Aber täusch dich nicht, Seele eines Drachens zu sein, stillt nicht das Verlangen nach Liebe zu einem anderen Wesen.«
»Na ja, bevor ich ein Drachenreiter werden, gehen ja noch Jahre ins Land.«,
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